Donnerstag, 25. April 2024

WeChat Glücksspielring in China hochgenommen

Roter Umschlag||

Roter Umschlag

Auf diese roten Umschläge wurde in China verbotenerweise gewettet (Bild: alibaba.com)

Die Behörden in China haben einen illegalen Glücksspielring auf dem Kurznachrichtendienst WeChat, dem chinesischen Pendant zu WhatsApp, gesprengt. Die Spieler hatten unerlaubterweise auf die sogenannten „Red Packets“ oder „Red Envelopes“ von WeChat gewettet.

Über 7,5 Millionen Euro im Spiel

Der aktuelle Fall hat sich in Shenzhen ereignet, einer 12-Millionen-Einwohner Stadt im Südosten Chinas. Innerhalb eines Jahres konnten die Behörden 71 Personen unter dem Verdacht des illegalen Glücksspiels festnehmen. Das weitere Verfahren ist nicht bekannt. In den Provinzen Jiangsu, Hunan, Yunnan, Guizhou, Sichuan und Zhejiang sollen sich ähnliche Vorkommnisse ereignet haben.

In China ist Glücksspiel verboten. Zuletzt wurde sogar der Poker-Bereich stark eingeschränkt, als diesen April Poker Apps in den sozialen Netzwerken verboten wurden. Einzige Ausnahme ist die Sonderverwaltungszone Macau, die sich dank gigantischer integrierter Casino-Resorts, Investoren und zahlreichen Besuchern und Touristen vom chinesischen Festland zum weltweit größten Markt für Glücksspiel entwickelt hat.

Die verdächtigen Aktivitäten sollen sowohl auf dem populären Nachrichten- und Zahlungsdienst WeChat als auch auf dem Messenger QQ stattgefunden haben. Chinesischen Medien zufolge sollen Beträge von über 60 Millionen Yuan involviert gewesen sein, was umgerechnet rund 7,5 Millionen Euro entspricht.

WeChat ist die asiatische Variante von WhatsApp

Logo von WeChat

WeChat App (Bild: switch-tech.de)

Bei WeChat handelt es sich um ein Angebot der chinesischen Tencent-Gruppe. Das Unternehmen ist nicht nur für seinen Nachrichtendienst bekannt, sondern vertreibt unter anderem auch den Online Multiplayer Arena of Valor. Mit der Übernahme des Spieleentwicklers und Liga-Veranstalters Riot Games im Jahr 2015, der unter anderem für das Mega-Game League of Legends verantwortlich zeichnet, drängt Tencent außerdem immer stärker auf den eSports Markt.

WeChat hat sich im Laufe der Zeit von einem Messenger zu einer Social Media und Mobile Payment App weiterentwickelt und gehört zu den weltweit erfolgreichsten Apps.  In China gilt WeChat als „die App für alles“ oder als „Super-App“, denn das Programm bietet zahlreiche Funktionen für diverse Lebensbereiche an. Rund eine Milliarde Menschen nutzen WeChat bereits.

„Red Packets“ ermöglichen Geldsendungen an Freunde & Familie

Das Versenden von sogenannten „Red Packets“ oder „Red envelopes“ (chinesisch „Hong Bao“) ist eine Zusatzfunktion von WeChat, die es Nutzern seit einigen Jahren ermöglicht, Freunden, Familienangehörigen und Bekannten Geld zu schicken.

Das Verschenken von roten Umschlägen, die Geldscheine enthalten, ist eine Tradition in China und anderen asiatischen Ländern. Die Umschläge werden zu besonderen Anlässen wie Feiertagen, Hochzeiten, Abschlüsse und anderen Fest- und Feierlichkeiten vergeben. Laut Tencent wurden allein während des chinesischen Neujahrsfests diesen Februar über 768 Millionen der virtuellen roten Aufmerksamkeiten verschickt oder empfangen. Dabei handelt es sich um einen Anstieg von rund 10 % im Vergleich zum Vorjahr.

Aber nicht nur Tencent, sondern auch die Alibaba Group des chinesischen Business Tycoon Jack Ma bietet das Verschicken von Hong Bao an. Über das Kommunikationstool DingTalk, das hauptsächlich im Geschäftsbereich genutzt wird, können die digitalen Umschläge ebenfalls versandt werden.

Mit Robotern auf „Red Packets“ wetten

Das Spiel mit Hong Bao kann auf verschiedene Art und Weise ablaufen. So kann ein Mitspieler beispielsweise gewinnen, wenn er den Umschlag mit dem niedrigsten oder höchsten Betrag erhält. Die Gelbeträge können außerdem in Punkte umgewandelt werden, was weitere Wettmöglichkeiten eröffnet. Der Teilnehmer mit den meisten Punkten kann diese später zum Beispiel in echtes Geld umwandeln.

Laut Aussage der Ermittler setzen Organisatoren teilweise sogar Roboter ein, wie die South China Morning Post berichtet [Artikel auf Englisch]:

„Einige Veranstalter haben Programme eingeführt, die automatische Berechnungen vornehmen, um die Spielrunden noch effizienter zu machen.“

Dabei ist das Wetten über WeChat kaum mit Kosten für die Spieler verbunden. Auch das Risiko, entdeckt und verhaftet zu werden, ist relativ gering. Denn aufgrund der hohen Fluktuation und der Kurzlebigkeit von Gesprächsgruppen, die zudem während ihrer Existenz geschlossen sind, haben die chinesischen Behörden große Schwierigkeiten, den Spielern auf die Schliche zu kommen.