Donnerstag, 25. April 2024

Spielsucht-Hilfe-Berlin: Portal der Berliner Charité für Glücksspielsüchtige

Spielsucht-Hilfe-Berlin

Spielsucht-Hilfe-Berlin

Spielsucht-Hilfe-Berlin: Hilfe für von Glücksspielsucht Betroffene (Bild: pixabay.com).

Mit Spielsucht-Hilfe-Berlin hat die Charité Universitätsmedizin Berlin ein Online Portal für Glücksspielsüchtige geschaffen. Zielgruppe sind alle Deutschen, die von problematischem und pathologischem Spielverhalten und exzessiver Internetnutzung betroffen sind.

Von Abhängigkeit Betroffene und deren Angehörige in der Hauptstadt können außerdem gezielt nach Hilfsangeboten im Raum Berlin suchen.

Glücksspiel ist als Spiel um Geld definiert, bei dem der in Aussicht gestellte Gewinn von Echtgeld überwiegend vom Zufall abhängt statt von Können, Wissen oder Geschick. Zum Glücksspiel zählen also Verlosungen und Lotteriespiele, Spielautomaten, Würfelspiele, Wetten und Sportwetten sowie Roulette. Hierzulande zählen selbst Kartenspiele wie Poker und Blackjack zu den Glücksspielen, auch wenn sich bei diesen die Gewinnchancen durch Können und Wahrscheinlichkeitsrechnung steigern lassen.

In Deutschland steigen Angebot und Nachfrage von Glücksspielen stetig, vom Lotto-Kiosk über Automatenspiele in Spielhallen und Kneipen bis hin zu Wettbüros, Spielbanken und Casinos. Die Zahl der Online Angebote auch in deutscher Sprache scheint geradezu zu explodieren.

Spielsucht-Hilfe-Berlin: Für Betroffene, Angehörige und Fachkräfte

Das Online Portal Spielsucht-Hilfe-Berlin wurde von der AG Spielsucht der Berliner Charité ins Leben gerufen und erhält eine Förderung durch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales des Landes Berlin. Die Internetseite ist aufgeteilt in Informationen für Betroffene, deren Angehörige sowie Fachkräfte, die auch Hilfsangebote melden können.

Glücksspiel wird in Deutschland von der breiten Öffentlichkeit als Unterhaltung angesehen, von Beteiligten oft auch als Nebeneinkunft oder Zuverdienst. Glücksspielsucht ist eine Erkrankung, die als Verhaltenssucht zu den stoffungebundenen Süchten zählt und den Alltag der Betroffenen stark beeinflusst beziehungsweise bestimmt. Kontrollverlust und riskantes Konsumverhalten sind möglich. Andauerndes und wiederkehrendes Glücksspiel mit mindestens fünf der folgenden Anzeichen gilt als Glücksspielsucht:

  • Starkes Eingenommensein vom Glücksspiel
  • Erhöhung der Einsätze, um gewünschte Erregung zu erreichen
  • Wiederholte Versuche, das Spiel einzuschränken oder aufzugeben
  • Unruhe oder Gereiztheit beim Versuch, das Glücksspielen einzuschränken oder aufzugeben
  • Glücksspiel als Hilfsmittel, um Problemen oder unangenehmen Gefühlen auszuweichen
  • Versuch, durch wiederholtes Glücksspielen Geldverluste auszugleichen
  • Lügen, um die Spielsucht zu vertuschen
  • Gefährdung oder Verlust partnerschaftlicher Beziehungen oder beruflicher Perspektiven aufgrund der Spielsucht
  • Tendenz, sich auf andere zu verlassen, um die finanzielle Sackgasse der Spielsucht zu überwinden

Glücksspielsucht in Deutschland

Im Juni 2016 stellte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, den Drogenbericht 2016 vor. Dieser listet als Risikofaktoren für problematisches Spielverhalten das junge Erwachsenenalter, männliches Geschlecht, niedrigen Bildungsstatus sowie Migrationshintergrund.

Der Gesamtumsatz der deutschen legalen Glücksspielbranche belief sich im Jahr 2013 auf 33,4 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat in einer Studie im Jahr 2015 die Bevölkerung zum Spielverhalten befragt. Das Ergebnis:

153.000 bis 382.000 Deutsche sind von problematischem Glücksspielverhalten betroffen, während zwischen 111.000 und 415.000 Menschen hierzulande unter pathologischem Glücksspielverhalten leiden. Außerdem sind mindestens 560.000 Menschen internetsüchtig. In den wenigsten Fällen nehmen Betroffene professionelle Hilfsangebote in Anspruch.

Spielsucht-Hilfe-Berlin setzt auf frühzeitige Unterstützung

Hier will die Spielsucht-Hilfe-Berlin Abhilfe schaffen. Je früher Hilfsangebote wahrgenommen werden, desto besser. Dazu müssen die Betroffenen aber ihre Möglichkeiten kennen. Hier setzt die neue Plattform der Berliner Charité an:

Die Online Datenbank Spielsucht-Hilfe-Berlin ermöglicht die Suche nach geeigneten Beratungs- und Behandlungsangeboten. Derzeit finden sich online 140 Anlaufstellen in Berlin sowie Informationen zu konkreten Behandlungsmöglichkeiten. Ebenfalls zu finden sind Kontaktdaten von Beratungsstellen, Psychotherapeuten und Selbsthilfegruppen. Das Angebot für Fachkräfte ermöglicht die Vernetzung von Therapeuten und Hilfsangeboten sowie die Eintragung neuer Beratungs- und Hilfestellen.

Suchtkranke leiden unter dem enormen Einfluss ihrer Krankheit auf den Alltag. Bei pathologisch Spielsüchtigen dreht sich alles nur noch um Glücksspiele. Soziale Beziehungen gehen zurück und finden nur noch im Rahmen des Spiels statt, finanzielle Probleme treten auf bis hin zu Affektstörungen und Depressionen. Wer suchtkrank ist, verlässt sich oft auf Hilfe von außen, ohne aus eigenem Antrieb den Kreislauf zu durchbrechen.

Ein geschärftes Bewusstsein für die Anzahl und das Vorhandensein von Beratungsangeboten kann Hilfe leisten. Die Spielsucht-Hilfe-Berlin bietet außerdem einen Fragenkatalog, mit dem Glücksspieler Ihr Verhalte im Selbstcheck untersuchen können, um eine eventuelle Gefährdung für Glücksspielsucht zu erkennen.

In Berlin findet auch der Deutsche Suchtkongress 2016 statt: Vom 5. bis zum 7. September werden in der Hauptstadt an der Technischen Universität aktuelle Präventions- und Therapieansätze für Glücksspielsucht und Internetabhängigkeit diskutiert.