Mittwoch, 24. April 2024

Britische Glücksspielunternehmen vereinbaren temporären Werbe-Stopp

Spielkarten als Turm mit bunten Würfeln

Britische Glücksspielunternehmen haben vereinbart, ab spätestens dem 7. Mai sämtliche TV- und Radiowerbung für Glücksspielprodukte einzustellen. Wie die britische Glücksspielvereinigung, der Betting and Gaming Council (BGC), am Montag in einer Pressemeldung erklärte, sei der freiwillige Verzicht auf Werbung eine weitere Reaktion auf die Folgen der COVID-19-Pandemie.

Die Mitglieder des BGCs seien derzeit für 50 % aller in TV und Radio ausgestrahlten Glücksspiel-Werbespots verantwortlich. Der BGC hoffe, dass andere Glücksspielunternehmen, beispielsweise die Nationallotterie, dem Beispiel folgen und ebenfalls temporär auf ihr TV- und Radio-Marketing verzichten würden.

Ende März hatte der BGC seinen Mitgliedern im Rahmen eines 10-Schritte-Maßnahmenkataloges auferlegt [Seite auf Englisch], einen besonderen Fokus auf „verantwortungsvolle“ Werbung zu legen. Das Gesamtvolumen der Glücksspielwerbung war daraufhin um 10 % gefallen. Gleichzeitig wurde laut BGC ein Umsatzeinbruch von 30 % im Online-Glücksspiel verzeichnet.

Der temporäre Werbebann soll bis mindestens zum 5. Juni fortdauern. Eine Lockerung werde erst in Betracht gezogen, wenn die Regierung die allgemeinen Lockdown-Maßnahmen herunterfahre.

Langfristig weniger Glücksspielwerbung?

Wie Michael Dugher, der Geschäftsführer des BGCs, erklärt, arbeite die Vereinigung sehr eng mit Ministern der Regierung zusammen, um die bestmöglichen Spielerschutzmaßnahmen in Bezug auf die Corona-Krise umsetzen zu können.

Die jüngst immer lauter gewordenen Stimmen von Glücksspiel-Gegnern hätten jedoch keinen Einfluss auf die Entscheidung zum Einstellen der Werbung gehabt. Dugher dazu:

Es wird immer alarmschlagenden Lärm seitens der Glücksspiel-Gegner geben, die auf der Jagd nach Schlagzeilen sind, aber diese neueste tiefgreifende Maßnahme ist das Resultat eines ernsthaften, konstruktiven und evidenzbasierten Ansatzes der lizenzierten BGC-Mitglieder.

Dugher betont des Weiteren, dass es, entgegen der von Glücksspiel-Gegnern geäußerten Befürchtung, nicht zu einem Anstieg der Online-Glücksspielbeteiligung gekommen sei.

Infolge der Corona-Krise hätten die Mitglieder des BGCs einen Gesamtumsatzeinbruch von 60 % verzeichnet. Das liege nicht zuletzt daran, dass die Menschen deutlich weniger auf Online-Glücksspiel-Webseiten spielten als zuvor.

Dem BGC sei daran gelegen, potenzielle Glücksspielrisiken weitmöglichst einzudämmen, sowohl während dieser Krise als auch danach.

Ob sich damit das zuvor oft als „exzessiv“ bezeichnete Glücksspiel-Werbevolumen in Zeiten nach COVID-19 langfristig verringern wird, bleibt abzuwarten. Gefordert hatten Politiker eine drastische Eindämmung schließlich schon seit Monaten.