Dienstag, 30. April 2024

Autohersteller Nissan steigt in eSports ein

Autorennspiel in Halle||Logo FaZe Clan|Logo OpTic Gaming

Logo OpTic Gaming

Das Logo von OpTic Gaming. Die Mannschaft wird bald mit Autos von Nissan zum Training fahren. (Quelle: Wikipedia)

Der japanische Automobilbauer Nissan hat am Donnerstag Partnerschaften mit den nordamerikanischen eSports-Mannschaften FaZe Clan und OpTic Gaming bekanntgegeben.

Die beiden Teams zählen zu den erfolgreichsten Wettbewerbern im eSports-Bereich und nehmen unter anderem an Gaming-Turnieren für Videospiele wie Call of Duty, Counter Strike, FIFA und Tom Clancy’s Rainbow Six Siege teil.

Nissan erhofft sich durch den Schritt, eine jüngere Generation von Autofahrern ansprechen zu können und so neue Absatzmärkte zu erschließen.

Ganz unbegründet scheint diese Hoffnung nicht: Mittlerweile schalten weltweit mehr als 453 Millionen Menschen jährlich die Live-Streams von eSports-Turnieren ein.

Nissan Mediendirektor Robert Gross hofft, dass das Unternehmen durch die Kollaboration zu einem festen Bestandteil der eSports-Szene und ihrer Fans wird:

„Für jede Firma, die versucht die Generation Z und Millenials zu erreichen, sind Streaming und eSports eine enorme Chance. Wir glauben, dass diese Partnerschaft es uns ermöglichen wird, uns Millionen von eSport-Fans durch ihre Lieblings-Gamer vorzustellen. Sowohl FaZe Clan als auch OpTic Gaming bringen ein einzigartiges Publikum in die Nissan-Familie. Wir hätten keine besseren Partner wählen können, um Nissan dabei zu helfen, authentisch mit dem kulturellen Phänomen des elektronischen Sports umzugehen.“

Das sind die Eckpunkte des Deals

Obwohl bislang nicht alle Details zur Abmachung zwischen Nissan und den beiden eSports-Mannschaften veröffentlicht wurden, präsentierte der Autohersteller in einer Pressemitteilung die wichtigsten Eckpunkte der Vereinbarung.

So sollen die Spieler von FaZe Clan und OpTic Gaming bei eSports-Turnieren ab sofort Trikots mit dem Nissan-Logo tragen. Im Gegenzug dürfen die Spieler der Teams Nissan-Automodelle der Produktlinien Armada, Altima, Kicks und LEAF kostenfrei nutzen und mit ihnen auf Social-Media-Accounts werben.

Der Zusammenschluss der ungleichen Gefährten könnte also tatsächlich eher eine Content-Partnerschaft sein, und nicht der Versuch, den Teams langfristig zu sportlichen Erfolgen zu verhelfen.

Die Erfolge von FaZe Clan und OpTic Gaming

FaZe Clan aus den USA hat seit 2017 die Esports Championship Series 4 gewonnen und siegte bei zwei Turnieren der ESL One. Insgesamt hat das Team seit seinem Bestehen 2.93 Millionen US-Dollar (ca. 2.5 Millionen Euro) gewonnen.

OpTic Gaming holte sich seit 2016 sowohl einen Sieg bei der ELEAGUE Season 2 als auch bei den Americas Minor Championship. Die Mannschaft hat bisher Preisgelder in Höhe von 1.21 Millionen US-Dollar (ca. 1.0 Millionen Euro) ein.

Faze Clan als auch OpTic Gaming begrüßen den Deal dennoch und loben das große Potential, das in der Zusammenarbeit zwischen den eSport-Mannschaften und dem Automobilhersteller schlummert.

Innovationen aus der Autobranche und der Welt des eSports könnten ein spannendes Crossover bilden, dass vor allem für die technisch versierte Fanbase der eSport-Teams interessant sein dürfte, meint Ryan Musselman, Präsident von OpTic Gaming.

Schon andere Autohersteller investierten in den elektronischen Sport

Nissan ist nicht das erste Automobilunternehmen, welches in den letzten Jahren im Bereich eSports aktiv wurde. Auch Konzerne wie BMW, Mercedes-Benz und Honda haben in der Vergangenheit in den elektronischen Sport investiert.

So sponserte BMW bereits im Sommer 2017 die EULCS Summer Finals, das damals größte League of Legends-Turnier Europas. Vor zwei Wochen erreichte die eSports-Welt schließlich die Nachricht von der Partnerschaft zwischen dem bayerischen Autobauer und der eSports-Organisation Cloud 9 (Link auf Englisch), die mit einer Serie von gemeinsamen Werbeclips begann.

Logo FaZe Clan

Das Logo des FaZe Clans. Das Team wird ab sofort von Nissan unterstützt. (Quelle: Wikipedia)

Dass eSports kein schnelllebiger Trend ist, versteht auch der Automobilkonzern Mercedes-Benz. Die Stuttgarter schlossen sich im Januar dieses Jahres mit dem eSports-Team SK Gaming zusammen, an dem auch der Fußballverein 1. FC Köln beteiligt ist. Ähnlich wie Nissan hofft auch Mercedes-Benz durch die Kooperation eine junge Generation von potenziellen Autokäufern zu erreichen.

Ebenfalls zum Jahreswechsel gab ein anderer japanischer Autohersteller seine Zusammenarbeit mit einer eSports-Mannschaft bekannt: Honda.

Der Konzern sponsert seit Anfang Januar 2019 TeamLiquid aus den USA und stellt den Spielern der Teams Privat- und Mannschaftswagen zur Verfügung, die für die Fahrten zu Turnieren und dem Training genutzt werden können.

Warum springen die Automarken auf den eSports-Zug auf?

Dass in so kurzer Zeit so viele bekannte Automobilmarken in den eSports-Sektor investierten, ist kein Zufall. Wie aus dem Global eSports Market Report von Newzoo hervorgeht, könnte der Markt für elektronischen Sport 2019 bereits über 1.1 Milliarden US-Dollar (ca. 1 Milliarde Euro) wert sein.

Besonders am eSport-interessiert sei die Altersgruppe der 21 bis 35-jährigen Männern, deren Zuschaueranteil bei 72 % läge. Diese Zielgruppe kauft statistisch gesehen zwar nicht die meisten Neuwagen, ist aber offen für Innovation und wird natürlich auch älter.

Die Investition der Automobilfirmen in den eSport könnte demnach ein profitables Zukunftsprojekt sein, das sich in den nächsten Jahrzehnten auszahlt.