Freitag, 26. April 2024

Bremens Innen­senator Mäurer äußert in Inter­view erneut Kritik an Sport­wetten

Partner DFB und bwin Auch der DFB kooperiert mit Sportwetten-Anbietern (Bild: DFB)

Bremens Innensenator Ulrich Mäurer ist für seine harte Haltung gegenüber dem Glücksspiel bekannt. Unter anderem setzte er sich für ein Verbot der Glücksspiel-Werbung ein. Nun gab der SPD-Politiker der Zeitung Sport-Bild ein Interview zum Thema und äußerte sich darin kritisch über Sportwetten, Spielsucht und den Glücksspielstaatsvertrag.

Mäurer: Spielsucht-Gefahr unabhängig von legalem Status

Bereits zu Beginn des Gesprächs machte Mäurer deutlich, dass er wenig von der Trennung zwischen legalen und illegalen Anbietern halte, wenn es um die von Sportwetten latent ausgehende Spielsucht-Gefahr gehe. Den Betroffenen sei es schließlich egal, ob ihnen der Schaden durch das Wetten bei einem lizenzierten oder nicht-lizenzierten Betreiber entstehe.

Aus diesem Grund sei er grundsätzlich gegen jegliche Werbung für Sportwetten und anderes Glücksspiel. Dass laut Glücksspielstaatsvertrag nur lizenzierte Betreiber Werbung treiben dürften, verbessere die Lage für Betroffene nur unwesentlich. Tatsache sei, dass es Studien zufolge rund 1,3 Millionen Spielsüchtige in Deutschland gebe und weitere 3 Millionen ein problematisches Spielverhalten aufwiesen.

Angesprochen auf seinen Widerstand gegen Sportwetten-Werbung, antwortete Mäurer:

Massive Werbung ist das Vehikel, um neue Kunden unter den Nichtspielern zu werben, vornehmlich junge, sportaffine, fußballinteressierte Männer, denen man suggeriert, Wetten gehöre einfach zum Fußballspiel dazu.

Damit werde der Zielgruppe vorgespielt, dass, wer sich mit Fußball auskenne, auch erfolgreich Wetten abschließen könne. Die mitunter negativen Folgen des Spiels hingegen beträfen ganze Familien. Auch dies sei ein Grund, warum die Werbung der Buchmacher in Ländern wie Italien oder Spanien verboten sei.

Kritik am Glücksspielstaatsvertrag

Der Innensenator führte in dem Gespräch auch aus, warum er dem Glücksspielstaatsvertrag kritisch gegenüberstehe. Dieser sei nur ein Kompromiss der 16 Bundesländer, der lediglich „ein paar kleine Verbesserungen im Bereich des Spielerschutzes“ beinhalte. Stattdessen wäre eine Ziehung klarer Grenzen für Sportwetten-Anbieter sinnvoller gewesen.

Dies gelte nicht nur für die Werbung. So müssten sich die Anbieter für die Einführung des monatlichen Einzahlungslimits bei dem länderübergreifenden Glücksspiel-Aufsichtssystem (Lugas) registrieren. Von den mehr als 30 lizenzierten Buchmachern hätten dies laut Mäurer jedoch erst zwei getan.

Der Axel Springer Verlag, in dem die Sport-Bild erscheint, ist ebenfalls im Sportwetten-Markt als Anbieter aktiv. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen BetVictor betreibt das Schwesterblatt Bild-Zeitung eine Sportwetten-Markenkooperation unter dem Namen BildBet. Der Buchmacher firmiert als behördlich zugelassener Sportwetten-Veranstalter mit einer Lizenz des für die Regulierung noch zuständigen Regierungspräsidiums Darmstadt.

In dem Interview zeigte der Politiker sich zugleich kampfbereit. Er habe zwar bisher kein Werbeverbot durchsetzen können, gebe aber trotzdem nicht auf. Mäurer kündigte an, das „Thema weiter vorantreiben“ zu wollen. Die Zeit dränge, denn wenn die Anzahl der Spielsüchtigen weiter steige, sei es zu spät.

Härteres Durchgreifen erwartet

Aber auch der Kampf gegen das nicht-lizenzierte Glücksspiel müsse entschieden geführt werden. Von der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) erwarte er deshalb eine rigorosere Haltung gegenüber den illegalen Sportwetten-Betreibern.

Mäurer betonte:

Ab Juli dieses Jahres ist die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) mit Sitz in Sachsen-Anhalt zuständig, und ich erhoffe mir von dort ein deutlich konsequenteres Vorgehen gegen den illegalen Markt als bisher. Bislang war ein konsequentes staatliches Durchgreifen leider die Ausnahme.

Obwohl die rechtliche Lage eindeutig sei, hapere es allzu häufig am Vollzug. Die Anbieter hingegen nutzten jede Möglichkeit „gnadenlos“ aus und gingen durch alle Instanzen. Ihr Erfolg sei in der Vergangenheit durch das uneinheitliche Vorgehen der Länder begünstigt worden. Mäurer hoffe, dass dies durch die GGL künftig besser gehandhabt werde.