Donnerstag, 28. März 2024

Spanien: Razzien in 1800 Spielhallen und Wettbüros

spanische Nationalpolizei

Die spanische Polizei hat im Rahmen einer groß angelegten Aktion innerhalb von 48 Stunden Razzien in rund 1800 Spielhallen und Wettbüros durchgeführt. Wie die Nationalpolizei gestern in ihrer Pressemitteilung bekanntgab, wurden bei den am 26. und 27. September durchgeführten Kontrollen 28 Minderjährige identifiziert.

Die Nationalpolizei führte die Großaktion namens „Arcade“ in Kooperation mit der autonomen Polizei von Navarra und Katalonien im gesamten Land mit Ausnahme des Baskenlandes durch. Ziel war es sicherzustellen, dass die Glücksspieleinrichtungen die Jugendschutzbestimmungen erfüllen und Minderjährige keinen Zutritt zu Glücksspieleinrichtungen erhalten.

In Spanien ist das Glücksspiel für Minderjährige unter 18 Jahren verboten. Javier Molinera, Leiter der Abteilung für Glücksspielkontrolle der Nationalpolizei, erklärte bei einer Pressekonferenz, die Polizei führe regelmäßig Kontrollen durch und stelle so sicher, dass Jugendschutzbestimmungen eingehalten werden.

Für die nun durchgeführte Aktion habe man sich auf Beschwerden aus der Bevölkerung hin entschieden. Es seien zunehmend Vorwürfe laut geworden, Jugendliche hätten freien Zugang zu Glücksspieleinrichtungen.

Maßnahmen durch den Glücksspielsektor und Erziehungsberechtigte zu ergreifen

Molinera bezeichnet die Zahl der Minderjährigen, die bei den Kontrollen identifiziert werden konnten als hoch, da jede Ziffer von Null aufwärts zu vermeiden sei. Er wies jedoch auch darauf hin, dass die Anzahl der Minderjährigen in Relation zur großen Anzahl der kontrollierten Glücksspieleinrichtungen zu setzen sei.

Madrid, Plaza de Cibeles

In Madrid kam es am Sonntag zu Demonstrationen gegen Wettlokale. (Bild: Pixabay/Carabo Spain)

Laut Molinera gebe es keine andere Branche, auf die derart viel Druck ausgeübt werde, wenn es um die Einhaltung der bestehenden Normen gehe. Man müsse mit dem Sektor zusammen prüfen, wo Fehler zu finden seien. Fraglich sei beispielsweise, ob sich Jugendliche in einer Gruppe zusammen mit Volljährigen einschmuggelten oder ob es tatsächlich an der Zugangskontrolle hapere.

Die Minderjährigen, die bei der Großaktion identifiziert werden konnten, wurden auf die Polizeistation gebracht. Von hier aus wurden Eltern oder Erziehungsberechtigte benachrichtigt. Ziel sei es, diese zu Maßnahmen anzuregen, derartige Vorfälle zu verhindern.

Abgesehen von den Minderjährigen wurden 184 Volljährige angetroffen, die sich nicht zureichend ausweisen konnten. Ohne entsprechende Dokumente sei es jedoch nicht möglich zu verhindern, dass Personen Glücksspieleinrichtungen betreten, die sich für einen Selbstausschluss entschieden haben.

Glücksspiel bei Minderjährigen – ein reales Problem in Spanien?

Der Generaldirektor von CEJUEGO, Alejandro Landaluce betont, dass es in Spanien kein echtes Problem mit dem Jugendschutz gebe und die Anzahl der bei den Razzien angetroffenen Jugendlichen sehr gering sei. Es handele sich gerade einmal um einen Prozentsatz von 0,93 Prozent. Landaluce sagte:

„Die daraus resultierenden Daten bestätigen unsere Überzeugung, dass es zwar Verbesserungspotentiale bei den technischen Systemen zur Zugangskontrolle gibt, aber kein reales Problem mit dem Zugang Minderjähriger zu den Glücksspiellokalen besteht.“

Er kritisiert, dass in den vergangenen Monaten eine Medienberichterstattung stattgefunden habe, die die Realität nicht widerspiegele.

Druck von Seiten der Öffentlichkeit

Erst einen Tag vor Veröffentlichung der Pressemitteilung zur „Aktion Arcade“ gingen die Menschen in verschiedenen spanischen Städten auf die Straße. Sie protestierten gegen die Verbreitung des Glücksspiels und die Zunahme von Wettlokalen im ganzen Land. Die größte Demonstration fand dabei in der spanischen Hauptstadt Madrid statt, wo nach Angabe des Organisators, der Plattform gegen Buchmacher (Plataforma contra las Casas de Apuestas), rund 1.500 Menschen durch die symbolträchtigsten Straßen zogen.

Die Demonstranten forderten die politischen Entscheidungsträger auf, Maßnahmen zu ergreifen, um „angemessene“ Freizeitaktivitäten zu fördern.

Der regulierte Glücksspielmarkt in Spanien ist einer der größten ganz Europas. Das Land verzeichnet seit dem Jahr 2014 ein deutliches Wachstum in der Glücksspielbranche. Laut Angaben der Glücksspielaufsichtsbehörde, der Dirección de Ordenación del Juego (DGOJ), ist der spanische Glücksspielmarkt zwischen 2012 und 2017 von 2.800 Mio. Euro auf über 13.000 EUR gestiegen.

Adrián Belaire, ein Sprecher der Plattform gegen Buchmacher, erklärt zu den Protesten, man wolle einen täglichen Kampf beginnen, um die Wettlokale zu beseitigen, die die Nachbarschaften zerstören würden

Die spanische Regierung hat in den vergangenen Monaten bereits verschiedene Maßnahmen zur Einschränkung der Glücksspielwerbung und zum Schutz von Minderjährigen ergriffen, wie das Verbot von Wetten auf Events mit minderjährigen Teilnehmern. Ob weitere Maßnahmen erfolgen, dürfte auch davon abhängen, ob es dem Land gelingt, seine Regierungskrise zu beenden.