Samstag, 07. Dezember 2024

Glücksspiel-Boss nimmt britische Parlamentarier verbal unter Beschuss

GVC-Chef Kenneth Alexander|

Kenneth Alexander, CEO des Glücksspielkonzerns GVC Holdings, hat am Donnerstag ungewöhnlich scharfe Kritik an britischen Parlamentariern geäußert.

GVC-Chef Kenneth Alexander

GVC-Chef Kenneth Alexander spricht Klartext (Bild: gvc-plc.com)

Während der Konferenz Reputation Matters – The Gambling Sector in the Spotlight sagte der Glückspiel-Boss, dass die Industrie nicht zu einem „politischen Spielball“ gemacht werden dürfe.

Der hochrangige Manager, der schon seit mehr als 19 Jahren in der Branche tätig ist, reagierte mit der Aussage auf die Kritik der parteienübergreifenden Parlamentariergruppe Gambling Related Harm All-Party Parliamentary Group (GRH APPG).

Sie wirft der britischen Online-Glücksspiel-Industrie vor, nicht genug für den Spielerschutz zu unternehmen und Gewinne auf Kosten pathologischer Spieler zu generieren.

Erst in dieser Woche hatte die Organisation dafür plädiert, die Einsätze in Online Casinos ähnlich wie an landbasierten Fixed-Odds-Betting-Terminals (FOBTs) auf 2 GBP zu reduzieren.

Die Forderung sorgte bei britischen Online-Glücksspielbetreibern für Beunruhigung. Befürchtet wird, dass durch das vorgeschlagene Online-Einsatzmaximum ähnlich hohe Umsatzverluste wie in Wettbüros drohen.

Nach Senkung des zulässigen Rundenmaximums an FOBTs hatte allein der britische Traditionsbuchmacher William Hill angekündigt, mehr als 700 seiner Wettbüros zu schließen und ca. 4.500 Mitarbeiter entlassen zu müssen.

Britische Parlamentarier holen zum Rundumschlag aus

Die Mitglieder der GRH APPG (Link auf Englisch) haben in dieser Woche nicht nur die Online Casino-Konzerne angegriffen, sondern sich kritisch gegenüber der britischen Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission geäußert.

Laut GRH APPG-Vizevorstand Ian Duncan Smith müsse die Behörde sich wesentlich tiefgreifender mit dem Problem der Spielsucht befassen und die Glücksspielindustrie härter sanktionieren. Der Regulator habe zu lange zugelassen, dass Unternehmen suchtgefährdete Spieler ausnutzten.

Kenneth Alexander spricht klare Worte

Den Vorwurf, von der Sucht anderer zu profitieren, schien Kenneth Alexander am Donnerstag nicht länger auf sich sitzen lassen zu wollen. Die Anschuldigungen der Politiker entbehrten jeder Grundlage und seien politisch instrumentalisiert, so der CEO:

„Ich habe kein Problem mit der Überprüfung. Sie können unsere Geschäftsmodelle hinterfragen und uns bitten, unsere Arbeitsweise zu ändern, um Problemspieler besser zu schützen. Aber ich habe ein echtes Problem damit, dass sich unsere Branche zu einem politischen Spielball entwickelt, bei dem bestimmte Personen versuchen, Entscheidungen und Vorschriften zu erzwingen, die nicht auf Beweisen beruhen.“

GVC Holdings, so Alexander, habe intensiv in eine Suchtstudie der Harvard Universität investiert und seinen freiwilligen Forschungsbeitrag von 0,1 auf 1 % des Unternehmensumsatzes angehoben. Insgesamt habe die britische Glücksspiel-Industrie als Ganzes ihren Einsatz für den Spielerschutz erhöht, erhalte dafür aber viel zu wenig Anerkennung.

Angriffe unter der Gürtellinie

Frustriert zeigte sich Kenneth Alexander jedoch nicht nur über die mangelnde Anerkennung. Auch die direkten Angriffe der GRH APPG scheinen dem 50-Jährigen fragwürdig.

Erst kürzlich hatte Gruppen-Vorsitzende Carolyn Harris dem Geschäftsmann „feiges Verhalten“ unterstellt. Der Chef der GVC Holdings war kurzfristig nicht bei einem geplanten Treffen mit der GRH APPG erschienen und hatte keine Vertretung entsendet.

Bei der Reputation Matters-Konferenz gab Alexander nun den Grund für sein Fehlen an. Er habe ein wichtiges Vorstandstreffen auf der Isle of Man besuchen müssen, welches ihn an der Teilnahme gehindert habe. Eine Vertretung zu schicken, habe er in dem Wissen verweigert, dass ein Treffen mit der GRH APPG der Situation in einem „Bärengehege“ gleiche.

Dennoch sei Alexander persönlich bereit, sich in Zukunft mit der GRH APPG an einen Tisch zu setzen. Das Interesse dürfte beidseitig sein. Kenneth Alexander ist der CEO einer der 20 größten Steuerzahler Großbritanniens. Die GRH APPG hat ihrerseits großen Einfluss auf die öffentliche Debatte und die Regulierung von Glücksspiel im Vereinigten Königreich.

Von einem Kompromiss der Parteien könnte also die gesamte britische Gesellschaft profitieren.