Donnerstag, 25. April 2024

Pilotprojekt: Schulen in UK geben Unterricht zu Spielsuchtprävention

Gruppe junger Menschen|

Gruppe junger Menschen

Schüler in Großbritannien sollen in der Schule über Glücksspiel aufgeklärt werden. (Bild: Getty)

In Großbritannien ist ein Pilotprojekt zum Thema Spielsuchtprävention in Schulen angelaufen. Es handelt sich dabei um ein Projekt der Denkfabrik Demos. Kinder und Jugendliche sollen dabei ein Bewusstsein für die Risiken von Glücksspiel entwickeln. Anlass für das neue Schulfach war die Tatsache, dass rund 25.000 Kinder im Vereinigten Königreich derzeit als Problemspieler gelten. Eine aktuelle Studie fand zudem heraus, dass jedes sechste Kind zwischen 11 und 15 Jahren in der letzten Woche ein Glücksspiel gespielt hat.

Bis jetzt wurden 650 Kinder an weiterführenden Schulen im ganzen Land im Fach Spielsuchtprävention unterrichtet. Sie erhielten vier Unterrichtsstunden zum Thema.

Kinder lernen Hilfe zur Selbsthilfe

Das Ziel des Unterrichts ist es, den Schülern ein Risikobewusstsein zu vermitteln und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um Anbieterstrategien zu erkennen, die Kunden zum Weiterspielen animieren sollen. Ein weiteres wichtiges Thema ist der Bereich Impulskontrolle sowie der Umgang mit Spielsuchtfällen im eigenen Umfeld. Die Unterrichtsstunden informieren die Kinder auch darüber, wo sie Beratungs- und Hilfsangebote finden, wenn sie auffälliges Spielverhalten an sich selbst oder anderen feststellen.

Glücksspielsucht kommt in Schulen bisher zu kurz

Initiator des Projekts ist die Denkfabrik Demos. Bei Denkfabriken, auch Thinktanks genannt, geht es darum, durch Forschung, Sozial- und Wirtschaftswissenschaft die Politik und öffentliche Meinung zu beeinflussen. Die britische NGO und Präventionsstelle GambleAware fungierte als Sponsor des Projekts.

Demos geht es bei seinem Projekt darum, präventiv aktiv zu werden, um ein späteres Eingreifen oder gar eine therapeutische Behandlung zu vermeiden. In britischen Schulen würden zwar Sucht- und Risikofaktoren wie Alkohol, Drogen und auch sexuelle Aufklärung im Unterricht behandelt, so Demos; das Thema Spielsucht sei derzeit jedoch nicht im Lehrplan enthalten. Für Simone Vibert von Demos ist dieser Umstand nicht nachvollziehbar:

„Angesichts der Tatsache, dass es heute an der Tagesordnung ist, dass Kinder und Jugendliche über die Risiken von Drogen, Alkohol und Sex aufgeklärt werden, ist es sehr ungewöhnlich, dass nur so wenige über Glücksspiel informiert werden.“

Die Bedeutung und der Wert der Unterrichtsstunden könne gar nicht hoch genug angesetzt werden, so die Fachfrau:

Spielsucht kann einen verheerenden Einfluss auf das Leben eines Menschen haben, ganz zu schweigen von den Folgen für Freunde, Familie und das gesamte Land. Die Prävention muss hier klare Priorität haben, damit eine spätere Behandlung überflüssig wird. In den Unterrichtsstunden wird den Schülern beigebracht, Risiken abzuwägen, ihre Impulse zu kontrollieren und anderen zu helfen. All diese Dinge können dazu beitragen, die Entwicklung einer Spielsucht zu verhindern und auch andere gefährliche Verhaltensweisen zu reduzieren.“

Während der Projekts stellte sich heraus, dass 41 % der 650 teilnehmenden Schüler im letzten Jahr ein Glücksspiel gespielt hatten. Dabei führen Wetten das Feld an, gefolgt von Spielautomaten und Kartenspielen. Die Zahlen bestätigen den bereits bekannten Trend von Glücksspielen unter Minderjährigen. Auch in Deutschland beteiligen sich immer mehr Schüler an Glücksspielen. So ergab eine Studie von 2017, dass jeder dritte Berliner Schüler schon einmal an einem Glücksspiel teilgenommen hat.

Projekt entpuppt sich als Erfolg

Nach Abschluss des Projekts beobachtete Demos einen Rückgang bei der Beteiligung an Glücksspielen bei den teilnehmenden Kindern, besonders bei Kartenspielen. Auch konnten mehr Kinder Auskunft darüber geben, wo man bei problematischem Spielverhalten Hilfe finden und auf welche Weise Betroffenen geholfen werden könne.

Infolgedessen hat Demos die britische Regierung aufgefordert, den Spielsuchtpräventions-Unterricht als festes Fach im Rahmen der Fächergruppe Persönlichkeitsentwicklung, Sozialwissenschaften, Gesundheit und Wirtschaft zu verankern.