Donnerstag, 18. April 2024

Österreich: Ausgangssperre eine große Gefahr für Spielsüchtige

Mann am Laptop|Mann am Computer

Die österreichische Glücksspiel-Landschaft scheint sich aufgrund der Corona-Pandemie und den damit zusammenhängenden Ausgangssperren massiv zu wandeln. Österreichischen Medienberichten zufolge weichen immer mehr Spieler auf das Internet aus.

Die größte Sorge von Spielsuchtexperten sei jedoch nicht, dass die Zahl der Spielsüchtigen insgesamt ansteige, sondern dass bereits an Spielsucht erkrankte Menschen auf unregulierte Angebote im Internet zugriffen und so jedweden Spielerschutz verlieren könnten.

Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, wurden alle 12 österreichischen Spielbanken und alle 19 WinWin-Standorte geschlossen. Österreichs Buchmacher erleiden darüber hinaus ähnliche Verluste wie die Wettanbieter in anderen Ländern, da sämtliche Sportevents abgesagt werden mussten. Bisher (Stand: 2.April) sind in Österreich 10.892 Infektionsfälle bestätigt worden. Die Zahl der Verstorbenen liegt bei 158.

Kaum Anstieg bei legalen Online-Glücksspiel-Anbietern

Laut einem Bericht des Volksblatts verzeichnen die legalen Glücksspiel-Anbieter trotz ihres mittlerweile großen Online-Angebotes keinen maßgeblichen Anstieg der Online-Käufe.

Nach Ansicht von Patrick Minär, dem Pressesprecher der Österreichischen Lotterien, stehe den Menschen aufgrund der verbreiteten Kurzarbeit deutlich weniger Geld zur Verfügung. Daher werde auch weniger für Lotterieprodukte ausgegeben. Der Online-Bereich des Unternehmens könne die erlebten Verluste nicht ansatzweise auffangen.

Auch der in Linz gegründete und in Österreich lizenzierte Wettanbieter Bet-at-Home habe angegeben, dass derzeit kein Ausgleich erreicht werden könne.

Zwar fokussiere man vermehrt auf E-Sport-Wetten, andere Nischenwetten oder auch kuriose Wetten aus Politik und Gesellschaft, doch reiche dies nicht aus, um Verluste wettzumachen.

Kein Anstieg Spielsüchtiger erwartet

In einem Bericht der Salzburger Nachrichten kamen am Donnerstag indes verschiedene Spielsuchtexperten zu Wort. So sei beispielsweise der Verein „Spielerhilfe“ der Ansicht, dass eine Quarantäne keinen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung von Spielsucht habe.

Eine Spielsucht entstehe nicht aus Langeweile, sondern aufgrund tiefsitzender persönlicher Konflikte. Umso wichtiger sei es daher weiterhin, einen gut regulierten Glücksspielmarkt zu schaffen.

Auch laut Roland Mader, dem Leiter der Station für Alkohol-, Medikamenten- und Spielsucht des Wiener Anton Proksch Institut, sei es unwahrscheinlich, dass die Gesamtzahl der Spielsüchtigen dramatisch steigen werde. Allerdings seien Arbeitslose oder Menschen mit niedrigem Einkommen besonders gefährdet:

Gespielt wird nämlich hauptsächlich bei denen, die wenig Geld haben. Sie spielen auch höhere Einsätze als jene, die Geld zur Verfügung haben.

Für Menschen mit finanziellen Sorgen sei das Glücksspiel grundsätzlich besonders verlockend. Das könne jetzt zu Krisenzeiten eine Rolle spielen.

Insgesamt gehe er davon aus, dass es zu einer „Suchtverschiebung“ kommen werde, ähnlich wie es beobachtet worden sei, als das Kleine Glücksspiel in Wien verboten worden sei. Spielsüchtige fänden immer einen Weg, ihrem zwanghaften Verhalten nachzugehen.