Samstag, 12. Oktober 2024

Ex-Casinos-Chef Rothensteiner: Warum Peter Sidlo gehen musste

Walter Rothensteiner

Der Prozess des Ex-Finanzvorstands der Casinos Austria AG (CASAG), Peter Sidlo, gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber ist am gestrigen Donnerstag fortgesetzt worden. Wie der Standard am Donnerstagnachmittag berichtete, wurde der damalige Aufsichtsratspräsidenten der CASAG, Walter Rothensteiner, befragt.

Bei der Befragung Rothensteiners sei es unter anderem darum gegangen, ob die Abberufung Sidlos nach nur sieben Monaten Amtszeit gerechtfertigt gewesen sei, obwohl dessen Vertrag erst im April 2022 ausgelaufen wäre. Sidlo klagt daher bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Gehaltsansprüche von 2,3 Mio. Euro ein.

Die drei Hauptaktionäre der CASAG, Novomatic, die SAZKA Gruppe und die Republik Österreich, hätten nach Angaben von Rothensteiner bereits im Vorfeld im Präsidium des Aufsichtsrats jeweils einen Kandidaten nominiert. Harald Neumann von Novomatic habe vorgeschlagen, Peter Sidlo in den Vorstand zu berufen. Die Republik habe Bettina Glatz-Kremser und SAZKA Martin Skopek vorgeschlagen.

Rothensteiner: Es ging nur um Parteien und Politik

Bereits von Anfang an sei es in der zu verhandelnden Angelegenheit um nichts anderes als um Parteien und Politik gegangen, erklärte Rothensteiner. So habe Sidlo ihn am Rande einer Generalratssitzung der Nationalbank gefragt, ob es einen Platz für die FPÖ im Vorstand des Casinos gebe.

Da stellten sich bei mir die Haare auf. Ich hab‘ gesagt: ‚Ich brauch dort Leute und keine Partei´

Bei seinen Angaben vor Gericht habe Sidlo allerdings ausgesagt, dass er für sich als FPÖler und nicht für die FPÖ nach einem Job gefragt habe. Rothensteiner sagte, dies habe er anders in Erinnerung.

Auch die Aktennotiz Rothensteiners sei zur Sprache gekommen, die der ehemalige Casinos-Chef vor der Vorstandsbestellung nach einem Telefongespräch mit Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) festgehalten hatte. Diese lautete:

Novomatic-Eigentümer Johann Graf hat irgendeinen Hintergrunddeal mit den Blauen. Daher ist Sidlo ein Muss.

Die Frage der Richterin, ob Druck auf ihn ausgeübt worden sei, verneinte Rothensteiner. Die Notiz habe nur klargestellt, dass Novomatic keinen weiteren Kandidaten als Sidlo vorschlagen werde.

Zum Zeitpunkt der Bestellung Sidlos habe Rothensteiner allerdings nicht gewusst, dass es bereits Absprachen zwischen Neumann und Strache gegeben habe. Dies hätte er ansonsten im Aufsichtsrat thematisiert und Begründungen verlangt.

Rothensteiner erklärte, dass der Grund für Sidlos Abberufung nicht seine fehlende Erfahrung in der Unternehmensführung gewesen sei, sondern dass Sidlo verschwiegen habe, wer in dieser Angelegenheit involviert gewesen sei und wer mitgeredet habe.

Es habe sich herausgestellt, dass „ein bestimmtes politisches Umfeld jemand drinnen haben will“. Für den Aufsichtsrat sei es seitens Sidlos eine schwere Verfehlung gewesen zu sagen, von allem nichts gewusst zu haben, obwohl Chatprotokolle später offengelegt hätten, dass er involviert gewesen sei, so Rothensteiner.

Hätten wir das gewusst, gehe ich davon aus, dass der Aufsichtsrat die Bestellung nicht vorgenommen hätte.

Anders hätten die Dinge bei der Ernennung Glatz-Kremsers zur Generaldirektorin gelegen. Dabei sei nicht ihr ÖVP-Hintergrund ausschlaggebend gewesen, sondern ihre Erfahrung bei den Casinos Austria. Es sei auch niemand von der ÖVP gekommen, um ihre Ernennung zu fordern. Hierin lägen die Unterschiede zwischen den Bestellungen Sidlos und Glatz-Kremsers.