Mittwoch, 24. April 2024

Glücksspiel- und Schifffahrt­konzern Genting unter Druck: MV-Werften planen massiven Stellenabbau

Werft Wismar

MV Werften, Tochterkonzern des Schifffahrt- und Glücksspielunternehmens Genting Hong Kong, hat seine Belegschaft gestern über Restrukturierungsmaßnahmen informiert. Um die zugesagten Kreditmittel des Bundes zu erhalten, sei eine Personalreduzierung notwendig. Nach Informationen des NDR drohe der Abbau von bis zu 1.200 Stellen.

In den letzten Wochen, so heißt es in der gestrigen Pressemitteilung, seien die Verhandlungen zwischen der Geschäftsführung, den Betriebsräten und der IG Metall zum Restrukturierungskonzept intensiviert worden. Dies sei notwendig gewesen, um eine finale Zusage für den Kredit aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds zu erhalten.

Im Oktober hatte MV Werften die Zusage für ein Darlehen in Höhe von 193 Mio. Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen. Mit diesen Mitteln sollte die Luxus-Yacht der Superlative Endeavor 1 fertiggestellt und der Betrieb der MV Werften bis Ende März 2021 sichergestellt werden. Weitere Mittel seien jedoch davon abhängig, ob das Unternehmen auch künftig als tragfähig eingeschätzt werde.

Eine Voraussetzung für die Gewährung der Kredite sei die Anpassung des Personals an die Auftragslage. Diese jedoch stagniert, denn aufgrund der Corona-Krise kam es weltweit zu einem Stopp der Kreuzfahrten und auch der Bedarf der Muttergesellschaft Genting Hong Kong an Luxusschiffen mit Casinos, Restaurants und Co. brach ein.

Ende des Kreuzschifffahrtbaus an der deutschen Ostsee?

Nun sei bis zu ein Drittel der Belegschaft in Wismar, Warnemünde und Stralsund von den Kürzungen betroffen. Eine endgültige Entscheidung werde bis zum 31. März getroffen. Ziel sei es, so schnell wie möglich unter den Rettungsschirm des Bundes zu kommen.

Der Geschäftsführer von MV Werften, Peter Fetten, erklärte:

Es muss das gemeinsame Bestreben von Bund, Land, IG Metall, Betriebsräten und uns als Geschäftsleitung sein, die aktuellen Projekte erfolgreich fortzuführen und parallel die Finanzierungsbedingungen für neue Aufträge zu regeln. Eine positive Entwicklung hätte auch wieder eine Erhöhung der Personalstärke zur Folge.

Der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, erklärte, er erwarte von Mutterkonzern Genting Perspektiven für die Beschäftigten und verbindliche Zusagen. Angesichts der aktuellen Krise jedoch besteht bei Genting Hong Kong derzeit kein Bedarf an Luxus-Yachten.

Bereits im August 2020 hatte der Mutterkonzern der MV Werften erklärt, angesichts der durch die Covid-19-Pandemie hervorgerufenen Krise alle Zahlungen an Gläubiger einzustellen. Allerdings, so Friedrich, seien für die Werften auch andere Projekte, zum Beispiel für die Marine oder die Offshore-Windindustrie, möglich.

Der Weiterbau der Luxusyachten mit Casinos, Kinos, Restaurants, Spas und Co. könnte damit in den Werften an der norddeutschen Ostsee schon ab März ein Ende finden.