Samstag, 20. April 2024

WSOP 2022: Christoph Vogelsang verpasst knapp das erste Bracelet für Deutschland

Dan Smith, Jeff Platt, Christoph Vogelsang Kommentator Jeff Platt überreicht Smith das Bracelet. (Bild: PokerGO Screenshot)

Das sechste Bracelet-Event [Seite auf Englisch] der World Series of Poker 2022, die $25.000 Heads Up No-Limit Hold’em Championship, ist in der Nacht zu Sonntag im Bally’s und Paris Las Vegas zu Ende gegangen. In einem nervenaufreibenden Match unterlag der deutsche Poker Pro Christoph Vogelsang (36) gegen den US-Amerikaner Dan Smith (33), der sein erstes Bracelet sowie ein Preisgeld von 509.717 USD gewinnen konnte.

Vogelsang, der als einer der besten deutschen Pokerspieler gilt, verpasste damit knapp den ersten Sieg für Deutschland und sein erstes Bracelet. Er beendete das Turnier auf dem zweiten Rang und gewann ein Preisgeld von 315.029 USD.

Auf dem Weg zum finalen Heads-up-Duell schlugen Vogelsang und Smith mehrere hochkarätige Spieler. Zu ihren Gegnern gehörten Daniel Negreanu, Phil Ivey, Erik Seidel und der Deutsche Koray Aldemir, der Sieger des WSOP Main Events 2021.

Fast wäre es auch Vogelsang geglückt, ein Bracelet mit nach Hause zu nehmen. Mit einem Runner-Runner Flush baute Vogelsang seine Führung zunächst stark aus. Doch dann stellte Smith seinen Stack mit einem Paar Sechsen All-in und erhielt einen Call von Vogelsang mit Ad-5h. Dies brachte dem US-Amerikaner den Chiplead.

In der finalen Hand schob Smith erneut seine Chips mit Ah-4d in die Tischmitte und erhielt einen Call von Vogelsang mit Ac-10c. Doch das Board brachte mit 4s-8h-2d-7d-3s das Paar für Smith und damit den Sieg.

Smith kommentierte:

Es war ein hartes Match, viele Hände waren ziemlich verrückt und es fühlte sich an, als würde alles gegen mich laufen. Ich bin normalerweise kein sentimentaler Mensch, aber heute ging es um das Bracelet. Ich brauchte eine Portion Glück, um es zu schaffen, aber ich akzeptiere es.

Dan Smith, Chips, Karten

Dan Smith gewinnt sein erstes Bracelet. (Bild: wsop.com)

Christoph Vogelsang im Fokus der Kritik

Nach dem Heads-up gegen Smith steht der Zweitplatzierte Christoph Vogelsang nun wegen „Tanking“ in der Kritik. Dies veranlasste einige Stimmen aus der Community, bei Bracelet-Events der WSOP die Einführung der Shot Clock zu fordern.

Tanking bedeutet, dass ein Spieler sehr viel Zeit benötigt, um eine Entscheidung zu treffen. Ist eine bestimmte Zeit verstrichen, haben die Gegenspieler die Möglichkeit, „Time“ zu annoncieren. In diesem Fall wird der Floorman gerufen, der dem Spieler eine Minute Zeit gibt, um seinen Move zu tätigen. Um Tanking zu verhindern, kann eine Shot Clock zum Einsatz kommen. Diese gibt die Zeit vor, die den Spielern pro Zug zur Verfügung steht.

In dieser Situation, die ein Post auf Twitter dokumentiert [Video auf Englisch], benötigte Vogelsang mehr als zwei Minuten für seine Entscheidung:

Dies dürfte auch einer der Gründe dafür gewesen sein, warum das Match mehr als vier Stunden dauerte, bis die finale Hand ausgespielt wurde. Kommentator Jeff Platt fragte Vogelsang, warum er sich so viel Zeit lasse. Daraufhin antwortete der Deutsche:

An meinem Tanking können Sie wahrscheinlich sehen, dass meine Unentschlossenheit eine meiner Schwächen ist. Auch im Leben überlege ich vielleicht etwas länger, wie ich eine Entscheidung treffen soll, und das überträgt sich wahrscheinlich auf das Pokern.

Vogelsang will versuchen, künftig schneller zu spielen. Ob er sich daran hält, wird sich zeigen.