Freitag, 26. April 2024

Ex-Justizminister Rafael Catalá kritisiert spanische Glücksspiel-Politik

Rafael Catalá

Der ehemalige Justizminister Spaniens Rafael Catalá kritisiert in einem gestern veröffentlichten Interview die Glücksspielpolitik der aktuellen spanischen Regierung scharf. Wie er der spanischen Nachrichtenagentur Europa Press gegenüber erklärt, stehe das Vorgehen gegen das Glücksspiel einer schnellen Erholung der Wirtschaft entgegen.

Catalá, der bis 2018 Justizminister unter dem konservativen Regierungschef Mariano Rajoy war, bezeichnete die Glücksspielpolitik im Interview als „sehr restriktiv und sehr negativ“. Die Daten würden dagegen zeigen, dass es in Spanien kein Problem mit dem pathologischen Glücksspiel gebe.

Hilfen statt weiterer Restriktionen gefordert

Der spanische Glücksspielsektor leide derzeit massiv unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Einkünfte der Glücksspieleinrichtungen seien durch die zeitweisen Schließungen auf null gesunken. Daher seien Hilfen vonseiten des Staates notwendig.

Die spanische Wirtschaft wird nach Einschätzung von Analysten noch lange unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden. So erwarte die spanische Zentralbank, dass die Wirtschaft im Land in diesem Jahr bis zu 12,4 Prozent schrumpfen könnte. Schon jetzt gebe es 3,9 Mio. Arbeitslose, viele von ihnen junge Menschen. Die Wirtschaft hatte zumindest nach der Grenzöffnung am 1. Juli auf einen starken Tourismus-Sommer gehofft, doch auch diese Hoffnungen wurden durch die Reisewarnungen stark gedämpft.

Statt mit wirtschaftlichen Hilfen trete die Regierung der Glücksspielbranche mit einer sehr negativen Haltung gegenüber. Dabei handele es sich um einen ausgesprochen regulierten Sektor, der zur Haushaltskasse beitrage und Arbeitsplätze schaffe.

Kein Anlass für negative Haltungen gegenüber dem Glücksspielsektor

Daten zufolge seien die Ausgaben der Spanier für das Glücksspiel seit dem Jahr 2008 stark gesunken. Die Rate der Spielsucht sei in Spanien wesentlich niedriger als in anderen europäischen Ländern. Catalá führte aus:

Dies muss man beachten, vor allem wenn die Daten zeigen, dass es in Spanien kein Problem mit dem pathologischen oder exzessiven Glücksspiel gibt, auch wenn einige versuchen, ohne fundierte Daten das Gegenteil zu behaupten.

Zwar habe es während der corona-bedingten Ausgangssperren einen Anstieg des Online-Glücksspiels gegeben. Dieses sei nach den Werbebeschränkungen jedoch sofort wieder gesunken. Es liege somit keine Rechtfertigung für das Vorgehen gegen den gesamten Glücksspielsektor vor.

Das landbasierte Glücksspiel falle im Gegensatz zum Online-Glücksspiel ohnehin nicht in den Zuständigkeitsbereich der Zentralregierung. Die negativen Äußerungen gegenüber dem Glücksspiel insgesamt jedoch würden sich auch auf dieses auswirken.

Die von Verbraucherschutzminister Garzón geplanten Werbebeschränkungen würden zudem nicht nur den Glücksspielsektor als Ganzes negativ beeinträchtigen. Auch Medien, für die die Werbung für Glücksspiel-Anbieter eine wichtige Einnahmequelle darstellen, würden unter den Beschränkungen leiden. Stark betroffen seien vor allem auch die Sportvereine, die auf wichtige Sponsoring-Partner verzichten müssten.

Die geplanten Maßnahmen sollten laut Catalá dringend überdacht werden, da sie auf keiner Datenbasis beruhten und dementsprechend kein Fundament hätten.