Freitag, 19. April 2024

Geschickt wie beim Glücksspiel-Betrug: Diamanten im Wert von 4,2 Mio. GBP gegen Kieselsteine vertauscht

Diamanten|Kümmelblättchen Kartenspiel

Eine Frau ist am Mittwoch von einem Londoner Gericht wegen Trickbetrugs zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Mit einer Fingerfertigkeit, die mit betrügerischen Kartentricks oder dem Hütchenspiel vergleichbar sind, gelang es der in Frankreich wohnhaften 60-jährigen Lulu Lakatos, in London Diamanten im Wert von 4,2 Mio. GBP (5,8 Mio. Euro) zu stehlen. Laut der BBC [Seite auf Englisch] habe es sich dabei um den größten Juwelendiebstahl gehandelt, der jemals in Großbritannien begangen worden sei.

Lakatos soll sich im Jahre 2016 bei dem Londoner Luxusjuwelier Boodles als Gemmologin ausgegeben haben. Angeblich habe sie im Auftrag eines wohlhabenden russischen Investors Edelsteine schätzen sollen.

Die geübte Trickbetrügerin habe die sieben Diamanten, darunter einen im Wert von 2,2 Mio. GBP, gegen wertlose Kieselsteine ausgetauscht, bevor sie diese wieder in ein verschließbares Behältnis platziert habe.

Der vermeintlich wertvolle Inhalt der Tasche sollte anschließend im Tresor des Geschäfts aufbewahrt werden, bis das Geld überwiesen werde. Das Vorgehen der Frau sei dabei so geschickt gewesen, dass die Angestellten den Vorgang nicht bemerkt hätten.

Die Fingerfertigkeit der Glücksspiel-Betrüger

Lulu Lakatos soll bei ihrem Trickdiebstahl mit einer Fingerfertigkeit agiert haben, wie sie auch beim Glücksspielbetrug bekannt ist. Erst vergangenen Monat berichtete der Berliner Kurier, dass die Straßen an bekannten Hotspots der deutschen Metropole erneut von Hütchenspielern heimgesucht würden.

Hinter den Hütchenspielern stecken organisierte Banden, die auf dem Alexanderplatz, am Brandenburger Tor oder an der East Side Gallery ahnungslose Touristen ins Visier nehmen.

An dieser Art von Trickbetrug sind in der Regel mehrere Personen beteiligt. Einer ist der Spieler, während Komplizen die Rolle vermeintlicher Passanten einnehmen, die Geld darauf setzen, unter welcher der drei Behältnisse sich die Kugel befindet. Doch der Betrüger lässt die Kugel gekonnt verschwinden, so dass die Spieler ihr Geld verlieren.

Ähnlich wie das Hütchenspiel funktioniert auch das weit verbreitete Betrugsspiel Kümmelblättchen, auch bekannt unter den Bezeichnungen Gimelblättchen, Three Card Monte, Bauernschreck, Find The Lady oder Bonneteau.

Kümmelblättchen Kartenspiel

Kümmelblättchen, auch als Three Card Monte bekannt, funktioniert ähnlich wie das Hütchenspiel. (Bild: flickr.com, ZioDave, CC BY-SA 2.0)

Statt drei Behältnisse und einer Kugel kommen hier drei Spielkarten zum Einsatz. Die drei verdeckten Karten werden vom Geber schnell verschoben. Die Spieler müssen dann erraten, auf welcher Position sich eine bestimmte Karte befindet.

Das Video zeigt ein typisches Szenario eines Hütchenspiels in Berlin:

Kamera deckt Trickbetrug auf

Aufnahmen der Überwachungskamera hätten gezeigt, wie Lakatos die Edelsteine vertauscht habe. Nachdem sie das Juweliergeschäft verlassen habe, soll sie die Diamanten in die Handtasche einer Komplizin geschoben haben.

Anschließend habe sie in der Toilette einer Kneipe ihre Kleidung gewechselt und sei mit dem Zug nach Frankreich gefahren. Letztes Jahr sei die Betrügerin mit internationalem Haftbefehl in Frankreich festgenommen worden. Von den Diamanten fehle bis heute jede Spur, so die Staatsanwaltschaft.

Staatsanwalt Oliver Mosley betitelte den Diebstahl als „überaus dreist und raffiniert“. Richterin Emma Goodall QC erklärte bei der Urteilsverkündung:

Dies war ein sehr ausgeklügeltes und kühnes Vorgehen in Bezug auf Planung, Risiko und Gewinn, ein Vergehen, bei dem Sie eine wesentliche Rolle gespielt haben. Sie haben fast eine Stunde im Ausstellungsraum von Boodles London verbracht, um deren Vertrauen auszunutzen, das es Ihnen ermöglichte, eine dreiste Täuschung durchzuführen und durch Taschenspielertricks sieben Diamanten im Wert von 4,2 Millionen Pfund zu stehlen.

Detective Sergeant der Flying Squad, William Man, erklärte, die Ermittlungen würden derzeit noch andauern, um weitere an dem Diebstahl beteiligte Personen zu identifizieren.