Donnerstag, 10. Oktober 2024

Südosteuropa aktuell: Kein leichtes Los für Gaming-Anbieter

Spieltisch|Albanien|

Südosteuropäische Länder wie Albanien, Bulgarien und Kroatien galten in den letzten Jahren als attraktive Märkte für Glücksspielanbieter. Doch auf die Betreiber von Spielhallen, Casinos und Wettbüros könnten stürmische Zeiten zukommen.

Diese Umsätze wurden in Albanien, Bulgarien und Kroatien generiert:

Sportwetten-, Lotterien- und Casinobetreiber konnten im Jahre 2017 in Albanien 132 Millionen Euro umsetzen.

Auch in Kroatien entwickelte sich der Glücksspielmarkt blendend. Nachdem im Jahre 2010 Online-Angebote wie Sportwetten im Internet reguliert wurden, wuchsen die Umsätze im Jahre 2016 auf bis zu 373 Millionen Euro an.

Noch bessere Zahlen gab es in Bulgarien. 2017 erwirtschaftete der Glücksspielmarkt des Landes fast 1,5 Milliarden Euro. Beliebtestes Glücksspiel der Bulgaren waren Rubbellose. Allein deren Verkauf bescherte einen Umsatz von knapp 160 Millionen Euro.

Albaniens Regierung geht gegen Spielhallen und Wettbüros vor

Die wohl größten Veränderungen für Glücksspielanbieter und Spieler könnten im Jahre 2019 in Albanien ins Haus stehen. Wie die Tirana Times (Seite auf Englisch) berichtete, plant Ministerpräsident Edi Rama eine Schließung aller Wettbüros, Spielhallen und Casinos in Wohnbezirken.

Auf einer Pressekonferenz am 09.10.2018, sagte Rama:

„Auf dem Staatsgebiet der Republik Albanien werden ab dem 01.01.2019 keine Wettgeschäfte oder Automatencasinos in Wohnbezirken ihre Rollläden öffnen.“

Die Regierung plane außerdem, ein Monopol für Sportwetten und Pferderennen zu etablieren. Dies könnte von signifikanter Bedeutung für Sport- und Pferdewettenanbieter sein. Schließlich war der albanische Glücksspielmarkt bisher ausschließlich privat organisiert.

Albanien

Albanien geht hart gegen Glücksspielanbieter vor. (Quelle: Pixabay)

In Sachen Online-Gaming besteht weiterhin Unklarheit. Bisher gab es in Albanien einen einzigen lizenzierten Online-Glücksspielanbieter, wobei die Zahl nicht lizenzierter Anbieter wuchs. Unklar ist, ob diese Anbieter zukünftig lizenziert werden könnten.

Nicht wenige albanische Oppositionspolitiker vermuten hinter der Schließung von Spielhallen und Wettbüros private Interessen, die mit dem Online-Glückspiel in Zusammenhang stehen könnten.

Die Schließungen dieser Etablissements könnte nämlich das Monopol des Online-Sportwettenanbieters BastArena stärken. Teilhaber des Unternehmens ist niemand geringeres als Edi Ramas Bruder, Olsi Rama.

Das sagen die Betroffenen

Unterdessen fordern die von der Schließung betroffenen Betreiber eine gütliche Lösung, oder drohen mit rechtlichen Konsequenzen.

Artan Shyti, Vorsitzender der Association of Sportsbetting Societies, bot der Regierung eine freiwillige Schließung von 50 % aller Wettbüros an. Außerdem wolle man neue Regeln für den Spielerschutz einführen. Auch dürfe die Regierung zukünftig Onlinewetten kontrollieren um sicherzugehen, dass Online-Anbieter vollumfänglich Steuern abführen.

Shyti warnte zudem vor den möglichen Konsequenzen des staatlichen Verbots. In Albanien drohten 8.000 Arbeitsplätze durch ein Verbot verloren zu gehen.  Dies wäre ein herber Rückschlag für die so schon angeschlagene Wirtschaft des Landes.

