Niko Tosa – Der Mann der Roulette besiegte
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Nur wenige Spieler können von sich behaupten, beim Roulette im großen Stil Erfolg gehabt und große Summen erspielt zu haben. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel, und der Kroate Niko Tosa ist solch ein Fall. Im Jahr 2004 erspielte er zusammen mit zwei Partnern auf legale Weise im Ritz Casino in London über wenige Tage hinweg eine Summe von mehr als einer Million britische Pfund.
Die Casino-Betreiber verdächtigten das Trio des Betrugs mit Hilfe eines Gerätes und die Polizei ermittelte. Niko Tosa und seine Gehilfen spielten Roulette mit der Strategie des „Kesselguckens“ und setzen keine Hilfsmittel ein, sodass sie letztlich das erspielte Geld behalten durften.
Trotzdem hat Niko Tosa erst rund 20 Jahre später die Geschichte des Coups im Ritz Casino erzählt.
Niko Tosa, der erfolgreiche Kesselgucker
Am 15. März 2004 betrat Niko Tosa das Ritz Casino in London in Begleitung des serbischen Geschäftsmannes Nenad Marjanovic und der 32-jährigen Ungarin Livia Pilisi. Das Trio suchte nach einem bestimmten Roulettetisch und begann mit mehreren tausend Pfund zu spielen.
Dabei warteten sie stets, bis die Kugel bereits im Kessel lief, und platzierten dann zu dritt koordinierte Wetten, um mehrere im Kessel benachbarte Zahlen abzudecken. Damit waren sie überaus erfolgreich und erspielten innerhalb kürzester Zeit in mehreren Sitzungen rund 1,3 Millionen britische Pfund (rund 1,51 Millionen Euro).
Bei ihrer Rückkehr am Folgeabend erwartete die Polizei das Trio und verhaftete Niko Tosa und seine vermeintlichen Komplizen. Bei einer Durchsuchung fanden die Beamten von Scotland Yard aber nicht wie vermutet ein geheimnisvolles Gerät, um die Coups zu beeinflussen oder vorherzusagen.
Die Mobilfunkgeräte der drei Partner waren nicht verdächtig und auch in den angemieteten Hotelzimmern fanden die Ermittler nur Bargeld und eine Liste der örtlichen Casinos mit einer jeweiligen Bewertung des Trios.
Dennoch ermittelte Scotland Yard neun Monate lang gegen Niko Tosa, Nenad Marjanovic und Livia Pilisi. Dabei nahmen die Beamten sogar den Roulettetisch auseinander, werteten das Material der Überwachungskameras aus und verhörten den Croupier des Abends. Im Dezember desselben Jahres stellten die Beamten die Ermittlungen ein und ließen die Anklage fallen. Niko Tosa und seine beiden Partner durften das Geld behalten.
Wer ist der Roulettespieler Niko Tosa?
Bei Niko Tosa handelt es sich um ein Pseudonym. Der Mann, der erfolgreich das Roulette besiegte, lebt in in einem kroatischen Dorf südlich von Dubrovnik. Erst jetzt, rund 20 Jahre nach dem Erfolg in Ritz Casino, hat er seine Geschichte in einem Interview mit Kit Chellel, einem Reporter des Business-Magazins Bloomberg, erzählt.
Nach eigener Aussage sei er „ein einfacher Mann“, der keinesfalls Lasertechnik oder einen komplizierten Computer einsetzte. „Sie können mich Nikola Tesla nennen, falls ich so ein Gerät habe!“ scherzte er im Interview.
Das Geheimnis seines Erfolgs liege in seiner übermenschlichen Konzentrationsfähigkeit. Seine Roulette Strategie ist so einfach wie kompliziert zugleich. Das Trio bediente sich im Ritz Casino des Kesselguckens.
Dazu suchten sie nach Roulettekesseln mit einer minimalen Unebenheit oder Unregelmäßigkeit des Ablaufs, wodurch sich die Rolle des Zufalls beim Lauf der Kugel verringerte. Dank jahrelanger Erfahrung konnte Tosa so Vorhersagen treffen, in welcher Zone des Kessels die Kugel landen würde. Die Fähigkeit, solch eine Zone vorhersagen zu können, nannte Tosa die „Achillesferse des Roulette“.
Tosa studierte den Lauf der Kugel Zuhause an einem eigenen Roulettetisch. Der rund 50-jährige Kroate besuchte Casinos und Spielbanken rund um die Welt, um seine Technik zu verfeinern. Trotz falscher Identitäten und Verkleidungen ließen ihn verärgerte Casino-Betreiber immer wieder bedrohen, einschüchtern oder sogar verprügeln.
Auf der Suche nach Spielstätten, in denen er noch nicht bekannt war, reiste er nach Rumänien, Polen, in die Slowakei und sogar bis nach Kenia. Dabei erregte er kaum das Aufsehen der Öffentlichkeit, bis zum 15. März 2004 im Ritz Casino in London.
