Samstag, 12. Oktober 2024

Pokerspieler nach U-Bahn-Bombe zu 15 Jahren Haft verurteilt

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Der britische Student Damon Smith ist zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. (Bildquelle)

Nach dem Skandal um den pokerspielenden Ex-Passagier der United Airlines, Dr. David Dao, reiht sich eine weitere traurige Meldung in die Berichterstattung ein. Der britischer Student und Hobby-Pokerspieler Damon Smith ist zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden, nachdem er 2016 eine selbstgebaute Bombe in der Londoner U-Bahn deponiert hatte. Der damals 19-jährige Smith erklärte sein Verhalten als harmlosen Streich zu Halloween und dass es sich lediglich um eine Rauchbombe gehandelt haben solle. Eine terroristische Motivation konnte ausgeschlossen werden. Der junge Mann beschäftigte sich jedoch in seiner Freizeit bevorzugt mit Waffen und Sprengstoffen. Sein Hobby finanzierte er sich offenbar über Gewinne aus Pokerturnieren. Das Urteil folgt auf den Anschlag in Manchester am 22. Mai 2017, bei dem 22 Menschen ums Leben kamen.

Selbstbausatz aus dem Internet

Damon Smith posiert mit Geldscheinen

Damon Smith auf Twitter. (Bildquelle)

Der mittlerweile 20-jährige Student hatte die Bombe im Oktober 2016 in einem Rucksack in der U-Bahn-Linie Jubilee liegen gelassen. Dabei wurde er von einer Überwachungskamera gefilmt. Der Sprengsatz sollte an der North Greenwich Haltestelle explodieren. Zum Glück der zehn Insassen bemerkte der Zugführer die Tasche mit den daraus hervorstehenden Kabeln und verständigte die Polizei. Die Anleitung zum Bau der Bombe soll Smith im Internet gefunden haben. Sie soll aus der Feder des islamischen Terrornetzwerkes al-Qaida stammen. Einige Bestandteile sind frei zugänglich in Supermärkten erhältlich. Zwar war das Gericht erleichtert, eine terroristisch motivierte Tat ausschließen zu können, doch die Faszination Smiths mit Massenmorden und der ISIS-Bewegung sowie seine autistische Entwicklungsstörung machen eine Einordung der Tat umso schwieriger.

Talentierter Pokerspieler und begabter Student

Damon Smith studierte Computerforensik an der London Metropolitan University und galt als Einzelgänger. Seine autistischen Züge sollen zwar seine sozialen Kontakte beeinflusst haben, nicht aber seine Intelligenz. So soll er ein begeisterter Pokerspieler gewesen sein, der am Morgen des „Bombenscherzes“ noch 500 Pfund beim Online Poker gewonnen haben soll. Auf Twitter posiert der junge Mann mit Geldscheinen, die aus seinen Poker Erfolgen stammen sollen. Nachbarn beschreiben ihn so:

„Er hat sich viel mit Poker beschäftigt, war ein richtiger Poker Fan und hat auch Clubs angehört und so weiter. Viel geredet hat er nicht.“

Ein anderer Anwohner berichtete:

“Er ist sehr intelligent, wirklich sehr intelligent. Ich weiß, dass er Poker und dergleichen gespielt hat und richtig gut darin war.“

Seine Mutter und offenbar einzige Bezugsperson hält währenddessen an der Meinung fest, dass ihr Sohn lediglich ein verletzlicher Junge sei, der Hilfe brauche und keine Gefängnisstrafe. Er habe bloß eine als Scherz gemeinte Rauchbombe bauen wollen, wofür er nun büßen müsse.

Ein kleiner Baufehler verhinderte Schlimmeres

Hätte Smith die Bombe auch nur etwas anders gebaut, so wäre sie sehr wahrscheinlich hochgegangen. Dass eine Explosion ausblieb und der Zugführer den Rucksack zuerst als Fundstück einstufte, bevor er die Drähte bemerkte, sei laut Experten reines Glück gewesen. Dean Haydock, Leiter der Anti-Terrorismus-Einheit der Metropolitan Police stellte klar:

„Smiths Bombe war eine fähige Waffe. Dass sie nicht detoniert ist, war unser großes Glück.“

Auch andere Spezialisten stufen den Sprengsatz als gefährlich ein. Wäre er tatsächlich wie geplant explodiert, so hätte er zahlreiche Menschenleben gefordert. Smith selbst leugnete bis zum Schluss die Anklage auf vorsätzlichen Besitz explosiver Substanzen und plädierte stattdessen auf Herstellung einer Bombenattrappe. Dieser Argumentation folgte das Gericht jedoch nicht. Bei einer Hausdurchsuchung wurden zudem mehrere Waffen, darunter Messer, Schlagringe und eine Schreckschusspistole, gefunden.

Poker kein Risiko

Weder die Behörden noch eine andere Stelle hat Smiths Pokerspiel in Verbindung mit dem Motiv für die Tat gebracht. Die einzige Bedeutung kommt dem Spiel höchstwahrscheinlich als Geldquelle für das teure Hobby des 20-Jährigen zu. Ein ehemaliger Bekannter des jungen Briten sagte in einem Interview über seinen damaligen Freund:

„Damon war sehr gut im Pokern. Ich könnte mir vorstellen, dass er so seine Waffennachbauten bezahlt hat.“

Damon Smith scheint jedoch nicht mehr als ein Hobbyspieler gewesen zu sein, denn seine Einträge in der Pokerdatenbank Hendon Mob weisen lediglich drei Einträge und ein Preisgeld von ca. 1.200 US-Dollar auf. Damit wird deutlich, dass Smiths Begeisterung für Poker offenbar nicht mehr als ein Hobby war, während er einen Großteil seiner Freizeit mit dem Nachbau von Waffen verbrachte.