Freitag, 19. April 2024

Macau Casino-Aktien: Milliardencrash nach Festnahme von Glücksspiel-Boss

Macau-Sykline mit dunklen Wolken Über der Casino-Metropole Macau scheint sich etwas zusammenzubrauen (Quelle:unsplash.com/Nathan John)

Die Aktien von Casino-Anbietern in Macau haben gestern einen massiven Kurssturz erlebt. So verloren die Glückspiel-Konzerne in Hongkong insgesamt knapp 5 Mrd. USD (4,4 Mrd. Euro) an Wert. Die Aktien des Glücksspiel-Dienstleisters Suncity Group Holdings wurden sogar ganz vom Handel ausgesetzt. Hintergrund ist die Festnahme von Suncity-Chef Alvin Chau (47) am Wochenende. Die Behörden werfen ihm vor, Drahtzieher eines Glücksspiel-Verbrechersyndikats zu sein.

Herbe Verluste für Casinos in Macau

Laut South China Morning Post [Seite auf Englisch] haben Macaus Casino-Aktien gestern in Hongkong 4,8 Mrd. USD an Marktwert eingebüßt.

So fielen die beiden im Hang Seng-Index gelisteten Glücksspielwerte Sands China und Galaxy Entertainment um jeweils mehr als 5 %.  MGM China schloss mit 10 % weniger als zu Börsenstart, während Wynn Macau Verluste von 7,8 % hinnehmen musste. Ein Indikator, der sechs Casinowerte abbilde, sei um 7,6 % zurückgegangen.

Steve Wickers, Experte für Risikomanagement aus Hongkong, sieht den neuerlichen Sturz als Zeichen weiterer Entwicklungen. Er kommentierte der South China Post gegenüber:

Die guten Jahre von Macau scheinen vorbei zu sein. Investoren in das Casino-Geschäft sollten ihre Erwartungen entsprechend anpassen.

Es ist bereits das zweite Mal binnen weniger Wochen, dass der Markt äußerst sensibel auf Glücksspiel-Nachrichten aus Macau reagiert. Mitte September war es bereits zu einem rund 12 Mrd. teuren Einbruch an der Börse gekommen.

Zuvor hatten die zuständigen Behörden verkündet, die Glücksspiel-Gesetze der Sonderverwaltungszone einer Revision unterziehen zu wollen. Anleger fürchteten daraufhin einen deutlich schärferen Umgang mit der Branche durch die wenig glücksspielfreundliche Obrigkeit in Peking.

Festnahme von Glücksspiel-Boss

Dass die Sorge um Macau als Glücksspiel-Metropole nicht unbegründet sein dürfte, zeigte sich am Wochenende, als örtliche Behörden den Geschäftsmann Alvin Chau und zehn weitere Personen festnahmen.

Zum Suncity-Portfolio von Alvin Chau gehört auch der größte Junket-Betreiber Macaus. Das Unternehmen, das Glücksspiel-Angebote für High-Roller vermittelt und organisiert, soll im Jahr 2019 für knapp die Hälfte des Junket-Marktes von Macau verantwortlich gewesen sein. Damit habe es eigenen Angaben zufolge 15 % des gesamten Bruttospielertrages in der Sonderverwaltungszone ausgemacht. Immer wieder gibt es Berichte über mutmaßliche enge Verbindungen des international agierenden Junket-Operators zur organisierten Kriminalität.

Den Festgenommenen wird vorgeworfen, in der ostchinesischen Stadt Wenzhou ein illegales Glücksspiel-Netzwerk mit mehr als 80.000 Spielern aufgebaut zu haben. Auf dem chinesischen Festland ist das Spiel um Geld mit wenigen staatlichen Ausnahmen strengstens verboten.

Unter der Leitung Chaus seien an dem Syndikat 199 Vertreter auf Aktionärsebene und über 12.000 Vermittler beteiligt gewesen.

Verlässt Alvin Chau Suncity?

Die nach Bekanntwerden der Festnahmen vom Handel ausgesetzte Suncity Group Holdings veröffentlichte am Montagabend ein Statement. In diesem erklärte sie, dass Mehrheitseigner Chau die Absicht bekundet habe, seine Posten als Vorstandsvorsitzender und geschäftsführender Direktor aufzugeben. Was sein Rücktritt insbesondere für das Auslandsgeschäft des Casinobetreibers bedeute, sei aktuell nicht absehbar.

Chau hatte die Suncity-Gruppe unter anderem durch die Zusage der Umwandlung von Aktionärsdarlehen in unbefristete Wertpapiere massiv finanziell unterstützt. Die Gelder sollten in die Casino-Projekte Hoiana in Vietnam, Tigre de Cristal in Russland und Westside City Resorts World in Manila fließen.

Gerüchte, nach denen die Gruppe auf dem chinesischen Festland Kunden für ihr russisches Casino Tigre de Christal geworben habe, dementierte der Glücksspiel-Konzern.

Soweit bekannt, werde mit Ausnahme von Alvin Chau „weder gegen das Unternehmen noch gegen eine seiner Tochtergesellschaften, noch gegen einen Direktor, eine Führungskraft oder einen Mitarbeiter eines Mitglieds der Gruppe im Zusammenhang mit dem Vorfall ermittelt und/oder Anklage erhoben“.