Samstag, 20. April 2024

Studie untersucht Glücksspiel-Problematik in der Royal Air Force

Royal Air Force Tornados Die Studie untersucht die Verbreitung von Glücksspiel und Spielsucht bei der Royal Air Force (Quelle:flickr.com/Robert Sullivan, gemeinfrei)

Ein Achtel der Angehörigen der britischen Royal Air Force weisen ein zumindest riskantes Glücksspiel-Verhalten auf. Zu diesem Ergebnis kommt eine in dieser Woche veröffentlichte Studie der walisischen Swansea University. Besonders betroffen seien junge Männer.

Glücksspiel, Alkohol und psychische Probleme

Im Rahmen der Studie Gambling problems and associated harms in United Kingdom Royal Air Force personnel (dt. Glücksspielprobleme und damit verbundene Schäden beim Personal der Royal Air Force des Vereinigten Königreichs) werteten die Forscher Angaben von 2.119 dienenden Angehörigen der britischen Luftstreitkräfte aus.

Der Bericht [Seite auf Englisch] wurde auf Initiative des Royal Air Force Benevolent Fund erstellt. Die Wohltätigkeitsorganisation der Luftstreitkräfte unterstützt eigenen Angaben zufolge aktive und ehemalige Angehörige und deren Familien bei finanziellen, praktischen und emotionalen Problemstellungen.

Ziel der Erhebung waren Erkenntnisse zur Häufigkeit von Glücksspiel-Problemen und die Art der Glücksspiel-Aktivitäten innerhalb der Truppe. Weiterhin betrachteten die Verantwortlichen den COVID-19-Bezug und weitere potenzielle Risikofaktoren für problematisches Glücksspiel unter Royal-Air-Force-Angehörigen. Auch Fragen zum Alkoholkonsum und der psychischen Gesundheit flossen in die Auswertung ein.

Als wichtigstes Ergebnis ihrer Erhebung nennen die Forscher die Erkenntnis, dass 12,5 % aller Befragten über Glücksspiel-Probleme berichteten.

Royal Air Force: Glücksspielprobleme weit verbreitet

8 % der Befragten, die selbst Probleme mit ihren Spielverhalten eingestanden, seien den Forschern zufolge nach dem Problem Gambling Severity Index (PGSI) [Seite auf Englisch] als mit „geringem Glücksspielrisiko“ (PGSI-Wert 1-2) klassifiziert gewesen.

Bei 2,9 % sei von einem mäßigem Glücksspiel-Risiko (PGSI-Wert 3-7) auszugehen gewesen. Die PGSI-Werte von 1,6 % hätten auf Problemspiel (PGSI 8+) hingewiesen.

Die Wahrscheinlichkeit eines Glücksspiel-Problems (PGSI ≥ 1) beim Personal der Royal Air Force sei Männern im Alter zwischen 18 und 24 Jahren am höchsten gewesen.

Der Royal Air Force Benevolent Fund zitiert einen der betroffenen Studienteilnehmer:

Das Glücksspiel war eine Befreiung vom Arbeits- und Alltagsstress. Ich wurde in jungen Jahren befördert - jünger als die meisten anderen in meiner Branche - und das bedeutete, dass ich mir selbst eine Menge Stress und Druck auferlegte. Ich verheimlichte mein Glücksspielproblem vor meinen Kollegen und Vorgesetzten, weil ich mich schämte und es mir peinlich war - ich wollte nicht zugeben, was ich durchmachte.

Mindestens einmal am Glücksspiel teilgenommen hätten im vorangegangenen Jahr 67,9 % der Royal-Air-Force-Bediensteten. Dies übertreffe die zuletzt festgestellte [Seite auf Englisch] Quote (54 %) der Glücksspiel-Teilnahme in der allgemeinen nicht-militärischen Bevölkerung deutlich.

Die absolute Spitze bei den Glücksspiel-Aktivitäten belegten unter den Angehörigen der Luftstreitkräfte Lotterie- und Rubbellos-Produkte. Es folgten Online-Glücksspiele, virtuelle Glücksspiel-Automaten und Online-Wetten.

Deutlicher Anstieg des Glücksspiels in Pandemie-Zeiten

Von den Befragten hätten nur 37,9 % angegeben, dass sich ihr Glücksspiel-Verhalten durch COVID-19 nicht verändert habe.

Von den als Problemspieler klassifizierten Probanden gaben jeweils 43,5 % an, dass sie während der Pandemie bei einer oder mehreren Glücksspiel-Apps oder -Webseiten angemeldet oder die Zeit, die sie mit Glücksspielen verbrachten, erhöht hatten.

34,8 % von ihnen gaben an, im betrachteten Zeitraum mehr Geld als zuvor für Glücksspiele ausgegeben zu haben.

Die im Rahmen der Studie ermittelten Raten von schädlichem und riskantem/abhängigem Alkoholkonsum (23,4 % bzw. 4,9 %) unter den Militärangehörigen lagen ebenfalls deutlich über den alkoholbedingten Schäden in der Allgemeinbevölkerung.

Weiterhin gab ein Großteil der Befragten an, dass sich ihre psychische Gesundheit während der Pandemie-Zeit verschlechtert habe. Den Forschern zufolge erfüllten beispielsweise 38,5 % aller Befragten diagnostische Kriterien für Angstzustände.

In einem ersten Fazit weisen die Forscher darauf hin, dass längerfristige Studien erforderlich seien, um die Auswirkungen von COVID-19 auf problematisches Glücksspiel und das gleichzeitige Auftreten von psychischen Erkrankungen bei den Angehörigen der britischen Luftstreitkräfte zu bewerten.

Es gebe jedoch Hinweise darauf, dass auch berufliche Faktoren, die für die Royal Air Force spezifisch seien, das Risiko für die Entwicklung von Glücksspiel-Problemen erhöhten. Dies betreffe zum Beispiel verschiedene Arten von Einsätzen, die mit ausgedehnten Ausfallzeiten verbunden seien.