Montag, 09. Dezember 2024

Wirtschaftskrise und Kostenanstieg – Briten suchen Lösung im Glücksspiel

Goldene Bitcoin Münzen fallen in Roulette-Kessel rote Würfel Laut GamCare stellt der Krypto-Handel für Problemspieler eine besonders große Gefahr dar (Bild: Shutterstock)

In vielen Ländern Europas steigen die Lebenshaltungskosten derzeit rasant an. Um die Kosten zu decken und plötzlich deutlich höhere Rechnungen bezahlen zu können, wenden sich einige Menschen in Hoffnung auf den erlösenden Geldgewinn vermehrt dem Online-Glücksspiel zu. Dies ist das Ergebnis einer neuen YouGov-Umfrage in Großbritannien.

Die von der britischen Spielerhilfe GamCare in Auftrag gegebene Studie habe „besorgniserregende“ Resultate hervorgebracht, heißt es in der am Donnerstag von der Hilfsorganisation veröffentlichten Pressemitteilung [Seite auf Englisch].

Sportwetten und Krypto-Handel ein zunehmendes Problem

Für die Studie seien insgesamt 4.000 Menschen in Großbritannien zum Thema finanzielle Sorgen und Glücksspiel befragt worden. Insgesamt 46 % der Befragten hätten angegeben, derzeit „besorgt“ oder „sehr besorgt“ über ihre finanzielle Lage zu sein.

Unter jenen Personen, die derzeit hohe Glücksspiel-Verluste erführen, seien insgesamt 61 % in (sehr) großer Sorge über ihre Finanzen. Pferdewetten (36 %) und Fußballwetten (21 %) seien die am häufigsten genutzten Glücksspiel-Angebote aller Befragten.

Problemspieler hingegen wandten sich in 56 % der Fälle Fußballwetten zu, 29 % setzten auf Pferdewetten. Bei den Risikospielern liege der Anteil bei 60 respektive 48 %.

Unter den jüngeren Befragten hingegen zeichne sich ein neuer Trend ab. So hätten 17 % der 16- bis 24-Jährigen angegeben, in den letzten 12 Monaten zwar keine Sportwetten platziert, aber Krypto-Handel betrieben zu haben. Wie GamCare erklärt, habe die Umfrage auch diesbezüglich besorgniserregende Ergebnisse geliefert:

  • 43 % aller Problemspieler besäßen Kryptowährung
  • 66 % der Risikospieler und 24 % der Problemspieler sähen Kryptowährung als eine lukrative Möglichkeit, Geld zu verdienen
  • Problemspieler im Allgemeinen erlitten deutlich häufiger Schäden durch den Krypto-Handel als Nicht-Betroffene
  • 25 % der Problemspieler hätten erklärt, weitere Investitionen tätigen zu wollen, um ihre Verluste wieder auszugleichen
  • 22 % der Problemspieler, die sich am Krypto-Handel beteiligen, seien nicht in der Lage, all ihre Rechnungen zu zahlen
  • 21 % der Krypto-aktiven Problemspieler fühlen sich mit der Gesamtsituation überfordert

Immer mehr Menschen suchen Hilfe

Die YouGov-Zahlen zum Glücksspiel-Verhalten in Bezug auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten deckten sich mit den jüngsten Erfahrungen der Mitarbeiter der GamCare-Hilfshotline. So hätten zuletzt immer mehr Personen, die unter großem finanziellen Druck ständen, mit der Organisation Kontakt aufgenommen.

Die Betroffenen hätten erklärt, das Glücksspiel als eine mögliche Lösung ihrer finanziellen Probleme zu betrachten. Gleichzeitig bemerkten sie, dass sich ihre Situation zunehmend verschlechtere, je mehr sie sich am Glücksspiel beteiligten. Dies betreffe auch Menschen, die von staatlichen Hilfen wie Arbeitslosengeld abhängig seien. GamCare-CEO Anna Hemmings erklärt:

Unsere telefonischen Berater hören, dass die Lebenshaltungskosten sich auf das Glücksspiel-Verhalten der Menschen auswirken, insbesondere bei ehemaligen Spielsüchtigen. […] Auch wissen wir, dass unser Team von immer mehr Menschen kontaktiert wird, die Hilfe wegen ihres Umgangs mit Krypto-Handel suchen.“

Besonders letzteres sei überaus besorgniserregend, so Hemmings weiter. Die Symptome von Spielsucht und der Sucht nach dem Krypto-Handel ähnelten sich zunehmend. Dazu zähle das typische „Hinterherjagen“ von verlorenen Geldern oder das allgemeine Gefühl, sich nicht mehr im Griff zu haben. Auch führten beide Arten der Sucht dazu, dass die Menschen ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen könnten.

Um Menschen in diesen schwierigen finanziellen Zeiten besser helfen zu können, entwickle GamCare derzeit einen neuen „Money Guidance Service“. Betroffene könnten sich dann mit ihren Fragen und Sorgen rund um finanzielle Probleme und Schulden direkt an das zuständige Kompetenzteam wenden.