Sonntag, 08. Dezember 2024

Studie: Glücksspielanbieter investierten 2018/2019 401 Mio. Euro in deutsche Werbung

Spielautomaten in einer Reihe|Zeichnung Mann mit Megaphon Twitter Symbol|Bildungs Chancen Lotterie Logo

Mitte der vergangenen Woche veröffentlichte die Marktforschungsberatungsgesellschaft research tools aus Esslingen eine Fünf-Jahres-Studie unter dem Titel „Werbemarktanalyse Glücksspiel 2019“. In deren Rahmen wurden aktuelle Branchentrends bezüglich der Glücksspielwerbung in Deutschland analysiert.

Demnach hätten deutsche Glücksspielanbieter im Jahr 2018/19 eine Rekordsumme von 401 Mio. Euro in Werbung investiert, wobei der Großteil davon auf die in Deutschland größtenteils verbotenen Online Casinos entfallen sei.

Illegale Werbung von Online Casinos?

Die deutsche Glücksspiellandschaft ist nach wie vor komplex und gerade was das Online Glücksspiel betrifft, bleiben viele Produkte weiterhin illegal. Dennoch gibt es keine Sparte des Glücksspiels, für die nicht über verschiedene Medien geworben wird.

Um einen umfassenden Einblick in den Bereich Werbung im Glücksspielsektor zu erlangen, arbeitete das Esslinger Unternehmen research tools in den letzten fünf Jahren an einer nach eigener Aussage objektiven Studie zum Thema.

Zeichnung Mann mit Megaphon Twitter Symbol

Glücksspielwerbung verstärkt über soziale Medien (Bild: PublicDomainPictures)

Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse zeigen unter Beachtung der aktuellen Glücksspiel-Rechtslage in Deutschland einige sehr interessante Trends.

Laut den Autoren der Studie habe sich die Menge geschalteter Werbung (darin eingeschlossen Fernsehen, Radio, Print und Internet) innerhalb der letzten fünf Jahre verdreifacht. Insgesamt hätten die Glücksspielanbieter im Jahr 2018/19 401 Mio. Euro für ihre Werbung ausgegeben, ein Anstieg um fast 14 % im Vergleich zum Vorjahr.

Im Durchschnitt seien 64 sogenannte Werbungstreibende pro Monat beteiligt gewesen, wobei jedoch allein die größten fünf Marken für mehr als die Hälfte der gesamten Werbung verantwortlich gewesen seien.

Mit Abstand den größten Anteil an der Werbung hätten die Online Casinos gehabt, die trotz des in Deutschland geltenden Werbeverbotes sogar 70 Mio. Euro mehr in ihre Werbung investiert hätten als im Jahr zuvor.

Die Autoren der Studie nannten dabei vornehmlich die Marken bwin, DrückGlück, Pokerstars, Tipico, Unibet und Wunderino.

Die Online Casino Angebote der genannten Webseiten sind in Deutschland nach wie vor illegal, weshalb auch deren Bewerbung streng genommen über die deutschen Medien nicht zulässig ist. Anbieter, die jedoch über eine regionale Lizenz aus Schleswig-Holstein verfügen, oder deren Sportwetten-Sparte in der gesamten Bundesrepublik geduldet werden muss, können dennoch eingeschränkt Werbung schalten.

Zunahme auch bei Sportwetten und Lotto

Der Anteil der Werbung für Sportwetten habe trotz deren Legalität bzw. Duldung bei lediglich 20 % des gesamten Werbevolumens gelegen.

Bezüglich ihrer Werbung hatten es Sportwettenanbieter in Deutschland in diesem Jahr ohnehin nicht leicht. Da viele der Online Buchmacher ebenfalls Online Casinospiele in ihrem Angebot haben, wurden diese der Dachmarkenwerbung bezichtigt.

Bildungs Chancen Lotterie Logo

Bldungs Chancen Lotterie fiel durch besonders große Investitionen auf (Bild: Bildungslotterie)

Spürbare Auswirkungen hatte das in der ersten Jahreshälfte auch auf einige deutsche Fußballclubs, die mit verschiedenen Buchmachern in Sponsoring-Verträgen stehen.

Laut der Studie sei auch im Bereich der legalen Lotterien in den letzten fünf Jahren die Werbetrommel kräftig gerührt worden. Zwar habe der Anteil der Werbung im Bereich Lotto bei lediglich 10 % (bzw. 5 % bei den Klassenlotterien) gelegen, doch habe sich hier ein klarer Aufwärtstrend gezeigt.

Insbesondere die Lotterie BildungsChancen, die von August 2018 bis August 2019 zum Zwecke der Bildungsförderung organisiert wurde, sei dabei mit Millioneninvestitionen hervorgestochen.

Sponsoring und TV-Präsenz

Besonders auffällig sei auch gewesen, dass sich immer mehr Prominente im Rahmen von Glücksspielwerbung ablichten ließen. Genannt wurden beispielsweise Oliver Kahn, Franziska van Almsick oder Diego Maradona.

Viele der öffentlichen Anbieter hätten sich vermehrt auf Printmedien oder Online Banner konzentriert. Insgesamt blieb jedoch Fernsehwerbung das mit Abstand am meisten für Werbung genutzte Medium.

Erst im März dieses Jahres jedoch erhielten diverse deutsche TV- und Radiosender eine offizielle Verwarnung bezüglich des Ausstrahlens von Glücksspiel-Werbung. Sollten sich die Sender an das aktuell geltende Werbeverbot halten, könnten sich die Werbetrends in Deutschland im nächsten Jahr in eine andere Richtung bewegen.

Auch bleibt bis auf weiteres abzuwarten, was sich bezüglich der Glücksspielwerbung mit dem geplanten dritten Glücksspielstaatsvertrag ändern könnte.