Freitag, 26. April 2024

Aktuelle Studie weist auf Verzerrung bei Studien zu problematischem Glücksspiel hin

Laptop, Studie, Diagramme Statistiken zur nationalen Gesundheit in Großbritannien unterscheiden sich deutlich von einigen Online-Erhebungen. (Bild: Pixabay)

Bei der Regulierung des Glücksspiels berücksichtigen Politiker immer wieder Zahlen zur Spielsucht in ihre Entscheidungen mit ein. Nun weist jedoch eine aktuelle Studie aus Großbritannien darauf hin, dass Statistiken zum problematischen Glücksspiel je nach Erhebungsmethode sehr unterschiedlich ausfallen. Vor allem Online-Umfragen sollen dabei zu übertrieben hohen Schätzungen führen.

Niedrige Spielsucht-Raten in England, Schottland und Wales

Die Professoren Patrick Sturgis und Jouni Kuha von der London School of Economics and Political Science haben untersucht [Seite auf Englisch], wie sich Fragemethoden auf die Ergebnisse von Studien zur Spielsucht-Prävalenz auswirken können. Dabei gebe es je nach Art der Stichproben deutliche Unterschiede bei den Ergebnissen.

Offizielle Statistiken zur Spielsucht in Großbritannien seien seit dem Jahr 2012 im Rahmen der Umfragen zur nationalen Gesundheit in England [Seite auf Englisch], Schottland und Wales erhoben worden. Dabei seien die durch Glücksspiel verursachten Schäden als verhältnismäßig gering eingeschätzt worden.

Frau, Umfrage, Online-Umfrage

Schon vor der Beantwortung von Fragen kann die Auswahl der Umfrageteilnehmer die Ergebnisse verzerren. (Bild: Pixabay)

So gingen die Umfragen aus dem Jahr 2016 beispielsweise davon aus, dass es sich bei einem Anteil von 0,7 % der Bevölkerung um Personen mit problematischem Spielverhalten handele. Der Anteil der Erwachsenen mit einem Risiko für spielbedingte Schäden sei auf 4,2 % geschätzt worden. Ähnliche Ergebnisse hätten die Erhebungen aus dem Jahr 2018 für England ergeben.

Bei diesen Untersuchungen seien die Methoden genutzt worden, die in der Forschung als „goldener Standard“ gälten: Zufallsstichproben und persönliche Befragungen. Deutlich andere Ergebnisse jedoch hätten sich aus Umfragen des Marktforschungsinstituts YouGov ergeben, die im Jahr 2019 durchgeführt worden seien.

Große Unterschiede bei Online-Befragungen zur Spielsucht

Diese Umfragen hätten herausgefunden, dass 2,7 % der Briten ein problematisches Spielverhalten aufwiesen. 13,2 % der Bevölkerung stünden unter dem Risiko, durch das Glücksspiel verursachte Schäden zu erleiden. Dies sei ein dreimal höherer Anteil der Bevölkerung als der, von dem die anderen Studien ausgingen. Als Fragemethode seien nicht-probabilistische Stichproben und online selbst auszufüllende Fragebögen verwendet worden.

Bei einer nicht-probabilistischen oder nicht zufallsgesteuerten Stichprobe werden die Untersuchungsobjekte willkürlich durch die Forschenden ausgewählt. Damit ist nicht bekannt, inwiefern sich bei der Zusammensetzung der Stichproben Verzerrungen ergeben könnten. Eine probabilistische Stichprobe dagegen wählt die Stichprobe nach dem Prinzip des Zufalls aus der Bevölkerung aus. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, an Studien teilzunehmen, für alle in Frage kommenden Personen gleich hoch.

Angesichts des zunehmenden Trends, Umfragen online durchzuführen sei es entscheidend zu verstehen, wie derartige Methoden die Genauigkeit von Statistiken zum problematischen Glücksspiel beeinflussen können.

Die Forscher erklärten:

„Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass nicht-probabilistische Online-Stichproben das problematische Glücksspiel im Vergleich zu persönlichen oder telefonisch erhobenen Wahrscheinlichkeitsstichproben aufgrund von Selektionsverzerrungen und schlechter Messqualität erheblich überschätzen.“

Bei acht untersuchten Online-Studien hätten die Forscher Verzerrungen bei der Auswahl der Stichproben festgestellt. Dabei sei der Anteil der Spieler, die häufig und online spielten, verhältnismäßig hoch gewesen. Somit sei davon auszugehen, dass diese Erhebungen durch Glücksspiel verursachte Schäden überschätzten.

Für Politiker und Entscheidungsträger würden sich aus diesen Diskrepanzen Probleme ergeben. So sei es ihnen dadurch unter anderem nicht möglich festzulegen, wie viele Ressourcen und Hilfsangebote für die Behandlung und Prävention von Spielsucht erforderlich seien.