Freitag, 26. April 2024

Google lockert Regularien für Glücksspiel-Werbung

Das Logo von Google|Eine Person nebst Social-Media-Marken

Der Technologie-Riese Google hat seine Regeln für Glücksspiel-Werbung gelockert. Wie das Unternehmen am Dienstag auf seiner Website bekanntgegeben hat, werden Werbeanzeigen für Glücksspielprodukte ab sofort in den Ländern Kenia, Nigeria und Kolumbien erlaubt sein.

Von der Aktualisierung der Firmenrichtlinien profitiert auch der US-amerikanische Sportwettenmarkt. Nachdem Sportwetten seit letztem Jahr in weiten Teilen der Vereinigten Staaten legalisiert wurden, gestattet Google seit dieser Woche die Werbung für Sportwettenangebote in den US-Bundesstaaten Rhode Island, Indiana, Iowa, Montana und Pennsylvania.

Im Rahmen seines „limited beta“-Programms hatte der Konzern auf seinen Plattformen bislang lediglich Sportwettenwerbung in Nevada, New Jersey und West Virginia zugelassen.

Googles harte Glücksspielwerberegeln

Obwohl Werbeprogramme wie Google Ads Glücksspielwerbung nicht pauschal verbieten, beschränkt Googles Konzernpolitik die Möglichkeiten von Werbetreibenden regelmäßig. So müssen alle Werbeanzeigen mit Glücksspielbezug vor Veröffentlichung ein ordnungsgemäßes Google-Ads-Zertifikat erhalten.

Ferner dürfen die Anzeigen nur Google-Nutzer anvisieren, die in Ländern leben, in denen Glücksspiel erlaubt ist. Die Zielseiten müssen Hinweise zu verantwortungsvollem Spielen beinhalten und dürfen kein Glücksspiel an Minderjährige offerieren.

Weitere Einschränkungen und Verbote können sich aus den Gesetzen der Staaten ergeben.

Ein langer Prozess des Umdenkens

Dass Google seine Glücksspielwerberegularien (Link auf Englisch) aufweicht, ist Resultat eines langwierigen Prozesses. Noch im Jahre 2013 war der Suchmaschinenanbieter gegen die Angebote von Online-Casino-Betreibern vorgegangen und hatte viele Glücksspiel-Apps aus dem Google Play Store entfernt.

Im Zuge der Änderung seiner Nutzungsrichtlinien kündigte Google damals Verbote von Glücksspiel-Anwendungen an. Sie hätten nicht selten der Produktwerbung für unlizenzierte Online-Casinos gedient. Konkret untersagten die neuen Direktiven:

„Inhalte oder Dienste, die das Online-Glücksspiel erleichtern (…), Online-Casinos, Sportwetten und Lotterien oder Geschicklichkeitsspiele.“

Ein Umdenken schien im Jahre 2017 einzusetzen. Nach Jahren der Restriktionen erlaubte Google in einigen Staaten die Veröffentlichung von Online-Glücksspiel-Apps mit Echtgeld. Ein Prozess, der im Jahre 2019 von der Lockerung der Regeln für Google Ads ergänzt wurde. Ab Juli dieses Jahres war es Online-Buchmachern erstmals via Google Ads möglich, Werbung im US-Bundesstaat New Jersey zu schalten.

Ein Schritt, den vor allem US-Anbietern begrüßt haben. Sie sehen darin die Möglichkeit, sich einen Wettbewerbsvorteil sichern zu können.

Die Zukunft auf den internationalen Märkten

Die Erlaubnis für Glücksspielwerbung auf internationalen Märkten wie Kenia, Kolumbien und Nigeria ist nicht nur für Werbetreibende eine Chance, neue Kunden zu gewinnen.

Eine Person nebst Social-Media-Marken

Glücksspiel-Unternehmen geben viel Geld für Werbung im Internet aus. (Quelle: Pixabay)

Sie könnte auch viel Geld in die Kassen von Google spülen.

Die Experten des Wirtschaftsberatungsunternehmens Regulus Partners haben im Jahre 2018 geschätzt, dass die Glücksspielindustrie mehr als 1,73 Milliarden Euro jährlich in Werbung investiere.

80 % dieser Ausgaben gingen direkt in das Online Marketing. Mit seinem Online-Werbedienst Google Ads ist Google in dem Segment weltweit führend. Das Programm ermöglicht den Glücksspielfirmen, Anzeigen in den Suchergebnissen von Google und dem Google Display Netzwerk zu schalten.

Es ist unklar, wie viel Geld der Konzern mit der Glücksspielwerbung insgesamt im Jahr verdient. Die Umsätze könnten jedoch im dreistelligen Millionenbereich liegen.

So verdient Google in Deutschland mit Glücksspielwerbung Geld

Obgleich Glücksspielwerbung in Deutschland im Fernsehen, in Fußballstadien und auch im Internet präsent ist, reguliert Google, welche Inhalte auf den eigenen Plattformen gezeigt werden dürfen.

Die Vorgaben richten sich hierbei nach deutschen Ländergesetzen und den eigens eingeführten Werberichtlinien. Glücksspielanbieter, die in Deutschland eine gültige Glücksspiellizenz halten, können auf Google Werbung für Sportwetten, Pferderennen und Lotterien anbieten. Möglich ist dies jedoch auch über Lizenzen, die in einem anderen europäischen Land oder Bundesland erworben worden sind. In Deutschland ist dies in Schleswig-Holstein möglich.

Andere Formen von Werbung mit Glücksspielbezug, beispielsweise für unregulierte Verlosungen, gestattet Google in Deutschland nicht. Doch auch trotz der Limitierungen geben die Glücksspielanbieter in Deutschland viel Geld für Werbung aus. Die Marktforschungsberatungsgesellschaft „research tools“ schätzt, dass die Betriebe 2018/2019 mehr als 401 Millionen Euro ausgegeben haben.

Zumindest ein Teil dieser Ausgaben könnte bei Google gelandet sein.