Donnerstag, 28. März 2024

PayPal schränkt Zahlungen an Online Casinos ein

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PayPal ist eine der weltweit meistgenutzten Methoden für die Abwicklung von Onlinezahlungen. Nun hat der Finanzdienstleister in Deutschland damit begonnen, die Möglichkeit von Geldtransfers an einzelne Online Casinos einzuschränken.

PayPal als Zahlungsmittel bei Online Casinos beliebt

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Auch GVC ist von dem Ausschluss betroffen (Bild: GVC)

Beim Kauf von Waren und Dienstleistungen im Internet führt inzwischen kaum noch ein Weg an PayPal vorbei. Weltweit vertrauen unzählige Onlinehändler und Millionen von Kunden auf die sichere und unkomplizierte Zahlungsmethode.

Kein Wunder, dass deshalb auch immer mehr Online Casinos dazu übergegangen sind, PayPal zu ihren Zahlungsmöglichkeiten hinzuzufügen. Dem Finanzdienstleister ist diese Praxis anscheinend ein Dorn im Auge, denn das Unternehmen hat damit begonnen, erste Anbieter aus der Liste der akzeptierten Finanzpartner zu streichen.

PayPal arbeitet nicht mehr mit 888 und GVC

Zu den ersten betroffenen Unternehmen gehören 888 Holdings und GVC Holdings. Die Glücksspiel-Konzerne sind in Deutschland mit Online Casinos wie 888casino, CasinoClub oder Partycasino vertreten. Bei ihnen ist es für Kunden seit dem heutigen Mittwoch nicht mehr möglich, PayPal aus Zahlungsmittel auszuwählen.

GVC hat zudem angekündigt, PayPal ab dem 19. Dezember aus sämtlichen Online Casinos des Konzerns in Deutschland als Zahlungsoption zu entfernen. Eine Erklärung für diesen Schritt blieb der Konzern allerdings schuldig. Auch 888 Holdings äußerte sich nicht öffentlich zu dem PayPal-Bann.

Deutschland ist GVCs größter Auslandsmarkt
Der PayPal-Boykott trifft GVC vorerst nur in Deutschland, dem wichtigsten Auslandmarkt des britischen Glücksspiel-Konzerns. Allein im dritten Quartal 2018 konnte das Unternehmen seine Einnahmen um 30 % steigern.

Haupttreiber des Umsatzwachstums dürfte die Übernahme des Sportwetten-Anbieters bwin im Jahr 2015 gewesen sein, denn die Buchmacher zählen zu den größten Online-Wettbüros im Land.

Bisher sind keine Einschränkungen bei weiteren Anbietern bekannt. Doch es ist allerdings noch vollkommen offen, ob PayPal künftig weitere Online Casinos ausschließen wird.

Unklare rechtliche Situation einer der Gründe für Rückzug

Einer der Gründe für PayPals Schritt könnte in der schwierigen rechtlichen Lage liegen, die derzeit in Deutschland herrscht. So ist es noch immer nicht eindeutig geklärt, wie Online-Glücksspiel hierzulande gesetzlich überhaupt einzuordnen ist.

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Die rechtliche Lage ist verworren (Bild: Pixabay)

Zwar steht im Glücksspielstaatsvertrag, dass „das Veranstalten und Vermitteln öffentlicher Glücksspiele im Internet verboten ist“ (§ 4 Absatz 4). Doch die internationalen Anbieter berufen sich auf die EU-Dienstleistungsfreiheit sowie vorhandene Glücksspiel-Lizenzen aus europäischen Staaten, die sie zum Betrieb der Online Casinos in Deutschland berechtigten.

Solange der Gesetzgeber keine eindeutige Regelung zu Behandlung des Online-Glücksspiels erlässt, operieren die Unternehmen in einem Graubereich. Es ist diese fehlende rechtliche Grundlage, die PayPal vor festen vertraglichen Bindungen mit den Casinos zurückschrecken lässt.

Schon seit Längerem kein PayPal-Käuferschutz für Online Casinos

Dass PayPal dem Glücksspiel kritisch gegenübersteht, wurde bereits in der Vergangenheit deutlich: So gewährt das Unternehmen seinen Kunden schon seit November 2016 keinen Käuferschutz mehr. Seitdem weist PayPal in seinen AGB explizit darauf hin, dass dieser Service für Online-Glücksspiel und Sportwetten nicht mehr gilt.

PayPals Käuferschutz ist einer der wichtigsten Gründe für den Erfolg des Zahlungsanbieters, der ursprünglich als Tochterunternehmen von eBay gegründet wurde. Besonders in dem Auktionsgeschäft zwischen Privatpersonen dient der Käuferschutz zur Absicherung der Parteien, denn er garantiert den Käufern eine Rückerstattung gezahlter Gelder, falls die vereinbarte Lieferung der Leistung ausbleibt.

Seit Einführung wurde der Service bereits millionenfach in Anspruch genommen und gewährt Kunden beim Onlinehandel auch heute noch Schutz vor Betrug.

Ein wichtiger Grund für den Ausschluss der Online Casinos dürfte die Tatsache gewesen sein, dass viele Spieler den Käuferschutz einsetzten, um die Zahlung von Spielschulden abzuwenden. Da jeder dieser Widersprüche für PayPal mit einem enormen Prüfungsaufwand verbunden ist, entledigte sich das Unternehmen durch die Neuformulierung seiner AGB dieser zeitraubenden Last.

Online Casinos übertrumpfen sich mit Zahlungsoptionen

Wenn es um das Angebot von möglichen Zahlungswegen geht, überbieten sich die Anbieter von Online-Glücksspielen geradezu. Die Unternehmen wissen, dass auf dem umkämpften Markt das Angebot von attraktiven und weit verbreiteten Zahlungskonditionen ein absolutes Muss ist, um neue Kunden zu gewinnen.

Deshalb zählen übliche Zahlungsmittel wie Kreditkarten und Barüberweisungen schon lange zu ihrem Repertoire und auch das weltweit populäre PayPal gehört bei vielen Online Casinos ebenfalls dazu. Darüber hinaus offerieren sie meist diverse zusätzliche Optionen, beispielsweise Online-Geldbörsen wie Skrill oder Neteller.

Inzwischen sind Anbieter von Online-Glücksspiel sogar vereinzelt dazu übergegangen, Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum in die Reihe ihrer akzeptierten Zahlungsmittel aufzunehmen. Kritiker werfen den Unternehmen jedoch vor, mit diesen nicht zurück zu verfolgenden Transaktionswegen Delikten wie Geldwäsche oder Terrorfinanzierung Tür und Tor zu öffnen.

Allerdings macht die Vielzahl der Zahlungsoptionen die Online Casinos gleichzeitig unabhängiger von einzelnen Finanzdienstleistern. Sollte PayPal also künftig alle Glücksspiel-Unternehmen ausschließen, werden Kunden noch immer ausreichend Wege finden, um Gelder auf ihre Accounts zu buchen.