Mittwoch, 08. Mai 2024

Ex-William-Hill-Chef: Großbritannien könnte globales Glücksspiel-Vorbild sein

gezeichnete Figur Mann schreit ins Megaphon Weltkarte

Großbritannien ist eines der wenigen Länder weltweit, in denen das Glücksspiel weitgehend uneingeschränkt legal ist. Sowohl das landbasierte Glücksspiel als auch der Online-Sektor gelten als gut reguliert, die Gesetze zum Spielerschutz als streng und effektiv.

In den Augen des ehemaligen Geschäftsführers des britischen Buchmachers William Hill, Ralph Topping, könnte Großbritannien genau aus diesem Grund ein weltweites Vorbild für die Glücksspielbranche sein. Dies erklärte er gestern in einem Interview im Rahmen des SBC Summit Barcelona 2020.

Der SBC Summit Barcelona 2020 ist eine Glücksspiel- und Sportwetten-Expo, die vom 8. bis 11. September stattfindet und aufgrund der Corona-Krise komplett online veranstaltet wird. Das Event bietet virtuellen Ausstellern, Sprechern und Zuschauern die Möglichkeit, ihre Produkte zu präsentieren und sich untereinander zu vernetzen.

An der diesjährigen Messe beteiligen sich 100 Aussteller und 200 Sprecher. Zu den Themenschwerpunkten zählen die aktuellen Entwicklungen der Glückspiel- und Sportwettenbranche sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Industrie.

Regierung vernachlässigt Glücksspielindustrie

Britische Buchmacher seien auf den Glücksspielmärkten weltweit enorm gefragt, erklärt Topping. Seiner Ansicht nach schöpfe die Regierung des Landes das Potential der britischen Glücksspielindustrie, sich als Weltführer zu etablieren, jedoch nicht aus.

Das noch heute geltende Glücksspielgesetz Großbritanniens sei 2005 von einer „starken Regierung“ verabschiedet worden. Die damalige politische Spitze habe sich klar in Bezug auf das Glücksspiel positioniert und mit der Branche kooperiert.

Die aktuelle Regierung unter Premierminister Johnson hingegen zeige keinerlei Interesse, die Industrie voranzubringen. Im Gegenteil, so Topping, gefährde sie deren Existenz maßgeblich, da es an einer klaren Linie mangele.

Ich wünschte, sie würden sich mit der Industrie zusammensetzen, kooperieren und sehen, in welche Richtung sie gehen wollen und ob die Ziele tatsächlich realistisch sind. Sie sollten mit der Industrie diskutieren und eine vernünftige Entscheidung darüber treffen, was bevorzugterweise in Großbritannien passieren sollte.

Mit einer „starken Regierung“ könnte Großbritanniens Glücksspielindustrie ihrerseits an Stärke gewinnen und den Aspekt des verantwortungsvollen Glücksspiels in die ganze Welt hinaus exportieren.

Politiker an falscher Stelle besorgt?

Topping merkte des Weiteren an, dass einige der von der Politik geforderten Glücksspiel-Restriktionen, wenig sinnvoll erschienen. Insbesondere die Forderung nach einem gänzlichen Verbot von Sponsorenpartnerschaften zwischen Glücksspielfirmen und Sportligen halte er für falsch.

Zwar akzeptiere er viele der Sorgen der Politiker, doch seien einige davon unbegründet. So sollten sie sich weniger darum sorgen, ob Kinder aufgrund der Sponsorenpartnerschaften mit dem Glücksspiel in Berührung kämen.

Viel größeren Anlass zur Sorge gebe in dieser Hinsicht beispielsweise das Lotterie-Segment, so Topping.