Montag, 09. Dezember 2024

Philippinen: Großfahndung nach Mord an glücksspiel-kritischem Journalisten

Täter mit Pistole auf Motorrad|Philippinsches Polizeiauto|Schusswaffe Typ .45 ACP

Nach dem kaltblütigen Mord an dem philippinischen TV- und Radio-Journalisten Dindo Generoso (†67) sucht das Justizministerium (DOJ) nach den zwei noch flüchtigen Tatverdächtigen. Generoso wurde am 7. November auf dem Weg zur Arbeit in der Stadt Dumaguete von zwei Männern auf einem Motorrad verfolgt und erschossen.

Während das Mordmotiv von der Polizei noch nicht geklärt werde konnte, ist Medienberichten zufolge nicht auszuschließen, dass Generosos öffentliche Kritik am lokalen Glücksspiel das Motiv gewesen sein könnte. Er habe in seinen Radioprogrammen über illegale Glücksspielaktivitäten und Korruption gesprochen.

Die Spur der Polizei führte unmittelbar zu dem örtlichen Buchmacher Tomasino Aledro sowie dem Polizeibeamten Roger Rubio. Auf die beiden Männer, die gemeinsam mit zwei weiteren unmittelbar nach der Tat des Mordes angeklagt wurden, ist derzeit ein Kopfgeld von 100.000 PHP (knapp 1.781 Euro) ausgesetzt

Täter mit Pistole auf Motorrad

Täter auf Überwachungskameras festgehalten (Bild: Youtube/#GMAnews)

Sofortiger Tod im Kugelhagel

Der Mord an Dindo Generoso schockiert die philippinische Medienlandschaft [Bericht auf Englisch]. Der regional bekannte Radiomoderator, welcher seit Jahren für den Sender dyEM 96.7 FM Bai Radio gearbeitet hatte, wurde am Donnerstagmorgen in seinem Wagen auf dem Weg zur Arbeit erschossen.

Den polizeilichen Berichten zufolge sei er von zwei Männern auf einem Motorrad verfolgt worden, von denen einer während des Fahrens das Kugelfeuer eröffnet haben soll.

Die Schüsse seien aus einer Handfeuerwaffe des Typs .45 ACP abgefeuert worden und hätten Generoso insgesamt achtmal getroffen. Er sei dadurch unmittelbar tödlich verletzt worden.

Zunächst sei die Polizei davon ausgegangen, dass der Mord das Resultat einer Familienfehde gewesen sein könnte. Kurz darauf sicher gestellte Aufnahmen aus umliegenden Überwachungskameras hätten die Ermittler aber schnell auf eine andere Fährte gebracht.

Demnach seien die Mörder wenige Minuten vor dem Angriff aus einem Mitsubishi Strada Pickup gestiegen, um auf das Motorad zu umzusteigen. Der zurückgelassene Wagen sei als das Eigentum von Tomasino Aledro, einem Buchmacher der Stadt, identifiziert worden.

Aufgrund der hohen Zahl unaufgeklärter Morde an Journalisten befinden sich die Philippinen weltweit auf Platz fünf des sogenannten Impunity Index. Generosos Mord erinnert dabei an den Anschlag auf den Radioreporter Edmund Sestoso im Mai 2018. Auch dieser wurde von einem Motorrad aus im eigenen Wagen erschossen. Der Mord an ihm konnte bisher nicht aufgeklärt werden.

Die Flüchtigen: ein Buchmacher und ein Polizist

Der Geschäftsmann Tomasino Aledro betreibt in der Stadt unter dem Namen „Small Town Lottery“ eine beliebte Form des Glückspiels, welche auf dem traditionellen Zahlenspiel „Jueteng“ basiert.

Generoso soll sich in seinen Radioauftritten mehrmals sehr kritisch gegenüber genau diesem Glücksspiel geäußert haben und es unter anderem mit Korruption in Verbindung gebracht haben.

Schusswaffe Typ .45 ACP

Aledro soll mit einer .45 ACP Handfeuerwaffe geschossen haben (Bild: Wikipedia/Stephen Z)

Aledro soll laut Polizei jedoch nicht der Schütze gewesen sein. Geschossen haben soll ein Mann namens Roger Rubio, der sich zur Zeit der Tat noch im aktiven Polizeidienst befunden haben soll.

Während Aledro und Rubio noch immer auf der Flucht seien, habe man noch am selben Abend zwei weitere Männer verhaften können, den pensionierten Polizeibeamten Glenn Corsame, der das Motorad Motorrad gelenkt haben soll, und Aledros Schwager Teddy Salaw, den Fahrer des Pickups.

Alle vier Männer seien offiziell des Mordes angeklagt worden. Die Tatsache, dass ein aktiver sowie ein ehemaliger Polizist in den Fall verwickelt zu sein scheinen, sorgt für besonderen Aufruhr.

So hat sich auch das Kommittee zum Schutz von Journalisten (CPJ) zu der Tat geäußert. Der Chefbeauftragte der Südasien-Abteilung, Shawn Crispin, sagt:

Die Tatsache, dass die Behörden zwei Personen des Mordes anklagt haben, die im örtlichen Polizeivollzugsdienst arbeiten, zeigt das Ausmaß der philippinischen Straffreiheitskrise und der Gefahren gewalttätiger Anschläge auf Journalisten. Wem können die Medien trauen? Wir rufen die philippinischen Behörden dazu auf, der Aufklärung des Mordes an dem Journalisten Dindo Generoso oberste Priorität zu geben.

Ob der Mord an Generoso, anders als das Schicksal vieler anderer Journalisten, schließlich gänzlich aufgeklärt werden kann, bleibt abzuwarten.