Mittwoch, 08. Mai 2024

Kein Schutz vor sexueller Belästigung: Ex-Mitarbeiterin verklagt US-Casino

Strassenschild Sexual Harassment|Ortsschild Crpple Creek Colorado

Eine Ex-Mitarbeiterin des Wildwood Casinos im US-amerikanischen Cripple Creek zieht gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber vor Gericht. Laut Klageschrift habe es das Casino versäumt, sie und andere Angestellte vor den sexuellen Belästigungen eines Stammkunden zu schützen. Stattdessen habe man ihr emotional zugesetzt und letztendlich unrechtmäßig gekündigt.

Monatelange Untätigkeit

Ortsschild Crpple Creek Colorado

Cripple Creek ist eine der Glücksspielhochburgen Colorados (Quelle:David Shankbone, licensed under CC BY-SA 3.0)

Über Monate soll die Leitung des Wildwood Casinos (Seite auf Englisch) in Cripple Creek im US-Bundesstaat Colorado tatenlos dabei zugesehen haben, wie ein Mann diverse weibliche Angestellte sexuell belästigte.

Dies legt eine Klageschrift nahe, die dem Bundesgericht des Staates seit der vergangenen Woche vorliegt. Eine ehemalige Angestellte verklagt die Betreiberfirma des Casinos, die American Gaming Group, LLC.

So habe ihr Arbeitgeber die Frau nicht vor den Übergriffen des Stammkunden beschützt. Nachdem sie rechtliche Schritte gegen den Mann eingeleitet habe, sei ihr das Leben von der Unternehmensleitung vorsätzlich schwergemacht worden. Am Ende habe sie ihren Job sogar verloren.

Spitzname „Scary Larry“

Die Klage beschreibt, dass Lawrence E. dafür bekannt gewesen sei, aufdringlich zu werden. Regelmäßig habe er weibliche Angestellte des Wildwood Casinos gegen ihren Willen und in eindeutiger Absicht angefasst. Dieses Verhalten habe dem Mann unter den Mitarbeitern bereits den Namen „Scary Larry“ (dt. gruseliger Larry) eingebracht.

Bei der Casinoleitung seien kontinuierlich Beschwerden seitens der Angestellten, Zeugen der Übergriffe sowie Mitarbeiter in leitenden Positionen eingegangen. Dennoch sei sein Verhalten für Lawrence E. folgenlos geblieben.

Immer wieder machen Fälle von sexueller Belästigung im Casinoumfeld Schlagzeilen. Prominentestes Beispiel dürfte Glücksspiel-Mogul Steve Wynn (77) sein. Der Gründer des Unternehmens Wynn Resorts, das unter anderem Casinos in Las Vegas und Macau betreibt, soll über Jahrzehnte Mitarbeiterinnen sexuell belästigt und missbraucht haben.

Weil Mitarbeiter des Konzerns die Straftaten des Multimilliardärs gedeckt und somit gefördert haben sollen, wurde Wynn Resorts im Februar 2019 von der Glücksspielbehörde des US-Bundesstaates Nevada zur Zahlung einer Rekordstrafe von 20 Millionen US-Dollar verpflichtet.

Hausverbot nach Polizeieinsatz

Eskaliert sei die Situation der Klägerin zufolge im März 2017. Nach Monaten „ungewollter Annäherungen und unangemessener Berührungen“ sei es im Casino zu einer Szene gekommen, bei der Scary Larry sein Gesicht ins Dekolleté einer Angestellten gedrückt habe.

Obwohl der Übergriff umgehend gemeldet worden sei, habe die Geschäftsleitung keinerlei Maßnahmen gegen den Mann ergriffen, sondern ihm den weiteren Aufenthalt im Casino gestattet. Dies habe Scary Larry mit einem erneuten Angriff quittiert: Hierbei habe er der jetzigen Klägerin unvermittelt zwischen die Beine gegriffen.

Einen Tag später und erst nachdem das Opfer den Übergriff der Polizei gemeldet hatte, habe das Casino ein Hausverbot gegen Scary Larry ausgesprochen. Zu spät, wie die Anwälte der Klägerin finden:

Die Entscheidung, Herrn E. von der Einrichtung auszuschließen, war zwar angemessen, hätte aber früher getroffen werden müssen.

Isoliert und ungerecht behandelt?

In der Klage gibt das Opfer an, noch immer mit den Folgen der Geschehnisse zu kämpfen zu haben. Insbesondere die Art, wie die Casinoleitung nach dem Vorfall mit ihr umgegangen sei, belaste die Frau auch heute noch sehr.

So habe man sie von ihren Kollegen isoliert und ihre Arbeitsanforderungen ständig erhöht. Zudem seien ihre Tätigkeiten immer wieder unnötig hinterfragt worden. Laut Klage habe Führungspersonal des Casinos extra Aufnahmen der Überwachungskameras geprüft, auf denen die Klägerin zu sehen gewesen sei, um ihr Fehler nachweisen zu können. All dies, so der Vorwurf, habe dem Zweck gedient, sie aus ihrem Arbeitsverhältnis zu drängen.

Es folgte das Aus im Juli 2017, nur knapp vier Monate nach den Geschehnissen um Scary Larry: Der Frau wurde gekündigt.

Entschädigung für Vergeltungsmaßahmen

Die Klägerin wirft den Betreibern des Wildwood Casinos nun vor, Vergeltungsmaßnamen vorgenommen und ihr unrechtmäßig gekündigt zu haben. Sie fordert eine Entschädigung in unbekannter Höhe. Ob der Fall wirklich vor Gericht geht oder doch in einem Vergleich beigelegt werden kann, ist bislang nicht gesichert.

Das Casino selbst äußert sich nicht öffentlich zu den Vorwürfen. Auch der Verbleib von Scary Larry ist unklar. Laut Gerichtsakten bekannte er sich im Frühjahr 2018 wegen Belästigung in minder schwerem Fall schuldig, seither scheint es ruhig um ihn geworden zu sein.