Mittwoch, 24. April 2024

Bet365-Chefin Denise Coates stellt Gehaltsrekord auf

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Denise Coates (52), die Gründerin und Chefin des britischen Glücksspielunternehmens Bet365, zahlte sich im vergangenen Jahr ein Gehalt von 323 Mio. Pfund Sterling (rund 381 Mio. Euro) und stellt damit einen neuen Gehaltsrekord auf. Die geht aus den kürzlich veröffentlichten Jahreszahlen des Online-Wettanbieters hervor.

Großbritanniens erfolgsreichste Unternehmerin

Mit einem Grundgehalt von rund 277 Mio. Pfund Sterling (ca. 326 Mio. Euro) plus Dividenden in Höhe von 45 Mio. Pfund Sterling (ca. 53 Mio. Euro) wird Denise Coates zur bestbezahlten Chefin Großbritanniens. Die Vorstandsvorsitzende von Buchmacher Bet365 übertrifft damit ihren eigenen Gehaltsrekord, den sie im Jahr 2017 mit einer Summe von 265 Mio. Pfund Sterling (rund 312 Mio. Euro) aufgestellt hatte.

Ihr Gehalt entsprach 2018 einem Einkommen von 1,3 Mio. Pfund Sterling (ca. 1,53 Mio. Euro) pro Arbeitstag. Damit war es 9.500 Mal höher als das britische Durchschnittsgehalt und 2.000 Mal höher als das Einkommen von Premierminister Boris Johnson.

Denise Coates ist zusammen mit ihrem Bruder John Coates CEO von Wett-Anbieter Bet365, der seinen Hauptsitz im britischen Stoke-on-Trent hat. Das Business-Magazin Forbes [Seite auf Englisch] schätzt ihr Nettovermögen auf derzeit 12 Mrd. US-Dollar. Coates studierte an der University of Sheffield Ökonometrie, bevor sie eine Reihe von Wettbüros übernahm, die sich im Familienbesitz befanden, und diese an den Buchmacher Coral verkaufte.

Im Jahr 2000 kaufte die heute 52-Jährige die Domain Bet365.com und launchte die Website rund ein Jahr später. Bereits Anfang des Jahres 2018 sorgte Coates für Kontroversen, als bekannt wurde, dass sie 2017 ein Gehalt in Höhe von 265 Pfund Sterling erhalten hatte und damit zur bestbezahlten Chefin Großbritanniens geworden war.

Allein in den vergangenen drei Jahren hat Coates mit Bet365 umgerechnet nahezu 1 Mrd. Euro brutto eingenommen.

Kontroversen um Spitzengehälter in Großbritannien

In Großbritannien hat die Nachricht über die Höhe der Einkünfte der Bet365-Chefin für Kontroversen um übertriebene Spitzengehälter gesorgt. Dies hängt auch mit dem Zeitpunkt der Bekanntgabe zusammen.

Coates wird vorgeworfen, mit der Veröffentlichung des Jahresberichtes, die eigentlich am 20. November erfolgen sollte, absichtlich bis nach den Parlamentswahlen gewartet zu haben.

Luke Hildyard, der sich am High Pay Centre gegen übertriebene Spitzengehälter einsetzt, bezeichnete das Timing als „zynisch“. Man habe damit den Wahlkampf umgangen, bei dem übermäßiger Wohlstand und eine Reichensteuer Schlüsselthemen gewesen seien.

„Es ist wichtig, dass Wohlstand und wie er geschaffen und geteilt wird, angemessen diskutiert werden. Doch die Veröffentlichung dieser Zahlen scheint darauf ausgerichtet zu sein, eine Überprüfung zu vermeiden. Dies legt nahe, dass sogar Bet365 erkennt, dass Geschäftserfolg zwar belohnt werden sollte, eine derart kolossale Auszahlung jedoch weit über das hinausgeht, was gerecht oder verhältnismäßig ist.“

Im Vorfeld der Parlamentswahlen am 12. Dezember hatte die oppositionelle Labour Party angekündigt, gegen soziale Ungleichheit und „obszöne“ Milliardäre vorgehen und sich für eine radikale Umverteilung des Reichtums einsetzen zu wollen.

John McDonnell, Labour Party

John McDonnell von der Labour Party kritisierte Spitzengehälter im Wahlkampf als „obszön“. (Bild: Wikipedia/Rwendland, CC 4.0)

Schattenkanzler John McDonnell hatte bei einer Rede in London am 19. November betont, er wolle die Wahl nutzen, um ein System umzustürzen, das von der Ausbeutung der Arbeiter profitiere und in der sich Milliardäre den Zugang zur Macht erkaufen könnten.

Vorwurf der Heuchelei

Während die einen die Nachricht über das Einkommen von Denise Coates nutzen, um Spitzengehälter scharf zu kritisieren, werfen andere den Kritikern vor, ihre Haltung sei inkohärent und heuchlerisch. Die Kritik käme, so der Vorwurf, vielfach von öffentlichen Stellen, die regelmäßig Leitartikel zur Unterstützung der Rechte von Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft verfassten.

Immer wieder werde gesagt, Frauen müssten in der Wirtschaft gefördert werden. Die gleichen Stimmen, die sich über den Mangel an weiblichen Führungskräften beschwerten, würden nun scharfe Kritik an Coates wegen ihres Erfolges üben. Diese dagegen agiere genauso wie viele andere Geschäftsführer, die Kosten so gering wie möglich hielten und dabei versuchen würden, maximale Gewinne zu erwirtschaften.

Diese konnte Bet365 im Jahr 2018 verzeichnen. Laut Jahresbericht erwirtschaftete das Unternehmen im Bereich Online Sportwetten und Online Glücksspiel einen Umsatz von 2,98 Mrd. Pfund Sterling (ca. 3,51 Mrd. Euro).