Niko Tosa wählte das Casino aus, weil dort im „Carmen Room“ ein Roulettetisch stand, den er bereits kannte und an dem er schon in der Vergangenheit Erfolg gehabt hatte. Das Ritz Casino war nur Mitgliedern zugänglich und hieß so berühmte Persönlichkeiten wie Al Pacino, Johnny Depp oder Bill Clinton willkommen. Der Promi-Faktor und die hohe Gewinnsumme von Niko Tosa und seinen Gehilfen beim Roulette ließ die Casino-Betreiber die Polizei alarmieren.
Was ist Kesselgucken?
Das Rad heißt beim Roulette auch Kessel, und das sogenannte „Kesselgucken“ ist eine Roulette-Strategie, die sich im Gegensatz zu anderen Strategien nicht mathematisch mit den Einsätzen beschäftigt, sondern mit den physikalischen Eigenschaften für den Lauf der Kugel selbst.
Mit Geschick und Erfahrung versucht der Spieler, kurz vor Absage des Coups die wahrscheinliche Endposition der Roulettekugel im Kessel vorherzusagen, um so noch schnell eine entsprechende Wette auf eine Zahl oder eine Reihe von Zahlen platzieren zu können.
Der Spieler sucht nach Anhaltspunkten für die mögliche Landeposition der Kugel und beachtet dabei die Drehgeschwindigkeit des Kessels, die Laufgeschwindigkeit der Kugel, den Winkel, in dem der Croupier die Kugel einwirft beziehungsweise die Wurftechnik, sowie mögliche Unregelmäßigkeiten im Kessel selbst.
Um aus dieser Strategie Kapital schlagen zu können, muss der Spieler die Roulettemaschine genau kennen und viele Coups beobachten, um erfolgreiche Vorhersagen treffen zu können. Das schnelle Abschließen von Wetten erfolgt auf benachbarte Zahlen im Kessel, auf „Nachbarn“ oder „voisins“ genannt.
Casino-Betreiber können das Kesselgucken erschweren, in dem die Coups einfach früh abgesagt werden, die Croupiers häufig wechseln, oder indem automatisierte und von Elektronik gesteuerte Kessel zum Einsatz kommen.
Kann man heute noch wie Niko Tosa Roulette spielen?
Das Ritz Casino in London musste im Jahr 2020 seine Pforten schließen, da sich die Unternehmer nicht von den Pandemie-bedingten Zwangsschließungen erholen konnten. Wer wie Niko Tosa Roulette schlagen will, muss sich also eine andere Spielstätte suchen.
Selbst der erfahrenste Berufsspieler kann beim Kesselgucken den Zufall nie vollständig ausschließen. Die Casino-Betreiber haben außerdem mehrere Möglichkeiten, gegen diese Art des Spiels vorzugehen. So können sie den Erfolg mit einem Tischlimit erschweren.
Je geringer der mögliche Höchsteinsatz am Tisch ist, desto häufiger müsste ein Spieler gewinnen, um eine große Summe zu erspielen. Je früher der Croupier den Coup außerdem absagt, desto länger läuft die Kugel noch im Kessel, sodass es für den Spieler schwieriger wird, eine genaue Vorhersage zu treffen.
Weltweit gibt es weniger als 50 Roulette Spieler, die das Kesselgucken erfolgreich einsetzen. Ständige Verbesserungen der Technik erschweren das Vorgehen zusätzlich. Die Hersteller haben die Vertiefungen oder Taschen im Kessel weiter abgeflacht und in runde Mulden verwandelt, wodurch die Kugel länger und chaotischer im Kessel läuft und springt. Computergesteuerte Elektronik sorgt für ein exaktes Drehmoment mit hoher Geschwindigkeit, um zu vermeiden, dass sich Defekte ausnutzen lassen.
Die Erfindung des Kesselguckens selbst, auf Englisch als „Biased Wheel“ Strategie bekannt, wird übrigens dem Ingenieur Joseph Jagger zugeschrieben, der damit in den 1880er Jahren im Monte-Carlo Casino in Monaco stattliche Gewinne erzielen konnte. Ein weiterer erfolgreicher Spieler ist Dr. Richard Jarecki, der auf diese Weise ebenfalls das Roulette zu schlagen vermochte.
Quellen:
https://futurology.life/the-enigma-of-niko-tosa-beating-roulette/
https://futurology.life/the-man-who-beat-roulette-niko-tosas-remarkable-success/
https://www.dailymail.co.uk/news/article-12021281/Roulette-mastermind-claims-beat-wheel-sheer-focus-practice.html
https://www.bloomberg.com/features/2023-how-to-beat-roulette-gambler-figures-it-out/
https://www.bloomberg.com/news/newsletters/2023-04-06/meet-niko-tosa-the-man-who-proved-roulette-was-beatable
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