Sei die Regierung allerdings nicht bereit zu Verhandlungen, wolle man rechtliche Schritte nicht ausschließen.

Der autoritäre Schritt der albanischen Regierung stellt einen starken Eingriff in die freie Wirtschaft dar, wurde aber nicht nur negativ rezipiert. So erhofft man sich von den Maßnahmen einen Rückgang der Korruption sowie der Bandenkriminalität. Auch die Suchtprävention könne durch die neuen Regeln gefördert werden.

Bulgarien will gegen Glücksspielwerbung vorgehen

Wie wir in diesem Monat berichteten, wird Glücksspielwerbung immer häufiger Gegenstand von Beschwerden und staatlichen Sanktionen. In Italien soll Glücksspielwerbung ab dem 01.01.2019 sogar ganz verboten werden.

Auch in Bulgarien will man stärker gegen Glücksspielwerbung vorgehen. Bereits im Mai 2018 hatte die bulgarische Regierung ein Gesetz auf den Weg gebracht, welches das Bewerben von Glücksspielprodukten stärker einschränken soll. Vor allem aggressive Werbung für Rubbellose sollte durch Neuregelung unterbunden werden.

Während das Gesetz vor seinem Inkrafttreten noch von der europäischen Kommission geprüft werden muss, ging die Parteiführerin der bulgarischen Sozialisten noch einen Schritt weiter. Sie kündigte Gespräche über höhere Steuern für Glückspielanbieter an.

Sollte das neue Gesetz tatsächlich kommen, könnte es dazu führen, dass das Wachstumspotential für Glücksspielprodukte in Bulgarien wesentlich gehemmt wird.

Kroatien beklagt Steuerausfälle

Das kroatische Finanzministerium beklagte im Frühjahr dieses Jahres Steuerausfälle, die durch Online-Sportwettenanbieter verursacht würden. Und dass, obwohl der kroatische Glücksspielmarkt einer der am stärksten besteuerten Märkte Europas ist.

So zahlen Spieler auf Gewinne aus Sportwetten, die in lizenzierten Wettbüros platziert wurden, mindestens 10 % Steuern.

Dies hat dazu geführt, dass immer mehr Spieler Angebote von Online-Wettanbietern nutzen. Finanzminister Zdravko Maric fordert deshalb ein Verbot nicht-lizenzierter Wettanbieter und eine Sperrung der Internetpräsenzen. Den jährlichen Steuerverlust beziffere man auf etwa 1 Milliarde Kuna.

Ob die kroatische Regierung tatsächlich dazu übergeht, eine Sperrung diese Seiten gesetzlich zu verankern, ist nach jetzigem Stand offen.

Welche Motivation steckt dahinter?

Ob Verbote, Regulierungen und angekündigte Sperren wirklich dazu dienen, die oft zitierte Suchtprävention zu fördern und Spieler zu schützen, darf bezweifelt werden.

Bereits im Sommer dieses Jahres hatten die Schweizer bei einer Volksabstimmung mit 73 % für ein neues Glücksspielgesetzt gestimmt. Dies fordert eine Sperre nicht lizenzierter Anbieter in der Schweiz und soll 2019 in Kraft treten.

Schranke

Schranken oder schrankenloser Markt in Europa? (Quelle: Wikipedia)

Das Ziel der Sperre könnte sein, mehr Spieler auf lizenzierte Seiten zu bringen, die höhere Steuereinnahmen für den Staat generieren.

Überdies könnte staatlicher Protektionismus eine Rolle spielen. Durch einen Ausschluss ausländischer Unternehmen und einer damit einhergehenden Verringerung der wirtschaftlichen Konkurrenz könnten Schweizer Unternehmen einfacher in der Lage sein, sich am Markt zu behaupten.

Auch die regulatorischen Vorhaben in Albanien, Bulgarien und Kroatien könnten auf eine andere Motivation hinweisen: Monopolisierung. Es scheint, als versuchten sich diese Staaten weitestgehend gegen den freien europäischen Markt zu positionieren. Ob dies langfristig von Erfolg gekürt sein kann, ist fraglich.