Samstag, 27. Juli 2024

Australien: Wohlfahrts-Kreditkarte schützt Empfänger nicht vor Glücksspiel

Hand Chipkarte

Um ihre Bürger vor Suchtgefahren zu schützen, testet Australiens Regierung in mehreren Landesteilen eine Kreditkarte für Wohlfahrtsempfänger, bei der Zahlungen für Glücksspiel und Alkohol ausgeschlossen sind. Eine Studie zeigt jedoch, dass die Karte kaum Wirkung entfalte, da die Empfänger weiterhin Alkohol und Glücksspiel konsumierten.

Die Studie wurde von vier Wissenschaftlern der University of South Australia und der Monash University durchgeführt. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass die Geldkarte keinen signifikanten Einfluss auf das Verhalten der Empfänger habe.

Dr. Luke Greenacre von der University of South Australia erklärte dazu:

Wir haben keine wesentlichen Auswirkungen auf Tätigkeiten wie Glücksspiel, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Kriminalität oder die Aufnahme in Krankenhäuser festgestellt.

So habe die Auswertung von statistischen Daten zu Alkohol- und Drogenmissbrauch im Studiengebiet, der südaustralischen Kleinstadt Ceduna, zu dem Ergebnis geführt, dass dieser nach Einführung der Geldkarte nicht messbar gesunken sei. Auch die Ausgaben für das Glücksspiel bewegten sich Dr. Greenacre zufolge weiter auf „erschreckend hohem“ Niveau.

Negative Auswirkungen überwiegen

Bei Analyse des Ausgabeverhaltens habe sich zudem herausgestellt, dass der Konsum ungesunder Lebensmittel stärker gestiegen sei als der Kauf gesunder Nahrungsmittel. In diesem Fall schade die Karte den Betroffenen deshalb eher als dass sie ihnen nutze.

Das bargeldlose Zahlungsprogramm für Arbeitslose und andere Hilfsempfänger wird bereits seit 2016 von Australiens Behörden getestet. Es sieht vor, dass 80 % der Gelder auf eine Kreditkarte überwiesen werden, die Zahlungen an Anbieter von Alkoholika und Glücksspielprodukten blockiert. Bevor die Karte jedoch eingeführt wird, läuft der nun kritisierte Test, an dem rund 12.000 Bedürftige teilnehmen.

Insgesamt, so die Wissenschaftler, zeige das nun erprobte System annähernd keine ökonomischen Vorteile für den Staat. Demgegenüber stünden hohe Kosten für Einführung und Verwaltung der Karte.

Auch die individuellen Vorteile für die Betroffenen seien zu vernachlässigen. Eher sei sogar das Gegenteil der Fall, denn die deutlich als Wohlfahrtsleistung erkennbare Karte trage zur Stigmatisierung der Empfänger bei.

Die Studie kommt für die Initiatoren des Programms zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Diese wollen das Programm in Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit und Kriminalität verpflichtend einführen. Eine Reaktion der Behörde erfolgte bisher nicht.