Freitag, 26. April 2024

Aktionäre protestieren gegen Millionenbonus für GVC-Chef Kenny Alexander

Büro GVC Holdings|GVC-Chef Kenneth Alexander

Kenny Alexander, Geschäftsführer des Glücksspiel-Konzerns GVC Holdings, sieht sich derzeit mit heftiger Kritik konfrontiert. Die Aktionäre des Besitzers von Wettbüros wie Ladbrokes und Coral protestieren gegen einen ihrer Ansicht nach unverhältnismäßig hohen Bonus in Millionenhöhe.

Ihren Unmut äußerten die Anteilseigner im Rahmen der jährlichen Hauptversammlung des Konzerns durch die Ablehnung des Gehaltsberichts. Zwar wird aus dem Report ersichtlich, dass der 50-jährige Brite einer Reduzierung seines Grundgehalts zugestimmt hat, doch der Schritt geht den Kritikern nicht weit genug.

150.000 Pfund Sterling Gehaltsverzicht

Das Grundgehalt von Kenny Alexander beträgt normalerweise 950.000 Pfund Sterling, doch nachdem GVC-Investoren im Vorfeld der Versammlung Druck gemacht hatten, stimmte der GVC-Boss einer Reduzierung um 150.000 Pfund zu.

Kenny Alexander ist in der Branche bekannt dafür, auch unpopuläre Meinungen offensiv zu vertreten. So gab der Konzern im April bekannt, künftig auf die Schaltung von TV-Werbung für seine Wettbüros zu verzichten. Dies brachte ihm zwar den Beifall der Öffentlichkeit ein, wurde von anderen Glücksspiel-Unternehmen jedoch heftig kritisiert.

Die Gehaltskürzung von rund 18 % mag deutlich erscheinen, sie relativiert sich jedoch bei Berücksichtigung des Millionenbonus’, den Kenny Alexander einstreicht: Für das letzte Geschäftsjahr werden ihm stattliche 19,1 Millionen Pfund Sterling überwiesen.

Kritik an Millionenzahlungen

GVC-Chef Kenny Alexander

GVC-Chef Kenny Alexander (Bild: gvc-plc.com)

Die Millionenprämie steht Kenny Alexander vertraglich aufgrund der erfolgreichen Übernahme des Onlinebuchmachers bwin im Jahr 2015 zu. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass Kenny Alexander aufgrund von Extraeinnahmen in mehrstelliger Millionenhöhe Kritik auf sich zieht.

Bereits im letzten Jahr wurden ihm und einem weiteren Top-Manager von GVC Prämienzahlungen in Höhe von 67 Millionen Pfund Sterling bewilligt. Damals erhielt allein Kenny Alexander Aktienoptionen im Wert von 45 Millionen Pfund Sterling.

Auch dies hatte unter den Aktionären einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Nicht zuletzt aus diesem Grund stimmten nun bei der Versammlung 42 % der Aktionäre gegen den Bericht. Da eine Mehrheit von 52 % den Zahlungsplan jedoch unterstützte, wurde dieser angenommen.

Umstrittene Aktienverkäufe

Zusätzliches Konfliktpotential birgt ein Börsendeal des GVC-Chefs. Dieser hatte im letzten März gemeinsam mit Geschäftsführer Lee Feldman Aktien im Wert von 20 Millionen Pfund Sterling zu Geld gemacht. Der Kurs von GVC brach daraufhin regelrecht ein, denn das Unternehmen verlor zeitweise 25 %.

Zwar erholten sich die Kurse in der Zwischenzeit wieder, doch sie liegen noch immer 42 % unter dem Wert vom Juni 2019. Die Investoren bemängeln deshalb den hohen Bonus, da dieser ihrer Ansicht nach nicht die aktuelle Leistung von Kenny Alexander wiederspiegelt.

Richard Buxton, führender Manager des Anteilhabers Merian Global Investors, sagte dazu:

Es ist von größter Bedeutung, dass die Bonuszahlungen das Management nur für eine bessere Performance belohnen sollen, wenn es den im letzten Jahr verlorengegangenen Wert und das Vertrauen zurückgewinnt.

GVC-Verantwortliche zeigten sich enttäuscht von den Differenzen. Damit es im nächsten Jahr nicht erneut zu ähnlichen Unstimmigkeiten kommt, stellte der Konzern in einem Statement fest:

Unser neues geschäftliches Regelwerk wird von 2019 an zu einem signifikant niedrigeren Bonusniveau führen.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die unzufriedenen Aktionäre davon beschwichtigen lassen.

Gute Geschäftszahlen für GVC

Allerdings müssen auch die größten Kritiker zugeben, dass GVC Holdings sehr gute Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 vorzuweisen hat. So wies der Konzern für das Jahr einen Gewinn von rund 3,6 Milliarden Pfund Sterling aus.

Im Vergleich zum Vorjahr wuchsen die Überschüsse um 9 %, im wachsenden Onlinebereich sogar um 19 %. Als Reaktion darauf erhöhte GVC die Dividende um 7,4%.

Allerdings steckt das Geschäft der physischen Wettbüros in der Krise. Durch die seit 01. April 2019 geltende Reduzierung der Maximaleinsätze bei den fixed odds betting terminals (FOBTs) von 100 auf nur noch 2 Pfund Sterling droht die Schließung von bis zu 1.000 Wettshops.

Das Management von GVC blieb nach Ansicht der Aktionäre bisher eine Antwort darauf schuldig, wie die Umsatzverluste kompensiert werden sollen. Der aktuelle Protest zeigt also, dass GVCs Anteilseigner trotz der guten Geschäftszahlen sehr wohl um die Risiken wissen, mit denen GVC konfrontiert wird.

Angesichts der angekündigten Reduzierung der Boni bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr weniger über fragwürdige Millionenprämien gestritten wird.