Samstag, 12. Oktober 2024

Kritik an bundesweiter Werbung für Online-Casinos wird lauter

Frau an Roulettetisch

Vertreter von Lotteriegesellschaften und der Automatenbranche kritisieren vermehrte Werbung für illegales Online-Glücksspiel vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Unterstützung erhalten sie von der Drogenbeauftragten der Bundesregierung Daniela Ludwig. Diese kündigte an, intervenieren zu wollen, um bundesweite Werbung für Online-Casinos zu unterbinden.

Mehr Werbung Für Online-Casinos

Aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen verbringen viele Menschen mehr Zeit zu Hause und im Netz. Dies machten sich auch Betreiber verbotener Online-Casinos zunutze, warnen nun Glücksspiel-Branchenverbände gegenüber der Deutschen Presseagentur dpa.

So erklärt Michael Barth, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der deutschen Glücksspielunternehmen e.V. (BDGU) und Geschäftsführer von Lotto Bremen, dass aktuell bei privaten Radiosendern, in Zeitungen und via Facebook ein Anstieg der Werbung für illegale Online-Casinos zu beobachten sei.

Laut Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz  vom vergangen März soll der neue Glücksspieländerungsstaatsvertrag am 1. Juli 2021 in Kraft treten. Bis dahin ist das Spiel in Online-Casinos für Deutsche, die außerhalb von Schleswig-Holstein wohnen, illegal. Das nördlichste Bundesland beschreitet seit Jahren einen Sonderweg und hat eine Handvoll Lizenzen an Internet-Glücksspielanbieter vergeben.

Rückendeckung erhält der Lotto-Vertreter vonseiten der Spielhallenbetreiber. Diese beklagen ebenfalls massive Werbung der verbotenen Konkurrenz aus dem Internet.

Mitverantwortlich für die hierdurch geförderte Abwanderung von Spielern in die Illegalität seien auch die anhaltenden Corona-bedingten Spielhallen-Schließungen, so Georg Stecker, Vorstandssprecher des Branchenverbands Die Deutsche Automatenwirtschaft e.V.

Auch der Deutsche Lotto- und Totoblock (DLTB) legte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Wert auf die Feststellung, dass Online-Casinos und Online-Poker in Deutschland – mit Ausnahme Schleswig-Holsteins – nach wie vor nicht erlaubt seien.

„Schlichtweg skrupellos“

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Ludwig erklärte der dpa gegenüber, dass Glücksspiel im Internet auch unabhängig von der derzeit durch die Corona-Pandemie verschärften Situation nicht „das Gelbe vom Ei“ sei.

So sorge fehlende soziale Kontrolle beim Besuch von Online-Casinos zu einem erhöhten Spielsuchtrisiko. Die aktuellen Werbebemühungen der Anbieter seien jedoch besonders verantwortungslos:

Auf Kosten von suchtkranken Menschen Profit zu machen, geht gar nicht. Bundesweit gezielte Werbung für Online-Casinos zu schalten, ist illegal und gerade jetzt in Coronazeiten, wo die Menschen allein zuhause sitzen, schlichtweg skrupellos.

Deswegen, so Ludwig, werde sie sich direkt an TV-Sender und Medienaufsichten wenden. Ob und wie eine Reaktion auf das verstärkte Werbeaufkommen der Online-Glücksspielanbieter aussehen könnte, bleibt jedoch bis auf weiteres offen:

Eine Sprecherin der Gemeinsamen Geschäftsstelle der Medienanstalten erklärte auf Anfrage, dass konkrete Hinweise auf Verstöße gegen Richtlinien nur von den jeweiligen Medienanstalten der Länder geprüft und gegebenenfalls sanktioniert werden könnten.