Dienstag, 10. Dezember 2024

Priester betrog Gemeinde um 120.000 Euro für Glücksspiel und wurde selbst zum Betrugsopfer

Kirchenstühle|Dieb

Der 64-jährige katholische Priester Bernard Gawletta der Gemeinde Ballenstedt entnahm der Kirchenkasse widerrechtlich 120.000 Euro für ein vermeintliches Glücksspiel, doch wurde selbst Opfer eines Betrugs. Diese Art von Betrug im Internet oder am Telefon ist ein zunehmendes Phänomen, dem viele Personen zum Opfer fallen.

Folgendes führe zu der Unterschlagung des Kirchengeldes:

Gawletta erhielt im Juli eine E-Mail, in der ihm ein Gewinn in Höhe von 1 Million Euro angekündigt wurde. Angeblich hätte er den Jackpot geknackt.

Eigentlich hätte der Priester an dieser Stelle bereits stutzig werden sollen, denn er habe nach eigenen Aussagen nie an einer Lotterie teilgenommen. Doch der gutgläubige Mann hat sich von den Versprechungen der Betrüger, die vermutlich in Spanien ansässig sind, überzeugen lassen.

Priester, Gebet

Gawletta wollte Bedürftigen helfen. (Bild: pixabay.com)

Gawletta wurden mehrere Dokumente zugesandt, unter anderem authentisch wirkende Zertifikate eines staatlichen spanischen Kreditinstituts.

Doch dann folgten Forderungen vermeintlich notwendiger Gebühren, Kosten für die Transaktionen sowie für Steuern, die zuerst entrichtet werden müssten, bevor das Geld an ihn weitergeleitet werden könne.

Zuerst forderten die Betrüger vergleichsweise niedrige Beträge. Doch dann wurden die Forderungen immer höher. Schließlich macht Gawletta sogar eine Überweisung von ganzen 20.000 Euro auf ein Konto in Spanien.

Nachdem der Priester sein privates Vermögen in Höhe von 35.000 Euro aufgebraucht hatte, legte er Hand an die Gemeindekasse und entwendete 120.000 Euro.

Auf seine Nachfragen hin sollen die Betrüger stets plausible Erklärungen parat gehabt und gesagt haben, er sei ganz kurz vor dem Ziel. Als der Priester seinen Fehler erkannte, war es bereits zu spät und es blieb ihm nur die Selbstanzeige beim LKA Sachsen-Anhalt.

Gawlettas Entschuldigung bei der Gemeinde

Doch was wollte Gawletta mit dem vielen Geld? Nach eigenen Aussagen habe er Menschen in Not helfen wollen:

„Ich wollte es einfach an andere weitergeben, die es nötiger haben als ich. Ich brauche weder ein Haus, noch einen Porsche oder eine Weltreise.“

Es ist noch nicht entschieden, ob der Priester weiter in seinem Amt verbleiben kann. Aktuell wurden ihm von Bischof Gerhard Feige vom Bistum in Magdeburg die kirchlichen Vollmachten entzogen. Heute werde über weitere Konsequenzen entschieden, sagte eine Sprecherin des Bistums. Anschließend werde man dem Bischof eine Empfehlung geben.

Gawletta sagte am Sonntag seiner Gemeinde in Ballenstadt, dass es ihm sehr Leid tue und dass er das Geld zurückzahlen werde.

So gehen Betrüger vor

Eine Nachricht über einen Gewinn löst im ersten Moment große Freude aus. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn es könnte sich um eine Betrugsmasche handeln. Zwar wenden die Betrüger unterschiedliche Varianten an, doch die Vorgehensweise ist im Grunde immer sehr ähnlich:

In der Regel werden die Opfer dazu aufgefordert, vor der Auszahlung eines vermeintlichen Gewinns bestimmte Leistungen zu erbringen, beispielsweise indem Gebühren entrichtet werden müssen oder eine kostenpflichtige Hotline genutzt werden muss.

Die Betrüger kontaktieren ihre Opfer meist per Telefon oder E-Mail und geben sich als Anwalt oder Notar aus, um Vertrauen zu gewinnen. Die Anrufer sind hervorragend geschult und überzeugen durch gekonnte Rhetorik.

