Donnerstag, 25. April 2024

Wissenschaftler finden manipulierten Würfel aus dem 15. Jahrhundert

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In Norwegen ist ein Holzwürfel aus dem Mittelalter gefunden worden. (Bild: spektrum.de)

Archäologen haben in Norwegen einen mittelalterlichen Würfel gefunden. Dieser lässt aufgrund seiner Zahlenkombination darauf schließen, dass bereits im Mittelalter beim Glücksspiel betrogen wurde.

Bei dem Fund handelt es sich um einen Holzwürfel. Das Alter des Spielgeräts wird auf rund 600 Jahre geschätzt. Mit einem Gewicht von 16,7 g handelt es sich um ein relativ großes und schweres Exemplar.

Auffallend ist, dass der Würfel nicht wie üblich die sechs Zahlen von eins bis sechs zeigt. Vielmehr fehlen ihm die Eins und die Zwei. Stattdessen verfügt er über zwei Vieren und zwei Fünfen.

Bereits zahlreiche Würfelfunde in Norwegen

Mittelalter-Würfel aus Norwegen

Mittelalter-Würfel aus Norwegen (Bild: niku.no)

Der Würfel wurde in der norwegischen Stadt Bergen entdeckt. Dort arbeiten Archäologen bereits seit längerem an einer Ausgrabungsstätte entlang einer mittelalterlichen Handelsstraße.

In den letzten Jahren wurden im Gebiet rund um die Altstadt von Bergen bereits 30 verschiedene, mittelalterliche Würfel entdeckt. Daher ist der jüngste Fund keineswegs eine Überraschung.

Seine Beschaffenheit gibt dennoch Anlass zur Verwunderung. Aufgrund der fehlenden bzw. doppelten Augenzahlen des Würfels, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um einen manipulierten Würfel handelt.

Im Gegensatz dazu wiesen alle bisher gefundenen Würfel die üblichen Zahlen von eins bis sechs auf. Für die Wissenschaftler stellt sich nun die Frage, ob der neue Würfel für ein bisher unbekanntes Spiel genutzt oder aber zum Betrug eingesetzt wurde.

Glücksspiel am Fundort vor 800 Jahren verboten

In einem Bericht der verantwortlichen Wissenschaftler vom Norwegian Institute for Cultural Heritage Research (NIKU) werden der Ursprung und die mögliche Verwendung des Würfels weiter ausgeführt. So sei vor allem der Fundort entscheidend.

Wie Teamleiter Per Christian Underhaug vom NIKU erklärt, habe sich im 15. Jahrhundert in der heutigen Altstadt von Bergen eine belebte Handelsstraße befunden. Dementsprechend muss es dort auch viele Gasthäuser, Kneipen und andere Beherbergungs- und Bewirtschaftungsbetriebe gegeben haben.

Wie andere Forschungsergebnisse in Bergen gezeigt haben, galt das Glücksspiel in der Stadt im Mittelalter als durchaus gefährlich. Es sei sogar ab 1276 verboten gewesen, so die Ergebnisse der Wissenschaftler. Ob der Würfel absichtlich weggeworfen oder versehentlich verloren wurde, kann allerdings nicht mehr ermittelt werden.

Unbekanntes Spiel oder Schummel-Würfel?

Abgesehen von der kuriosen Zahlenverteilung auf dem Spielgerät zeigen auch die Abmessungen des Würfels Anomalien auf. So messen die Seiten jeweils zwischen 2,1 und 2,2 cm.

Da alle bisher im Umkreis gefundenen Würfel außerdem die bekannten sechs Zahlen aufwiesen, besteht durchaus die Möglichkeit, dass der jüngste Fund zum Spielbetrug eingesetzt wurde.

Andererseits liegen die beiden doppelten Augenpaare des Würfels direkt nebeneinander und sind demnach leicht zu erkennen. Diese Tatsache könnte darauf schließen lassen, dass das Objekt für ein bislang unbekanntes Spiel eingesetzt wurde.

Der Fund zeigt nicht nur, dass bereits in grauer Vorzeit Glücksspiele zum Alltag der Menschen gehörten, sondern auch, dass höchstwahrscheinlich bereits damals geschummelt wurde.

Parallelen zu heute erkennbar

Interessanterweise gehört Norwegen zusammen mit anderen skandinavischen Ländern wie Schweden, Finnland und Dänemark auch heute noch zu denjenigen Nationen, die im Glücksspiel besonders aktiv sind.

Und auch in Bezug auf den Fundort zeigen sich Parallelen zur heutigen Gesellschaft. So werden Geldgewinngeräte wie Spielautomaten und reine Unterhaltungsgeräte wie etwa Flipper, Dartscheiben und Billardtische auch heute noch vermehrt in Gaststätten und Kneipen aufgestellt.

Alle Geräte unterliegen dabei, vor allem in Deutschland, strengen Vorschriften und dürfen beispielsweise eine Maximalgerätezahl nicht überschreiten.

Craps ist ein echter Casinoklassiker

Craps im Casino

Craps im Casino (Bild: businessinsider.com)

Auch heute noch gehören Würfelspiele zum Angebot der meisten Casinos. Viele Menschen widmen sich regelmäßig dem Spiel mit den Würfeln, dessen Ausgang, anders als bei Poker oder anderen Kartenspielen, komplett dem Zufall überlassen ist.

Ein Klassiker und Dauerbrenner ist Craps, auch Seven Eleven genannt. Das Spiel entstand in den USA und leitet sich vom altenglischen Spiel Hazard ab. Gespielt wird Craps mit zwei Würfeln und entweder gegen andere Spieler oder die Bank.

Dabei legen Casinos großen Wert darauf, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Die Integrität des Spiels sowie ein fairer und transparenter Spielablauf zum Schutz der Spieler sind Grundvoraussetzungen für den Erhalt einer glücksspielrechtlichen Lizenz.

Große Glücksspielnationen wie Großbritannien, Malta oder Gibraltar kontrollieren regelmäßig die Einhaltung ihrer Lizenzauflagen und stellen sicher, dass keine Manipulation stattfindet. Bekannte Betrugsmethoden beim Würfeln sind dabei etwa zusätzliche Gewichte in einzelnen Ecken des Würfels, sodass eine bestimmte Zahl gewürfelt wird.