Samstag, 20. April 2024

Mangelnder Spieler­schutz: Unternehmer reicht Millionen­klage gegen Kindred ein

Per Holknekt Per Holknekt verklagt Kindred wegen mangelnden Spielerschutzes (Bild: mynewsdesk, CC 3.0)

In Schweden sieht sich der Glücksspiel-Konzern Kindred mit einer möglicherweise teuren Spielerschutz-Klage konfrontiert. Der Unternehmer Per Holknekt hat den Sportwetten-Anbieter Unibet auf Schadenersatz verklagt, weil die Kindred-Tochter ihn seiner Ansicht nach nicht ausreichend vor seiner Spielsucht geschützt habe.

Über 10 Mio. SEK Schadenersatz gefordert

Einem Bericht der schwedischen Zeitung Expressen zufolge, habe der 62-Jährige Klage vor einem Stockholmer Bezirksgericht eingereicht. Darin fordere er von Kindred ein Schmerzensgeld in Höhe von 10,2 Mio. SEK (980.000 Euro).

Als Begründung führten Holknekts Anwälte in einer 25-seitigen Klageschrift an:

Das Glücksspiel-Unternehmen hat die Spielsucht des Spielers bewusst ignoriert und durch ständige Anreize seine finanzielle Situation verschlechtert.

Unibet habe das problematische Glücksspiel-Verhalten ihres Mandanten geschürt, um diesen trotz der hohen erlittenen Verluste zum Weiterspielen zu animieren. Nach ihrer Auskunft habe der Kläger auf diese Weise über einen Zeitraum von 15 Jahren rund 26 Mio. SEK (2,5 Mio. Euro) verspielt.

Dies sei dem Buchmacher anzulasten, da dessen Maßnahmen zum Spielerschutz nicht ausreichend gewesen seien. Nach schwedischem Recht hätte Unibet den Spieler aufgrund seiner hohen Verluste kontaktieren müssen. Dies sei jedoch „absichtlich“ unterlassen worden, was einen klaren Verstoß gegen das Glücksspielgesetz darstelle.

Ein bewegtes Leben

Holknekt hat bereits ein schillerndes Leben hinter sich. In den 1980er Jahren lebte er als erfolgreicher Profi-Skateboarder für mehrere Jahre in Kalifornien. Später gründete er nach einem Wirtschaftsstudium in Stockholm mehrere Unternehmen mit Skateboard-Artikeln.

Um das Jahr 2000 herum wurde ihm seine Alkoholsucht zum Verhängnis, in deren Folge er seine Firmen und sein Vermögen verlor. Deshalb lebte Holknekt zeitweise auf der Straße und finanzierte sich durch den Verkauf einer Obdachlosenzeitschrift.

Nachdem er eine Entziehungskurs erfolgreich hinter sich gebracht hatte, trat Holknekt auch in einer Staffel von Big Brother Schweden auf. Dort wurde er erst am letzten Tag von den Zuschauern herausgewählt und schaffte es so auf den zweiten Platz.

Im Jahr 2002 gründete Holknekt gemeinsam mit einem Freund erneut ein Unternehmen. Die Modefirma Odd Molly entwickelte sich zu einem Erfolg und wurde bis 2013 von dem umtriebigen Unternehmer geführt. Nach seinem Ausstieg veröffentlichte der damals 55-Jährige seine Biographie.

Ob er mit seiner Spielerschutz-Klage Erfolg haben wird, hängt nun vom Gericht ab. Alexander Westrell, Leiter der Kommunikationsabteilung von Kindred, erklärte dem Expressen auf Nachfrage hin lediglich, dass man die Vorladung zur Kenntnis genommen habe. Bis auf weiteres werde das Unternehmen keinen weiteren Kommentar zu dem Fall abgeben.