Dienstag, 19. März 2024

Frankreich gründet eSports-Nationalmannschaft für FIFA

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Frankreich schickt ein Nationalteam für FIFA 18 ins Rennen. (Bild: playstation.com)

Frankreich hat angekündigt, eine Nationalmannschaft für die eSports-Disziplin FIFA 18 aufzustellen. Damit nimmt das Land eine Vorreiterrolle in Europa ein.

Die Fédération Française de Football (FFF) plant, vier Spieler ins Nationalteam aufzunehmen. Der Kader wird dabei in der Fußballsimulation FIFA 18 antreten.

4 von 16 Profis erhalten das Nationaltrikot

Der offizielle französische Fußballverband FFF ist der Initiator des neu zu gründenden Nationalteams. Er ist vergleichbar mit dem DFB in Deutschland und überwacht das gesamte Fußballgeschehen im Land.

Für die neue FIFA-Nationalmannschaft sollen vier Profispieler verpflichtet werden. Diese werden in einem Qualifikationsturnier am kommenden Wochenende, dem 20. und 21. April, ermittelt.

In die Qualifikation haben es insgesamt 16 Spieler geschafft. Sie spielen entweder an der Xbox oder der PlayStation 4.

Erstes Länderspiel bereits diesen März

In Asien sind Nationalmannschaften bereits etabliert. Und auch in Europa nehmen die diesbezüglichen Bestrebungen Form an.

So fand Mitte Mai eines der ersten Länderspiele in FIFA 18 statt. In Anlehnung an die Begegnung am 23. März in Amsterdam haben sich auf dem virtuellen Rasen damals Holland und England gemessen. Anstatt eines ganzen Teams trat damals jedoch nur ein Spieler pro Land an.

Mit dem ESL European Nations Championship (ENC) fand zudem von 2004 bis 2010 eine Art Weltmeisterschaft in verschiedenen eSports-Disziplinen statt, darunter auch FIFA. Bei dem ENC traten die Teams jedoch selbstständig und nicht unter offizieller Verbandsflagge an.

DFB-Präsident gegen eSports

In Deutschland sehen die Aussichten auf eine eSports-Nationalmannschaft für FIFA weniger rosig aus. So erklärte DFB-Präsident Reinhard Grindel Anfang März, dass er eine offizielle Anerkennung von eSports in Deutschland nicht unterstütze:

„eSports ist für mich kein Sport. Fußball gehört auf den grünen Rasen und hat mit anderen Dingen, die computermäßig sind, nichts zu tun. […] Die größte Konkurrenz für die Frage, ob Kinder und Jugendliche zu uns in die Sportvereine kommen, kommt gar nicht von Handball, Basketball oder anderen Sportarten, sondern vom Befassen mit digitalen Endgeräten.“

In dem kontroversen Interview, das der DFB-Präsident dem Weser Kurier gab, nannte er das Spiel an den Konsolen außerdem „eine absolute Verarmung“. Erstligist Borussia Dortmund äußerte sich bereits ähnlich in der Vergangenheit.

Politik und Vereine für eSports

Logo des ESBD

Logo des ESBD (Bild: twitter.com)

Reinhard Grindel bekommt jedoch reichlich Gegenwind. In Deutschland haben bereits diverse Parteien die Bedeutung und das Potenzial von wettkampforientierten Computerspielen erkannt.

Neben der lebendigen Spieler-Community setzt sich mittlerweile auch die Politik für die Branche ein. So wurde erst letzte Woche ein weiteres Mal der Deutsche Computerspielpreis vergeben, ein wichtiges Förderinstrument für die deutsche Gamesbranche.

Als weiterer Unterstützer der eSports-Welt in Deutschland erschien im November 2017 der eSport-Bund Deutschland (ESBD) auf der Bildfläche. Die neue deutsche Dachorganisation versteht sich als Interessenvertretung der Spielergemeinschaft und setzt sich unter Präsident Hans Jagnow für die offizielle Anerkennung von eSports in Deutschland ein.

Schließlich gründen immer mehr deutsche Fußballvereine, darunter bekannte Bundesligaclubs wie Leipzig, Leverkusen und Schalke, eine eigene eSports-Abteilung.

Neue Regierung will Deutschland zum Games-Standort machen

Trotz der Aversion des DFB-Präsidenten könnte eSports schon bald zur offiziellen Sportart in Deutschland werden. So hat die neue Große Koalition aus CDU und SPD das Thema explizit in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen.

In Bundesländern wie Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen steht das Thema eSports ebenfalls auf der Agenda der neuen Landesregierungen.

In Frankreich ist eSports übrigens bereits seit 2015 eine offiziell anerkannte Sportart. Auch hier war Frankreich, wie nun erneut mit seiner Nationalmannschaft, das erste europäische Land, das diesen Schritt wagte.