Freitag, 29. März 2024

eSport: DOSB erteilt der Gaming-Szene eine Abfuhr

Esport und DOSB|DOSB und esport|

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat in einer Mitteilung am Montag bekanntgegeben, dass es auch in Zukunft keine offizielle Anerkennung des eSports als Sport in Deutschland geben wird. Die Branche reagiert enttäuscht.

DOSB trennt eSport in zwei Untergruppen

Eine 25-köpfige Arbeitsgruppe des DOSB hatte sich zuvor über mehrere Wochen mit dem Thema eSport auseinandergesetzt und die künftigen Kooperationsmöglichkeiten erörtert.

Herausgekommen ist hierbei vor allem die Feststellung, dass es sich beim Begriff eSport um eine außerordentlich breite Palette höchst unterschiedlicher virtueller Angebots- und Spielformen mit Wettbewerbscharakter handele, die eine Unterteilung notwendig mache:

Zum einen in elektronische Sportartensimulationen (FIFA, NBA2K, etc.), zum anderen in alle weiteren virtuellen Spiel- und Wettkampfformen, die vom DOSB als eGaming zusammengefasst werden.

Spiele, die vom DOSB als „eGaming“ eingestuft werden, scheinen auf starke Ablehnung beim Verband gestoßen zu sein. Die beliebten Fantasy-Spiele wie Dota2 und League of Legends, die weltweit ein Millionenpublikum anziehen, entsprächen nicht den Kernbedeutungen, der Handlungslogik und dem Wertesystem des DOSB, wurde mitgeteilt.

Die Unterteilung in Sportsimulationen und eGaming ist der eSport-Branche ein Dorn im Auge. Dort sieht man sich als einheitliches Konstrukt mit einem gemeinsamen Dachverband, dem eSport-Bund Deutschland, und möchte auch als solches behandelt werden.

eGaming wird nicht anerkannt

Beim DOSB zweifelt man allerdings an der Einheitlichkeit des eSports und hält an der Unterteilung fest. Die Vorstandsvorsitzende machte die Haltung des Dachverbandes in ihrem Statement sehr deutlich:

„In den virtuellen Sportarten sehen wir für unsere Vereine und Verbände Potenzial für eine Weiterentwicklung. eGaming hingegen passt nicht zu dem, was den gemeinwohlorientierten organisierten Sport prägt.“

Der DOSB zieht das Fazit, dass es eine einheitliche Sportart, wie sie von der eSport-Szene gefordert wird, in Deutschland nicht geben werde. DOSB-Präsident Alfons Hörmann versprach allerdings, dass der Verband klären werde, inwieweit neue Entwicklungen unter das Dach von Sportdeutschland passen.

Enttäuschung in der eSport-Szene

Beim eSport-Bund Deutschland (ESBD) zeigt man sich schwer enttäuscht von der Haltung des DOSB. Im Vorfeld der Entscheidung hatte man sich betont kooperativ gezeigt und versucht, ein positives und einheitliches Bild der eSport-Szene zu vermitteln.

Auf der ersten regulären Mitgliederversammlung seit Gründung des ESBD am vergangenen Wochenende wurde beispielsweise ein Ethik- und Verhaltenskodex verabschiedet, in dem sich der Verband zu Werten wie Respekt, Fairness und Inklusion bekennt und sich zudem ausdrücklich gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus positioniert.

Auf der Versammlung rief ESBD-Präsident Hans Jagnow die Vertreter des organisierten Sports in Deutschland offiziell zu mehr Zusammenarbeit auf. Unterstützung erhofft man sich beim ESBD von der Politik, die sich beim Thema virtuelles Gaming bereits vor einem Jahr deutlich positioniert hat.

Politik steht hinter dem eSport

Im vergangenen Jahr hatte die große Koalition um Angela Merkel offiziell entschieden, dass man die Rahmenbedingungen der eSport- und Gaming-Branche in Deutschland verbessern wolle.

Die betreffende Passage des Koalitionsvertrags hatte allerdings bereits seinerzeit beim DOSB für Kritik gesorgt. Der Verband wertete den Vorstoß der Politik als Angriff auf die Autonomie des Sports.

Ministerin Gaming

Ministerin Dorothee Bär sichtlich begeistert vom Gaming (Quelle: Flickr)

Als Reaktion auf die Ablehnung des DOSB erinnert man sich nun beim ESBD an die Zusage der Politik und wendet sich an die zuständige Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CDU).

Die Bundesregierung solle die im Koalitionsvertrag vereinbarte Anerkennung der Gemeinnützigkeit von eSport für die Entwicklung des Breitensports zeitnah umsetzen. Eine Zustimmung des DOSB sei dafür nicht notwendig, erklärt Felix Falk, der Geschäftsführer vom Verband der deutschen Games-Branche („Game“).

Flächendeckende Vorbehalte gegenüber eSport

Der DOSB zeigt mit seiner Einstellung zum Thema eSport eine gewisse Ablehnung zum virtuellen Gaming, die in der Sportwelt durchaus weit verbreitet ist. Auch beim Deutschen Fußball Bund (DFB) wird das Thema eSport seit Jahren konsequent ignoriert. DFB-Präsident Reinhard Grindel schloss erst kürzlich jegliche Aktivitäten des Verbandes in diesem Bereich aus.

Dass es auch anders geht, zeigt die Deutsche Fußballliga (DFL). Dort hat man in der letzten Woche mit der Ankündigung für Aufsehen gesorgt, eine offizielle Vereinsmeisterschaft für Mannschaften der ersten und zweiten Bundesliga ins Leben zu rufen. Damit stellt die DFL ein positives Beispiel für den Umgang mit eSport dar.