Donnerstag, 25. April 2024

Südkorea: Problematisches Spielverhalten steigt unter Jugendlichen

Seoul

Das Koreanische Zentrum für Glücksspielprobleme (KCGP) legte der südkoreanischen Nationalversammlung kürzlich einen Bericht vor, nach dem die Anzahl der Jugendlichen, die von problematischem Spielverhalten betroffen sind, um das sechsfache gestiegen sei. Nach Angaben des KCGP sei hierfür das Online Glücksspiel verantwortlich.

Höchster Anstieg der Problemspieler im Jugendalter

Dem Bericht des Korea Center on Gambling Problems zufolge erhielten im Jahr 2018 insgesamt 4.563 Personen über 30 Jahren eine Spielsucht-Behandlung. Dies geht aus Informationen der lokale Nachrichtenagentur Korea Bizwire hervor.

Die Anzahl der Jugendlichen, die wegen problematischen Spielverhaltens behandelt wurde, belief sich im vergangenen Jahr auf 1.027. Im Jahr 2015 hatte sie noch bei 168 gelegen. Damit zeigt sich in dieser Altersgruppe der höchste Anstieg.

Jejudo Insel Südkorea

Auf der Insel Jejudo wurde bei Umfragen ebenfalls problematisches Spielverhalten unter Jugendlichen festgestellt. (Bild: Wikipedia)

Während die Anzahl der jugendlichen Problemspieler kontinuierlich stieg, sank die Anzahl derjenigen, die das Glücksspiel nach der Behandlung aufgaben. Lag die Erfolgsquote nach der Glücksspielbehandlung im Jahr 2016 noch bei 48 Prozent, sank sie 2017 auf 30 und 2018 auf nur noch 23 Prozent.

Hinweise auf das problematische Spielverhalten von Jugendlichen in Korea hatte bereits eine Ende 2018 unter Gymnasiasten der südkoreanischen Inseln Jejudo durchgeführte Umfrage geliefert.

Die vom Korea Center on Gambling Problems vorgelegten Ergebnisse hatten darauf hingewiesen, dass 12 Prozent der Schüler einem hohen Risiko unterlägen, spielsüchtig zu werden. Einer der Jugendlichen hatte geschildert, beim Glücksspiel bereits mehr als 100 Millionen Südkoreanische Won (ca. 7.500 Euro) verloren zu haben.

95 Prozent der jugendlichen Problemspieler spielen online

Unterschiede zwischen jugendlichen Spielern und Spielern anderer Altersgruppen gab es in der Art des Glücksspiels. Während andere Altersgruppen das legale Glücksspiel im Casino oder legale Sportwetten bevorzugten, nahmen die Teenager dem Bericht des KCGP zufolge hauptsächlich am Online Glücksspiel teil. 95 Prozent der im vergangenen Jahr behandelten jugendlichen Spieler sollen auf Online Glücksspielseiten gespielt haben.

In Südkorea werden hinsichtlich des Glücksspiels Unterschiede zwischen Einheimischen und Touristen gemacht. Während Touristen in einer Vielzahl von Casinos spielen können, ist das Glücksspiel für Südkoreaner selbst nur in einem einzigen Casino, dem Kangwon-Land, legal.

Ebenso legal sind Sportwetten und lokale Lotterien. Das Online-Glücksspiel dagegen ist verboten. Jugendlichen ist die Teilnahme an Sportwetten und am Glückspiel im Casino erst ab 18 Jahren erlaubt.

Die Teilnahme am illegalen Glücksspiel wird in Südkorea hart bestraft und Südkoreaner müssen selbst dann mit Haftstrafen rechnen, wenn sie im Ausland, beispielsweise in Macau oder Las Vegas, Casinos besuchen.

Unabhängig von den Ergebnissen, die das Korea Center on Gambling Problems vorlegte, führt derzeit das Korea Center for Disease Control and Prevention (KCDC) derzeit eine landesweite Studie zur Glücksspielsucht durch. Diese Studie wird Teil der regionalen Gesundheitserhebung sein, die alle zwei Jahre den Gesundheitszustand der Südkoreaner erfasst.

Erhebungen zur Spielsucht werden hierbei erstmals Teil der Studie sein. Hierfür sollen 2019 Umfragen in 17 Großstädten und in 253 kleineren Städten durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollen ein Jahr später veröffentlicht werden.

Maßnahmen gegen das Online-Glücksspiel in Südkorea

Die Medienregulierungsbehörde, die Korea Communications Commission (KCC), kündigte bereits im Februar in einer Pressemitteilung an, ein neues Sperrsystem einzuführen, mit dem ausländische Glücksspiel-Webseiten effektiver blockiert werden sollen.

Etwa zur gleichen Zeit gab die südkoreanische Polizei bekannt, ein neues Cyberkommando zu bilden, mit dem man verstärkt gegen das Online-Glücksspiel vorgehen wolle. Die neue Einheit wird in sieben Gemeinden und in den größten Städten des Landes präsent sein.

Die südkoreanische Regierung ist demnach stark bemüht, jeglichen Zugang zum Online Glücksspiel zu verhindern. Dabei ist die Glücksspielsucht in Südkorea keineswegs ein Problem, das auf die Glücksspiel-Webseiten zurückzuführen ist, sondern auch im einzigen für Koreaner zugänglichen Casino des Landes, dem Kangwon-Land, tummeln sich seit Jahren zahlreiche Spielsüchtige.

So beschrieb einer der Besucher gegenüber dem Fernsehsender Das Erste, der eine Anzahl von 600.000 Schwerstsüchtigen nennt:

„Ich bin zum dritten Mal hier dieses Jahr. Um die Tausend Euro habe ich dabei. Eigentlich spiele ich ständig. Ich bin abhängig, und da gibt es auch keinen Ausweg. Und wenn es mal nicht gut läuft, dann trinke ich viel.“

Die Ursache der hohen Anzahl der Spielsüchtigen sehen viele Landes- und Kulturkenner im hohen Leistungsdruck, unter dem die Südkoreaner sowohl in der Schule als auch im Arbeitsalltag stehen.