Freitag, 19. April 2024

Türkei: Notfallprogramm soll den Fußball und die Süper Lig retten

türkscher Fußballverein Fenerbahce|Şükrü-Saracoğlu-Stadion

Die türkische Fußball-Profiliga, die Süper Lig, steckt in einer Finanzkrise, während die großen Fußballclubs vor der Pleite zu stehen scheinen. Medienberichten zufolge soll sich der türkische Fußballverband (TFF) in Gesprächen mit dem türkischen Bankenverband (TBB) befinden.

Die staatliche Ziraat Bank soll mit dem TFF ein Notfallprogramm ausgehandelt haben. Dies sieht eine Umschuldung für die vier großen Fußballvereine vor.

Die „großen Vier“ in der Schuldenfalle

Fußball hat in der Türkei eine lange Tradition. Im Jahr 1923 wurde der türkische Fußballverband (Türkiye Futbol Federasyonu, TFF) gegründet. Seit seiner Gründung ist der Fußballverband TFF Mitglied der FIFA und nicht nur ausgesprochen populär, sondern auch wirtschaftlich von großer Bedeutung.

Professionelle Ligaspiele werden in der Türkei seit dem Jahr 1959 ausgetragen. Bei der sogenannten Süper Lig spielen insgesamt 18 Mannschaften, jedoch ist es bisher nur fünf Fußballclubs gelungen, die Profi-Meisterschaft zu gewinnen: den drei großen Istanbuler Clubs Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas sowie den Clubs Trabzonspor und Bursaspor.

Gemeinsam werden die Vereine Galatasaray, Fenerbahce, Besiktas und Trabzonspor häufig als die „großen Vier“ bezeichnet. Mittlerweile jedoch haben sie sich unter anderem mit teuren Spielertransfers in die roten Zahlen gewirtschaftet.

Die Gesamtschulden der insgesamt 18 Vereine der türkischen Süper Lig sollen sich auf rund 2,3 Milliarden Euro belaufen. Wie der Wirtschaftsdienst Bloomberg [Seite auf Englisch] angibt, haben allein der Club Fenerbahce 344 Millionen Euro Schulden.

Şükrü-Saracoğlu-Stadion

Im Şükrü-Saracoğlu-Stadion finden die Heimspiele des Profi-Vereins Fenerbahce statt. (Bild: Wikipedia)

Die Schulden bei Besiktas belaufen sich auf 164 Millionen Euro, Trabzonspor soll 121 Millionen Euro Schulden haben. Im vergangenen Jahr war Trabzonspor mit einer Transfersperre von der FIFA belegt worden, weil der Verein den Spieler Matus Bero verpflichtet hatte, aber nicht allen Zahlungen nachgekommen war.

Die „großen Vier“ werden von 90 Prozent der Fans im Land unterstützt und was ihre Schulden angeht, so wurden, wie die Deutsche Welle kommentiert, von der TFF ebenso wie von der türkischen Politik „gerne einmal beide Augen zugedrückt“. Inzwischen ist der Finanzdruck so groß, dass die Regierung die größte türkische Bank Ziraat Bankasi aufgefordert hat, den Fußballvereinen mit Krediten zu helfen.

Die Umschuldungspläne des TFF und der Ziraat Bank

Anfang Januar haben sich der Vorsitzende des türkischen Fußballverbandes (TFF), Yildirim Demiroren, und der Vorsitzende des türkischen Bankenverbandes (TBB9, Huseyin Aydin, in den Geschäftsräumen der Ziraat Bank getroffen. Hier sollen sie über die Umschuldungspläne gesprochen und ein Rettungspaket von über zwei Milliarden Euro ausgehandelt haben.

Geplant ist, dass die Ziraat Bank die Schulden mehrerer Fußball-Clubs solange übernimmt, bis diese sich konsolidiert haben. Danach sollen die Clubs ihre Verbindlichkeiten begleichen.

Der Spielerberater Baris Güclü jedoch sieht Ursache der Krise im System. Er betont, dass der türkische Fußball-Verband TFF die Vereine nicht sanktioniert habe. Die Sportjournalistin Sema Tugce Dikici nennt der Deutschen Welle als mögliche Lösung eine Neustrukturierung, wie sie bei Borussia Dortmund erfolgt ist:

„2005 war Borussia Dortmund so gut wie pleite, doch dann wurde der Verein zu einem der wohlhabendsten Klubs in Europa. Wie ist das gelungen? Mit einer Neustrukturierung. Erst einmal tilgte die Führung die Schulden. Dann arbeitete man an der Infrastruktur. Der Verein verkaufte seine teuersten Spieler und verringerte dadurch die Verbindlichkeiten. Heute hat Borussia Dortmund Einnahmen von bis zu 350 Millionen Euro im Jahr. Das ist mehr als alle vier türkischen Vereine zusammen.“

Doch die Clubs stecken nicht nur finanziell in der Bredouille, sondern auch ihre Performance bei der Süper Lig zeugt von der Krise. So führt die Tabelle derzeit mit 38 Punkten der Verein Basaksehir an, der eng mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Verbindung steht.

Der Istanbul Başakşehir Futbol Kulübü

Der Istanbuler Verein Basaksehir wurde im Jahr 1990 vom damaligen Bürgermeister Nurettin Sözen gegründet. Im Jahr 2007 ist der Verein in die Süper Lig aufgestiegen. Der junge Verein gilt spätestens seit Umzug ins neue Stadion, das von der Kaylon Grup Holding gebaut und von Erdogan eingeweiht wurde, als ausgesprochen regierungsnah. So ist der Hauptsponsor die Krankenhauskette Medipol, die Erdogans Leibarzt Fahrettin gehört.

Die großen Vier dagegen sind in der Tabelle gesunken. So befindet sich Trabzonspor derzeit an Tabellenplatz fünf, Besiktas auf Platz sechs und Fenerbahce ist auf Platz 15 gesunken. Buchmacher sehen die Chancen, die folgenden Spiele zu gewinnen, teilweise dennoch positiv. So veranschlagen Buchmacher für das Spiel Besiktas gegen BB Erzurumspor für Besiktas eine Quote von 2.0.