Freitag, 26. April 2024

Studie: 70 % der Amerikaner sehen lieber ein Spiel, wenn sie darauf wetten können

Football|Seton Hall Universität|US Supreme Court

Spiele aus den großen Ligen der NFL, NBA oder MLB locken jede Woche in den USA Hunderttausende in die Stadien und fesseln zu Hause Millionen von Fans vor den Fernsehern. Eine Studie der Seton Hall University legt jetzt nahe, dass 70 % der Amerikaner ein Spiel noch lieber sehen, wenn sie die Möglichkeit haben, darauf Wetten abzuschließen.

Wahrscheinlichkeit bei Jüngeren noch höher

Für ihre Studie befragten die Universitätsfachleute 741 repräsentativ ausgewählte Amerikaner. 70 % von ihnen sagten, dass es wahrscheinlicher sei, sich ein Spiel anzuschauen, wenn sie auf dessen Ergebnis Wetten abschließen könnten. Ein gutes Viertel der Interviewten gab dagegen an, dass Sportwetten keinerlei Auswirkungen auf ihr Sehverhalten hätten.

Seton Hall University
Die Privatuniversität aus South Orange in New Jersey ist die älteste und gleichzeitig eine der größten katholischen Universitäten in den USA. In den Fachrichtungen Wirtschaftswissenschaften, Medizin und insbesondere Jura genießt die Universität landesweit einen hervorragenden Ruf. Die knapp 10.000 Studenten müssen für ihr Studium jährlich 38.000 US-Dollar aufwenden, wobei ein gutes Viertel von ihnen aufgrund von Stipendien nur reduzierte Beiträge zahlen muss.

Die Studie fördert zutage, dass die jüngere Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen besonders anfällig für das Angebot von Sportwetten ist: Unter ihnen steigt die Wahrscheinlichkeit auf 88 %, wenn die Möglichkeit besteht, auf das Match zu tippen.

Rick Gentile, verantwortlich für die Seton Hall-Studie, sagt zu den Auswirkungen:

Der Konsum von Spielen ist der erste Schritt, um zahlende Kunden zu gewinnen. Das haben die US-Clubs in den 1980ern erlebt, als sie virtuelle Ligen einführten und die Zuschauer dafür zahlten, ihre eigenen Teams zusammenzustellen. Jetzt erfahren wir etwas Ähnliches, denn Zuschauer sehen den Sport immer mehr in Kombination mit Wettmöglichkeiten.

Seton Hall führte die Analyse im Rahmen eines Studienprojekts durch, das von Unternehmen und Medienkonzernen wie dem Sportsender ESPN oder Yahoo Finance unterstützt wird. Die Umfrage findet seit 2006 kontinuierlich unter Leitung von Rick Gentile statt, der als Vice President beim TV-Sender CBS Sports tätig ist.

Mehrheit begrüßt die Legalisierung von Sportwetten

Neben den Sehgewohnheiten gibt die Studie Einblick in weitere Details zum Sportwetten-Markt. So begrüßen 40 % der Befragten die Entscheidung des Supreme Courts zur Legalisierung der Wettbüros. Eine Minderheit von 16 % beurteilt diesen Schritt negativ, während 44 % angeben, dass sie keine Meinung zu diesem Thema haben.

US Supreme Court

Der US Supreme Court (Bild: Wikipedia)

Dabei unterscheiden sich die Ansichten von Männern und Frauen in diesem Punkt beträchtlich. Während 52 % der Männer mit dem Urteil zufrieden sind, äußern sich nur 28 % der Frauen positiv über die Entscheidung des Gerichts.

Allerdings gibt es generell eine kritische Einstellung zu den Sportwetten, denn 61 % der Interviewpartner meinen, dass Wetten die Gefahr der Manipulation von Spielen erhöhten. Dabei stiege aufgrund der involvierten Geldsummen insbesondere das Risiko von verschobenen Matches.

Die lockenden Gelder sind auch der Grund, warum 35 % angeben, dass sie Sportwetten nur für den Profisport zuließen. Diese Furcht ist nicht unbegründet, denn gerade der in den USA überaus populäre College-Sport ist in der Vergangenheit schon mehrfach durch Skandale aufgefallen. Unter den Angerufenen sind 42 % jedoch dafür, Sportwetten sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich anzubieten.

Ein Drittel der Befragten gäbe zudem gerne auf Spiele Wetten ab, wenn dies in ihrem Bundesstaat möglich wäre, während die Legalisierung auf zwei Drittel keine Auswirkungen hätte. Wie die Organisatoren der Studie mitteilen, habe nur ein geringer Teil der Amerikaner jemals auf Sportergebnisse getippt. Die Organisatoren merken jedoch an, dass der Markt durch die Legalisierung künftig sehr viel mehr Kunden anlocken werde.

Legalisierung von Sportwetten löst einen Schub aus

Seton Hall Universität

Seton Hall Universität (Bild: Wikipedia)

Seitdem das höchste Gericht der USA im Mai mit seinem bahnbrechenden Urteil die Legalisierung von Sportwetten auf den Weg gebracht hat, reißt der Boom bei den Buchmachern nicht ab.

Große US-Glücksspiel-Konzerne wie MGM oder die Caesars-Gruppe mischen in dem Geschäft bereits kräftig mit und auch europäische Buchmacher a la William Hill, Paddy Power oder GVC sind in das Geschäft mit den Onlinewetten auf Football, Baseball und Co. eingestiegen.

Inzwischen hat ein knappes Dutzend von US-Bundesstaaten Sportwetten offiziell legalisiert. Ein Schritt, der den Anbietern allein in diesem Jahr Umsätze in dreistelliger Millionenhöhe einbringt und der auch dem Fiskus willkommene Zusatzeinnahmen verschafft. Kein Wunder, dass etwa 20 weitere Bundesstaaten derzeit darüber nachdenken, den Betrieb der Wettbüros ebenfalls zu erlauben.

Bei einer früheren Umfrage der Universität hatten im September 2017 noch 55 % der Interviewpartner gesagt, dass sie eine Legalisierung befürworteten. Dabei hätten es 62 % am liebsten, wenn die Gesetzgebung auf Ebene der Bundesstaaten erfolgte, während 27 % es bevorzugten, wenn es eine landesweite Regelung gäbe.

Die Ergebnisse aus der Studie der Seton Hall University dürften für Politiker und Glücksspiel-Unternehmen gleichermaßen ein guter Grund sein, ihr Engagement auf dem Sportwetten-Sektor weiter zu forcieren.