Freitag, 29. März 2024

Deutsche Universität kassiert für Glücksspiel-Werbung

Mensch

Die Universität des Saarlandes soll laut einem am vergangenen Freitag veröffentlichten Artikel des Nachrichtenmagazins bento im letzten Jahr einen fünfstelligen Geldbetrag für Glücksspiel-Werbung kassiert haben.

Auf ihrer offiziellen Webseite soll die Bildungseinrichtung in der Sparte „Uni-Ratgeber“ das Glücksspiel nicht nur beworben, sondern auch zu den Casino- und Sportwetten-Seiten verlinkt haben. Inzwischen wurde die betreffende Seite offline gestellt.

Insgesamt sollen sich 118 SEO-optimierte Ratgeber-Artikel mit Tipps und Tricks an StudentInnen gewandt haben. Diese Artikel seien in die Kategorien Karriere, Finanzen, Lifestyle, Jobs und Freizeittipps eingeteilt gewesen.

Studentinnen und Studenten, Hörsaal

StudentInnen sind die Kunden von morgen. (Bild: pixabay.com)

Allerdings sollen nur wenige Artikel dabei gewesen sein, die sich explizit mit unibezogenen Ratschlägen an StudentInnen gerichtet hätten, zum Beispiel mit Tipps zur Antragsstellung für Bafög.

Die meisten Artikel seien auf kommerzielle Seiten mit teilweise dubiosen Angeboten verlinkt worden.

Darunter hätten sich unter anderem Webseiten befunden, die Heilsteine, Mediatoren, Trading oder Cannabisöle beworben hätten.

Doch die meisten Artikel, insgesamt 26 von 118, hätten laut bento offensiv Webseiten mit Sportwetten und Casinospielen beworben.

Konsumfreudig, offen für Neues und karriereorientiert

StudentInnen sind die Kunden von morgen. Große Unternehmen wie „Campus Service“ empfehlen explizit die Kooperation mit Universitäten, denn die Zielgruppen seien fast ohne „Streuverluste“ und „exklusiv“ erreichbar.

Glücksspiel-Webseiten profitieren

Die Pressesprecherin der Universität, Friederike Meyer zu Tittingdorf, kommentierte, die Texte seien von einem externen Marketingunternehmen erstellt und nur von einer Mitarbeiterin der Universität gegengelesen worden. Das Geld sei in Studentenprojekte investiert worden.

Indes bedaure die Universität die lückenhafte Qualitätskontrolle. Die Texte seien umgehend gelöscht worden. Auch sei die Zusammenarbeit mit den externen Partnerunternehmen eingestellt worden.

Für die Universität scheint es sich gelohnt zu haben, die Werbungen zu platzieren, denn monatlich habe das Institut laut dem Analysedienst „Similarweb“ zwischen 600.000 und 900.000 Aufrufe gehabt.

Für die Shops und Casino-Betreiber sei dies lohnend, kommentierte Andreas Bippes, Geschäftsführer von PrimSEO, einer auf Suchmaschinenoptimierung spezialisierten Agentur.

Er sagte:

„Um es mit einem Bild zu erklären: Wenn ein hochgeschätzter Kollege einem ein neues Restaurant empfiehlt, dann probiert man es höchstwahrscheinlich aus. Universitäten wertet Google so wie wir diesen Kollegen – und schätzt sie als sehr vertrauenswürdige Quellen ein.“

Bippes führte aus, dass es Agenturen gebe, die viel Geld für das Platzieren eines Artikels mit einem entsprechenden Link bezahlten. Insbesondere Sportwetten-Anbieter drängten auf diese Weise in den Markt.