Samstag, 14. Dezember 2024

Erster amerikanischer eSports-TV-Sender VENN soll 2020 Live gehen

eSport Gamer im Turnier|Twitch TV Logo

Mitte der Woche verkündeten die beiden amerikanischen Unternehmer und eSports-Pioniere Ariel Horn und Ben Kusin, spätestens Anfang 2020 den ersten US-amerikanischen eSports-TV-Sender live schalten zu wollen.

Unter dem Namen „VENN“ (Video Game Entertainment & News Network) soll der neue Sender eine zukunftsweisende Kombination aus modernem eGaming, digitalem Streaming und dem klassischen Medium Fernsehen darstellen.

Dank zahlreicher Investoren konnten die beiden Unternehmer bereits ein Startkapital von 17 Mio. USD in das Projekt investieren.

Zurück zum Mainstream-Medium

Bis noch vor wenigen Jahren waren eSports ein eher unbekannter Nischenmarkt. Um sich über kompetitive Games wie Overwatch, Dota 2 oder CS:GO auszutauschen oder den Profis beim Spielen zuzuschauen, standen den eSport-Fans nur sehr spezialisierte und oft schwer zu findende Online Plattformen zur Verfügung.

Weltweit hat sich in dieser Hinsicht in den letzten zwei Jahren viel getan. Dank YouTube und Amazons Twitch erhielten mehr eSports-Begeisterte praktische Streaming-Möglichkeiten. Das Medium Fernsehen jedoch wurde bisher wenig eingespannt.

2016 launchte das deutsche Unternehmen ESL (Electronic Sports League) den weltweit ersten offiziellen eSports Sender esportstv. Dieser jedoch ist fast ausschließlich in den skandinavischen und baltischen Ländern verfügbar und an spezifische Pay-TV-Sender gebunden.

Anfang dieses Jahres launchte in Deutschland, Österreich und der Schweiz der Sender eSport1. Auch hier handelt es sich um einen Pay-TV-Sender, welcher rund um die Uhr Sendungen zum Thema eSports ausstrahlt und zahlreiche Live Events überträgt.

Mit VENN sollen auch amerikanische eSport-Fans erstmals in den Genuss von leicht zugänglichen Live Übertragungen, Talk Shows und Nachrichten Shows zum Thema eSports kommen.

Kusin und Horn planen, gut 50 % der Sendezeit verschiedenen Live Streams von kompetitiven Turnieren und international stattfindenden Events zu widmen. Genauere Details gaben die beiden Unternehmer bisher nicht bekannt.

Twitch TV Logo

Amazons Twitch bisher eine der beliebtesten eSports-Plattformen (Bild: Flickr/BagoGames)

VENN soll dabei jedoch nicht auf das Medium Fernsehen begrenzt werden, sondern auch auf digitalen und sogar konkurrierenden Plattformen wie YouTube und Twitch ausstrahlen.

Gesendet werden soll aus jeweils einem Studio in Los Angeles und New York City. Künftige Einnahmen sollen durch Abonnements, die Kabelnetzbetreiber, Werbeverträge und Sponsoren aufrechterhalten werden.

Investitionen in die Zukunft

Kusin und Horn weckten innerhalb kürzester Zeit das Interesse zahlreicher Investoren. Zu diesen zählen unter anderem die Blizzard-Geschäftsführer Mike und Amy Morhaime, Twitch-Mitbegründer Kevin Lin, das Bertelsmann Tochterunternehmen BDMI sowie Bitkraft Gründer Jens Hilgers.

Letzterer sagte gegenüber der Zeitung The Washington Post:

Schaut man sich die Landschaft heute an, zeigen Twitch und YouTube hochtalentierte Spieler, die oft aus ihren eigenen Wohnzimmern produzieren. Während das zwar super authentisch ist, könnte man davon profitieren, die Leiter weiter hochzuklettern.

Ein weiterer Investor, Riot-Mitbegründer Marc Merrill, sieht in dem neuen Sender vor allem für eSports-Fans eine hervorragende Chance. In einem Interview sagte er:

Wenn du jemand bist, der wissen möchte, was am Wochenende im Bereich Gaming so passiert, musst du einiges an Recherche anstellen. Du musst wissen, wo es stattfindet und du musst die dazugehörigen Nischen-Webseiten kennen. Es wird fantastisch sein, einen Ort zu haben, der alles kombiniert.

Kusin und Horn verglichen den künftigen Sender dabei mit den Musiksendern MTV und TRL. Diese seien in den 80er Jahren ein Vorreiter der der Musik-TV-Branche gewesen. Einen ähnlichen Status soll VENN innerhalb der eSports-Szene erlangen.

Unklare Erfolgsaussichten

Die beiden Unternehmer zeigen sich indes zurückhaltend, was die langfristigen Zukunftsprognosen und Erfolgschancen des Senders betrifft. Man erwarte nicht, direkt mit schwarzen Zahlen zu beginnen, sondern hoffe auf ein langsames aber stetiges Wachstum, welches früher oder später gewinnbringend sein werde.

Auch die Investoren selbst scheinen eine abwartende Haltung einzunehmen. So sei es wenig wahrscheinlich, dass Fernsehzuschauer, die sich nicht bereits für eSports interessierten, durch den Sender erreicht würden. Hilgers sagte dazu:

Ich denke, es wäre eine falsche Hoffnung, auf diese Weise mehr Zuschauer zu gewinnen. Ich wünschte, es hätte diesen Effekt, aber auf Basis dessen, was ich in den letzten Jahren beobachtet habe, würde ich nicht darauf wetten.

Großzügige Investitionen tätigen Hilgers und Co. dennoch, denn obwohl der tatsächliche Erfolg schwer einzuschätzen ist, ist das Potential des ersten amerikanischen eSports-TV-Sender zweifellos groß.