Mittwoch, 24. April 2024

Glücksspiel und Pornografie: Chinesische Behörde sperrt 105 Apps

Apps auf einem Telefon

Die chinesische Internetsicherheitsbehörde Cyberspace Administration of China (CAC) soll 105 Apps, darunter Anwendungen mit Glücksspielinhalten, gesperrt haben. Der Schritt sei eine Reaktion auf die Verbreitung illegaler Inhalte im Netz, heißt es in einer gestern erschienenen Meldung der South China Morning Post [SCMP, Link auf Englisch].

Neben Content mit Glücksspielbezug, seien „pornografische, gewalttätige und anderweitig verbotene“ Inhalte ins Visier der Behörde geraten. Medienberichten zufolge beträfen die Sperren auch die mobile Anwendung des Reiseportals TripAdvisor. Außerdem habe die CAC acht kleinere App-Stores gesperrt, die an der Veröffentlichung unerlaubter Inhalte beteiligt gewesen seien.

China bleibt damit seiner harten Haltung gegenüber unerwünschtem Internet-Content treu. Im September war ein Mitgründer des Suchmaschinenbetreibers Baidu wegen angeblich illegaler Glücksspielwerbung im Netz festgenommen worden.

Laut einem Bericht der SCMP versuche China durch die CAC bereits seit dem Jahre 2014 verbotene Apps und Internetseiten zu sperren. Unter ihrem Leiter Zhuang Rongwen, der seit 2018 im Amt ist, seien hinsichtlich der Internetfreiheit mehrere neue Einschränkungen vorgenommen worden, berichtet die New York Post. Unter anderem habe die staatliche Stelle Maßnahmen eingeführt, um Medienunternehmen zu überwachen.

Regierung festigt Macht im Internet

Das Vorgehen gegen App-Anbieter fügt sich nahtlos in eine Reihe weiterer Maßnahmen ein, die die chinesische Regierung erst kürzlich angekündigt hat. Das US-Nachrichtenportal Bloomberg hatte vor zwei Wochen darüber berichtet, dass China plane, Monopole von großen chinesischen Internet-Firmen aufzuweichen. Diese stellten womöglich eine Konkurrenz zum Einfluss der Regierung dar, heißt es im Bericht. Die Meldung hatte Folgen. Die Aktienwerte von Konzernen wie Alibaba waren in der Folge auf Tauchfahrt gegangen.

Rogier Creemers, Experte für Gesetze und Regierungsangelegenheiten in China, habe gegenüber der SCMP erklärt, dass die Regierung bislang die Strategie verfolgt habe, den Internetgiganten weitestgehend freie Hand zu lassen:

Ich denke, ein Teil der Herangehensweise der Regierung an den digitalen Sektor war eine abwartende Haltung. Die Regierung ließ die Unternehmen im Wesentlichen für eine Weile machen, was sie wollten (…).

Mit dieser Haltung scheint es vorbei zu sein. Mitte November habe die CAC ein Treffen mit den 27 größten Online-Firmen Chinas veranstaltet. Dabei habe die Behörde die Unternehmen darauf gedrängt, illegalem Wettbewerb und „monopolistischen Praktiken“ abzuschwören, schreibt das Wall Street Journal.