Freitag, 06. Dezember 2024

Universitäten starten Bachelor- und Masterstudiengänge in eSports

eSport Event in Arena|

Zum Beginn des aktuellen akademischen Jahres 2019/20 bieten verschiedene Universitäten in Großbritannien und den Vereinigen Staaten erstmals Bachelor- und Masterstudiengänge in der Fachrichtung eSports an.

Während die Eltern vieler Erstsemester besorgt scheinen, präsentieren die Hochschulen den neuen Kurs mit Zuversicht und versprechen glänzende Zukunftsperspektiven für die Absolventen.

Gaming-Konsole statt Hörsaal?

Vor wenigen Jahren hätte vermutlich niemand für möglich gehalten, dass man Counter Strike, Fifa und andere Computerspiele einmal an der Universität studieren könnte.

Doch die besagten Games werden längst nicht mehr nur von Jugendlichen auf der Heimkonsole gespielt. Die beliebten Spiele haben längst ein Wettbewerbs-Level erreicht. Die „eSports“ werden in vielen Ländern als Sport anerkannt und füllen Stadien und Arenen mir begeisterten Fans.

Universität Staffordshire Gebäude

eSports-Studium seit diesem Jahr auch an der Uni Staffordshire (Bild: Wikimedia/Rept0n1x)

Während die gesamte Branche weltweit in rasantem Tempo wächst, bieten sich immer mehr Möglichkeiten, das Spielen in die eigene berufliche Karriere einzubauen. Und wie in jedem Berufsfeld werden auch bei eSports spezifische Qualifikationen und Kenntnisse benötigt.

Viele Universitäten und Colleges scheinen das Potential des eSports längst entdeckt zu haben. Nicht nur bieten diverse Bildungsinstitutionen eSports bereits seit mehreren Jahren als freiwilligen Hochschulsport an, sondern es gibt seit neuestem offizielle Studiengänge in diesem Bereich.

Doch was können Studenten, die sich für eSports einschreiben, erwarten? Die britischen Universitäten Staffordshire und Chichester sowie die US-amerikanischen Universitäten Becker College (Massachusetts), die University of California und die Ohio State University geben Aufschluss.

Experten schätzen, dass der weltweite eSports Markt noch in diesem Jahr gut 1 Mrd. Euro erwirtschaften wird. Davon sollen allein 209 Mio. Euro durch Sponsoren-Verträge eingenommen werden. Bezüglich der Anzahl der Fans und Zuschauer erwarte man einen Anstieg auf 454 Mio. Personen, die regelmäßig live vor Ort oder über Streaming Plattformen wie Twitch oder Microsoft Mixer die Spiele verfolgen.

eSports Manager und Organisatoren von morgen

In den Vereinigten Staaten bieten mittlerweile bereits mehr als 100 Hochschulen diverse eSports-Programme an. Auch Großbritannien schließt sich dem Trend langsam an. Ob deutsche Universitäten diesem Trend folgen werden, ist ungewiss.

Die Eltern vieler Studenten, die sich für den professionellen Weg in den eSports entscheiden, zeigen sich indes besorgt. Die Londoner Presseagentur (Associated Press, APTN) interviewte dazu einige Studenten, die sich für die Pilotkurse an britischen Hochschulen eingeschrieben haben.

Einige Studenten hätten dabei erläutert, dass ihre Eltern zunächst sehr skeptisch dem Kurs gegenüber gestanden hätten. Letztendlich hätten sie aber verstanden, dass es um mehr als das reine Spiel ginge.

Liest man sich beispielsweise die Kursbeschreibung des „BA (HONS) ESPORTS“ der Universität Chichester [Seite auf Englisch] durch, wird schnell deutlich, worauf es wirklich anzukommen scheint. Dort heißt es:

Dieser äußerst praxisorientierte Kurs beschäftigt sich, basierend auf wissenschaftlichen Studien, mit den physiologischen und psychologischen Auswirkungen und Folgen des extensiven Spielens. Studenten wird ein gutes Verständnis für das Bewerben und Management von Events vermittelt, indem sie Wettbewerbe im Internet und live im Klassenzimmer organisieren, und sie lernen etwas über potentielle Werbeverträge innerhalb dieser neuen dynamischen Branche.

Einige der Hochschulen vergleichen daher den neuen eSports-Studiengang mit dem seit langem anerkannten Fach der Sportwissenschaften. Genau wie die Sportstudenten nur in Teilen aktiv am Sport teilnähmen, spielten auch die eSport-Studenten nicht permanent Computerspiele.

Vielmehr gehe es darum, die Branche bis ins kleinste Detail zu verstehen, um in der Zukunft Events zu organisieren, eSportler zu betreuen und den Fans und Zuschauern eine lohnenswerte Show zu bieten.

Matt Huxley, ein Dozent der Universität Staffordshire, erklärte dazu:

Die Leute wissen gar nicht, welche Industrie hinter eSports steckt. Wenn man für die Verwaltung im Fußball ausgebildet wird, spielt man auch nicht Fußball, man lernt das Geschäft des Spieler-Transfers, wie ein Stadion geführt wird und alles Sonstige über die betrieblichen Angelegenheiten.

Studenten, die sich für den Bachelor und Master Studiengang an den diversen Universitäten entschieden, bräuchten sich mit großer Wahrscheinlichkeit keine Sorgen um die berufliche Zukunft machen.

So zeigen sich die Universitäten zuversichtlich, dass die neuste Fachrichtung sinnvoll und zukunftsorientiert sei. Sollten die Kurse sich tatsächlich als erfolgreich und karrierefördernd erweisen, könnten diese auch für deutsche Universitäten denkbar sein.