Dienstag, 08. Oktober 2024

Italien: Turbulente Zeiten für die Casinos in Campione und Sanremo

Casino di Sanremo Im Casinò di Sanremo sorgen sich MItarbeiter aktuell um ihre Jobs (Bild: Flickr/WorldPokerTour/CC BY-ND 2.0)

Um die italienischen Casinos in Campione und Sanremo wird es in den Medien nicht still. So werden sich die ehemaligen Führungskräfte des Casinò di Campione im Zusammenhang mit der Insolvenz 2018 in Kürze vor Gericht verantworten müssen. In Sanremo indes gibt es Streit um die Unternehmensführung des Casinos. Dieses schreibt seit Jahren rote Zahlen und Mitarbeiter fürchten nun um ihre Jobs.

Vergangenheit und Zukunft des Casinò di Campione

Was ist in den Jahren vor 2018 so schiefgelaufen, dass das Casinò di Campione mit knapp 200 Mio. Euro verschuldet war und eine Insolvenz nicht mehr abwenden konnte?

Dieser Frage soll das Gericht in Como ab dem 12. April auf den Grund gehen. Wie die italienische Zeitung La Regione [Seite auf Italienisch] am Montag berichtete, sollen am nächsten Dienstag die damaligen Funktionäre, Berater und Politiker in einer ersten Anhörung Stellung nehmen.

Nachdem das Casinò di Campione 2018 Insolvenz angemeldet hatte, blieben die Türen zu Europas größtem Glücksspiel-Tempel bis Anfang dieses Jahres geschlossen. Im Januar kam es unter neuer Führung und mit neuem Zukunftskonzept schließlich zur lang erhofften Wiedereröffnung. Während das Casino seither noch keine Geschäftszahlen veröffentlicht hat, zeigt sich die Geschäftsführung optimistisch. Wie italienische Branchenmedien am Wochenende berichteten, plane das Casino aktuell die Wiederaufnahme von Poker-Turnieren. Insgesamt 10 Veranstalter hatten sich für die Ausrichtung der Turniere beworben. Eine Entscheidung sollte gestern fallen, wurde öffentlich jedoch noch nicht bekanntgegeben.

Die Liste der Personen, die heute noch zur Verantwortung gezogen werden könnten, sei mittlerweile jedoch halbiert. So habe Richter Andrea Giudici im Juni 2021 insgesamt 20 Namen gestrichen, da die gegen sie erhobenen Anklagepunkte bereits verjährt oder nicht mehr relevant seien. Rund weitere 20 Personen sollen in Kürze jedoch vor Gericht erscheinen.

Gegen einige von ihnen lägen gleich mehrere Anklagepunkte vor. Insgesamt gehe es dabei insbesondere um Unstimmigkeiten mit den Casino-Bilanzen in den Jahren 2013 bis 2018, Amtsmissbrauch und falsche Angaben und Aussagen gegenüber den Behörden.

Sanremo: „Falsche Entscheidungen“ im Management?

Während das Casinò di Campione trotz der anhaltenden Ermittlungen und Verfahren wieder volle Fahrt aufgenommen hat, steckt das Casinò di Sanremo italienischen Medienberichten zufolge in schwerwiegenden finanziellen Schwierigkeiten.

Im März hatte das Casino-Management daher angekündigt, die Einstellung seines Gastronomiebereichs in Erwägung zu ziehen. Dies hätte den Verlust von mindestens einem Dutzend Arbeitsplätze zur Folge, schreibt Sanremo News.

Trotz Vollbetriebs hätten die Umsätze des Casinos im ersten Quartal dieses Jahres gut 30 % unter denen im Prä-Corona-Vergleichszeitraum 2019 gelegen. Das Casino habe dies vor allem mit den gestiegenen Energiepreisen begründet. Mit dieser Antwort gebe sich die Gewerkschaft CISL jedoch nicht zufrieden. In einem Statement heißt es:

Wer noch immer nicht den Unterschied zwischen dem Erreichen eines Bilanzausgleichs und einer verantwortungsvollen Geschäftsführung versteht, der kann sich unserer Meinung nach nun von den eindeutigen Daten überzeugen lassen: Covid, der Krieg in der Ukraine und der Anstieg der Energiepreise, all dies sind Fakten, die auch die Casinos in Saint Vincent, Venedig und Campione betreffen.“

Trotz der genannten Gesamtumstände zeigten die Geschäftszahlen der anderen Casinos in eine andere Richtung. Das Casino in Venedig habe im ersten Quartal ein Umsatzplus von 9,2 % verbucht, Saint Vincent + 4,1 %.

Auch bei den einzelnen Spielen zeige sich ein großer Unterschied. Venedig habe im Bereich Spielautomaten ein Plus von 1 % generiert, bei Roulette +31 % und beim Baccarat +39; Saint Vincent hingegen +1 % bei den Spielautomaten, +19 % beim Roulette und +57 % beim Baccarat. Sanremo hingegen habe mit den Spielautomaten 20 % weniger Umsatz generiert, mit Roulette 80 % weniger und beim Baccarat 141 % weniger.

Der Gewerkschaft zufolge habe dies weder mit der noch immer bestehenden Corona-Krise noch mit der neueren Krise in der Ukraine zu tun. Vielmehr habe das Management „gravierende Fehler“ in der Unternehmensführung gemacht.

Dazu zähle insbesondere die „völlig unverständliche“ Entscheidung, Roulette nur noch am Wochenende anzubieten. Die Gewerkschaft fordere daher ein sofortiges Handeln seitens der Geschäftsleitung, um den Verlust von Arbeitsplätzen abzuwenden.