Freitag, 11. Oktober 2024

Großbritannien erwägt erneut ein Verbot von Kreditkarten für das Online Glücksspiel

Kreditkarten übereinander|Hand mit Magnet zieht Geld in Laptop|Fixed-Odds-Betting-Terminal iPub

Am Mittwoch kündigte die britische Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission an, sich ab Mitte August intensiv mit einem potentiellen Kreditkartenverbot in Online Casinos auseinandersetzen zu wollen. Die Behörde wolle dafür in intensiven Beratungssitzungen alle Vor- und Nachteile sowie die Risiken der alternativen Zahlungsmethoden abwägen, um noch in diesem Jahr eine Entscheidung zu fällen.

Briten zocken mit geliehenem Geld

Das Online Glücksspiel und dessen potentielle Gefahren sind in Großbritannien ein großes politisches und mediales Thema. Kritiker des Glücksspiels sowie einige Politiker fordern schon seit längerem strengere Restriktionen bezüglich der Geldbeträge, die Spieler an Spielautomaten oder in Online Casinos einsetzen können.

Fixed-Odds-Betting-Terminal iPub

Nach den neuen FOBT-Limits auch Einschränkungen in Online Casinos gefordert (Bild: CasinoOnline)

Nachdem in diesem Zusammenhang bereits der Maximaleinsatz an den Fixed-Odds-Betting-Terminals (FOBTs) drastisch reduziert wurde, kommt auch das Thema eines potentiellen Kreditkarten-Verbotes immer wieder ins Gespräch.

Auch die UKGC hatte ein derartiges Verbot bereits im März 2018 in Erwägung gezogen, eine tiefergehende Analyse des Vorschlages jedoch zunächst vertagt und erst jetzt wieder aufgegriffen.

Bereits damals habe die Behörde festgestellt, dass gut ein Fünftel aller Spieler ihre Einzahlungen in Online Casinos per Kreditkarte tätigten und daher praktisch mit geliehenen Geldern spielten. Ein generelles Verbot könnte demnach weitreichende Konsequenzen haben.

Genau diese Konsequenzen seien aktuell nur schwer einzuschätzen, so die Behörde. Man müsse sich intensiv über das Thema beraten und die Meinungen und Empfehlungen der Öffentlichkeit sowie wichtiger Interessensvertreter mit einbeziehen.

Ab Mitte August wolle sich die Behörde daher für einen Zeitraum von zwölf Wochen intensiv mit der Thematik auseinandersetzen [Seite auf Englisch]. Danach soll eine Entscheidung darüber gefällt werden, ob Kunden weiterhin mit Kreditkarten online zocken können oder auf Alternativen umsteigen müssen.

Paul Hope, der Geschäftsführer der UKGC, erklärte dazu:

Mit geliehenen Geldern zu spielen ist ein bekannter Risikofaktor für die Konsumenten. Daher sind wir der Meinung, dass wir jetzt handeln müssen. Unsere Beratungssitzungen werden uns bei der Entscheidung helfen, welche Schritte für einleiten sollten.

Alternativen noch riskanter?

Finanzexperten warnen ebenfalls schon seit Jahren vor den potentiellen Risiken und Problemen, die durch die Nutzung von Kreditkarten in Online Casinos entstehen können.

Neben potentiell hohen Gebühren seitens der Kreditinstitute könne beispielweise auch die Kreditwürdigkeit der Kunden beeinträchtigt werden. Auch steige die Wahrscheinlichkeit, bei Anträgen auf Ratenzahlungen, Finanzierungen oder Hypotheken abgewiesen zu werden, wenn aus den Kontoauszügen ersichtlich sei, dass Kunden regelmäßig per Kredit online spielten.

Auch die UKGC sei sich dieser Punkte bewusst. Dennoch müsse man abwägen, ob die Alternativen nicht ebenso risikoreich seien oder bei manchen Spielern zu noch größeren Problemen führen könnten.

Hand mit Magnet zieht Geld in Laptop

Alternative Zahlungsmethoden müssten dringend reguliert werden (Bild: Picpedia)

Die Behörde befürchte beispielsweise, dass sich Spielsüchtige oder Menschen mit problematischem Spielverhalten schlicht anderswo ihr Geld zum Spielen leihen oder ihr normales Bankkonto bis zum jeweiligen Limit überziehen könnten.

Im schlimmsten Fall könnten verzweifelte Spieler an unseriöse Kreditgeber geraten und sich und ihre Familien durch skrupellose Geldeintreiber später in eine akute Gefahrensituation bringen.

Auch der Umstieg auf andere bereits gängige Online Zahlungsmethoden könne große Nachteile haben. Bereits jetzt nutzen viele Online Zocker beliebte E-Wallets, um bequeme Ein- und Auszahlungen zu tätigen.

Das Problem dieser E-Wallets sei, dass die Glücksspielanbieter nicht nachvollziehen können, woher die Gelder ursprünglich stammen. Im Falle eines Kreditkartenverbotes müsse man daher mit den Betreibern der E-Wallets eng zusammenarbeiten, damit diese ihrerseits dafür sorgen, dass Spieler sich nicht verschulden.

Totales oder partielles Verbot?

Die Glücksspielaufsicht habe des Weiteren Sorge, dass ein generelles Kreditkartenverbot bei Spielern mit „normalem“ Spielverhalten und keinerlei negativen Auswirkungen durch das Glücksspiel auf großen Unmut stoßen könnte.

Sollten daher nicht genügend eindeutige Beweggründe vorliegen, Kreditkarten in Online Casinos gänzlich zu verbieten, könne man alternativ einen partiellen Bann beschließen.

Banken könnten beispielsweise aufgefordert werden, nur bis zu einem bestimmten Betrag Transaktionen an Online Casinos zu autorisieren. Auch könne man die Banken stärker in die Pflicht nehmen, bei auffälligen Zahlungsmustern einzuschreiten.

In Großbritannien bieten einige Banken mittlerweile individuelle Überweisungssperren an Glücksspielanbieter an, wenn der Kunde diese wünscht. Barclays war im Jahr 2018 die erste britische Bank, die diesen Service einführte. Im Januar 2019 folgten dann mit Santander, Lloyds und RBS drei weitere große Banken, bei denen Kunden sämtliche Casino-Zahlungen vom eigenen Konto sperren lassen können.

Ob Großbritannien schließlich ein gänzliches oder partielles Kreditkartenverbot in Online Casinos einführen wird, könnte sich schon zum Winter dieses Jahres hin herausstellen.

Mit einem kompletten Bann würde das Land den Beispielen Norwegens, Dänemarks und Russland folgen, wo auf diesem Wege bereits seit Jahren gegen illegale Online Casinos gekämpft wird.

Ob eine derart drastische Maßnahme jedoch für den deutlich offeneren britischen Glücksspielmarkt ebenfalls geeignet ist, obliegt nun der Einschätzung der UK Gambling Commission.