Um auch Skeptiker zu überzeugen, werden gefälschte Rufnummern genutzt, beispielsweise von einer renommierten Anwaltskanzlei oder einer Behörde. Dafür wird eine spezielle Technik verwendet, die es ermöglicht, auf dem Display des Opfers die gewünschte Nummer anzuzeigen.

Schutz vor Betrug

  • Um Betrügern nicht zum Opfer zu fallen, gibt es einige einfache Tipps:
  • Wer nicht Lotto oder Ähnliches gespielt hat, kann auch nicht gewinnen
  • Keine Gebühren für vermeintlichen Gewinn zahlen
  • Keine kostenpflichtigen Hotlines anrufen
  • Keine Zusagen am Telefon machen
  • Eigene Daten nicht preisgeben
  • Anrufer nach seiner Identität fragen und alle Angaben genau dokumentieren und überprüfen
  • Geldforderungen ablehnen
  • Regelmäßige Kontrolle der Telefonrechnung und der Kontoauszüge

Es ist für die Opfer allerdings nicht immer leicht, Betrüger als solche zu erkennen, denn die Täter warten mit sehr ausgeklügelten Maschen auf und üben sogar starken Druck aus. So geben sie sich unter anderem auch als Polizeibeamte oder Richter aus. Es wird manchmal auch behauptet, der Angerufene sei in ein polizeiliches Ermittlungsverfahren involviert.

Wer am Telefon Skepsis zeigt, wird unter Druck gesetzt. Nicht selten drohen die Täter den Zahlungsunwilligen mit Konsequenzen, beispielsweise einer Strafanzeige. In so einem Falle sollte zur Polizei Kontakt aufgenommen werden.

Jüngste Betrugsfälle

Die Maschen der Betrüger und die Art und Weise, wie sie vorgehen, wird immer ausgeklügelter. Für viele Menschen ist es trotz umfangreicher Aufklärungskampagnen der Polizei immer noch schwer zu unterscheiden, welche Angebote im Internet vertrauenswürdig sind und welche nicht.

Leider häufen sich die Betrugsfälle. So wird in Sachsen-Anhalt aktuell nach einem Mann gefahndet, der im Internet Produkte wie Fernseher, Klimaanlagen und andere technischen Geräte in großem Stil verkauft, aber nie verschickt haben soll. Über 500 Haushalte sollen abgezockt worden sein.

Ein weiterer Fall ist der Betrug an einem 73-Jährigen aus Norderstedt. Im Oktober 2018 soll ein Anrufer sich als Mitarbeiter von Microsoft ausgegeben und dem Rentner 400 Euro abgenommen haben.

Dabei scheint es sich bei dem Opfer keineswegs um einen Menschen zu handeln, der mit der digitalen Welt nicht vertraut ist. Als ehemaliger Ingenieur sei er häufig im Web unterwegs und nutze die digitalen Dienste wie Messenger und WhatsApp.

Dieb, Laptop, Kreditkarten

Tausende Opfer durch Internet-Betrug (Bild: pixabay.com)

Zuerst habe er vermeintliche E-Mails von Microsoft erhalten, die ihn darauf hingewiesen hätten, sein Rechner sei nicht ausreichend gegen Viren geschützt.

Er habe diese allerdings gelöscht. Doch dann sei er am 25. Oktober angerufen worden. Ein Mann mit indischem Akzent habe gefragt, warum er nicht auf die Mails reagiert habe.

Anschließend habe der Anrufer mitgeteilt, dass die installierten Virenschutzprogramme des Rechners inaktiv seien. Daher müsse er sofort eine neue Windows Version für 300 Euro installieren.

Der Trick, dass sich Betrüger als Tech Support ausgeben, ist seit 2014 auch in Deutschland weit verbreitet. Microsoft gibt an, dass monatlich mehr als 11.000 Fälle bekannt würden. Allein in Deutschland werde die Zahl von der Verbraucherzentrale auf mindestens 7.500 geschätzt. Allerdings ist die Dunkelziffer weitaus höher.

Für die Polizei sind die Ermittlungen häufig kompliziert, denn die Täter agieren oft aus dem Ausland und verwenden Fake E-Mail-Adressen, ausländische Konten und Online Bezahldienstleister.