Samstag, 27. Juli 2024

WSOP 2022: Espen Jorstad aus Norwegen ist Poker-Weltmeister

Espen Jorstad ist der erste Norweger, der ein Bracelet gewinnt. (Bild: wsop.com)

Das Main Event der World Series of Poker 2022 (WSOP) im Bally’s und Paris Las Vegas ist entschieden [Seite auf Englisch]. Espen Jorstad aus Norwegen setzte sich gegen 8.663 Spielerinnen und Spieler durch und gewann das goldene Bracelet und ein Preisgeld von 10 Mio. USD.

Jorstad ist der erste Norweger, der das WSOP Main Event gewinnt. Damit lässt er seinen Landsmann Felix Stephensen hinter sich, der 2014 den zweiten Platz belegte. Zudem setzte sich Jorstad an die Spitze der norwegischen Geldrangliste.

Das erste, was der frisch gekürte Poker-Weltmeister nach seinem spektakulären Sieg tat, war, mit seiner Mutter zu telefonieren, erklärte Jorstad einer Schar von Reportern:

Sie weinte und es fiel ihr schwer zu sprechen. Sie ist mein größter Fan, also war es ziemlich emotional. Es fühlt sich wirklich gut an.

Kampf zwischen drei Kontinenten

Nur drei Spieler waren am Samstag übrig und kämpften um den Titel. Adrian Attenborough aus Australien, Michael Duek aus Argentinien und Espen Jorstad aus Norwegen hatten sich den größten Teil des Preispools von 80.782.475 USD gesichert.

Dem Drittplatzierte waren 4 Mio. USD bereits sicher, dem Zweitplatzierten winkte ein Gewinn von 6 Mio. USD. Doch es ging um mehr als Geld. Die drei verbliebenen Spieler kämpften um das goldene Bracelet sowie um den prestigeträchtigen Titel des Poker-Weltmeisters 2022.

Jorstad startete in Tag 8 mit den meisten Chips und behielt diese Position auch bei, als das Trio sich an den Tisch setzte. Mit 298 Millionen Chips hatte Jorstad einen überwältigenden Vorsprung mit doppelt so vielen Chips wie der zweitplatzierte Adrian Attenborough (149,8 Millionen), der seinerseits deutlich vor Michael Duek aus Argentinien (72,1 Millionen) lag.

Wer sind die drei Finalisten?

Jeder der drei Finalisten hat seine Talente an den Live- und Online-Pokertischen bereits unter Beweis gestellt. Der 34-jährige Pokerprofi Jorstad spielt vornehmlich Online-Poker.

Er stammt aus Steinkjer in Norwegen und zog 2019 nach London im Vereinigten Königreich. Jorstad streamt seine Erfolge seit mehreren Jahren und vertrat zuvor Unibet Poker, bevor er vor kurzem Elite MTT-Instruktor für die Trainingsplattform Run It Once wurde.

Attenborough war in den letzten Jahren aus der Live-Poker-MTT-Szene verschwunden, nachdem der 28-Jährige aus dem australischen Brisbane nach Las Vegas gezogen war, wo er um hohe Einsätze spielte.

Zusammen mit den australischen High Rollern Michael Addamo und Kahle Burns nahm Attenborough früher an High-Stakes-Wettbewerben teil und erspielte vor seiner Teilnahme am WSOP Main Event 2022 fast 1,5 Mio. USD. Er war 2017 außerdem GPI Player of the Year für Australien.

Pot-Limit Omaha-Spezialist Duek könnte auch in die Fußstapfen eines Landsmannes treten. Im Jahr 2020 konnte Damian Salas das WSOP Main Event für sich entscheiden.

Duek wohnt in Florida und wurde von einer großen Fangemeinde unterstützt. Einige seiner Familienangehörigen waren für diesen besonderen Moment eingeflogen und unterstützten Duek während des gesamten Abends.

Es war ein bahnbrechendes Jahr für den Argentinier, der bereits kurz davor stand, ein WSOP-Bracelet zu gewinnen. Bei Event #69: $10.000 Pot-Limit Omaha 8-Handed Championship belegte er den dritten Platz und gewann 548.015 USD.

Dritter Platz für Michael Duek

Am Samstagabend wurden die ersten Karten verteilt. Zwar gelang es Duek, seinen Stack etwas zu vergrößern, doch in der neunten Hand musste er sich nach einem Duell gegen Attenborough geschlagen geben.

Der Australier raiste vom Button, Duek erhöhte und erhielt einen Call. Der Flop brachte Qd-10c-5h. Beide Spieler checkten. Der Turn brachte Ks, Duek spielte an, Attenborough callte.

Michael Duek

Michael Duek belegte den dritten Platz. (Bild: wsop.com, @Hayley Hochstetler)

Der River brachte 3s, Duek setzte einen Großteil seines Stacks, der Australier raiste. Duek schob seine verbliebenen Chips in die Mitte und zeigte beim Showdown mit Kh-8d sein Top Pair. Der Australier hatte mit Ac-Jc allerdings die Nuts und schickte Duek an die Rail.

Duek kommentierte:

Das war eine tolle Erfahrung. Es war auf jeden Fall viel aufregender, als ich jemals gedacht hätte. Ich bin einfach nur glücklich und dankbar für dieses Ergebnis. Ich bin wirklich dankbar, dass [meine Familie] es geschafft hat, hierher zu kommen und mich zu unterstützen und ich diese Erfahrung mit ihnen teilen kann.

Heads-up zwischen Down Under und dem hohen Norden

Attenborough konnte seinen Stack nach der Hand gegen Duek aufbauen, so dass der Vorteil des Norwegers nur noch geringfügig war, als die beiden Spieler sich zum Heads-up an den Tisch setzten.

Es gelang dem Australier sogar, kurzzeitig den Chiplead zu erlangen, doch Jorstad erkämpfte sich erneut die Führung. Nach einer guten Stunde Spielzeit kam es schließlich zur entscheidenden Hand.

Nach einem gelimpten Pot brachte der Flop 4h-2h-2c. Attenborough check-raiste, Jorstad antwortete mit einem Re-Raise, der Australier callte. Der Turn brachte 8s. Attenborough checkte, Jorstad setzte. Attenborough entschied sich nach einer längeren Bedenkzeit zu einem Call.

Adrian Attenborough

Der Zweitplatzierte Adrian Attenborough war enttäuscht über seine Leistung. (Bild: wsop.com, @Spenser Sembrat)

Der River brachte Qc und in der Tischmitte lag bereits ein riesiger Pot. Jorstad schob seine verbliebenen Chips in die Mitte, der Australier überlegte mehr als acht Minuten, bis er sich entschloss zu callen und enthüllte mit Jc-4s Two Pair. Jorstad aber zeigte mit Qd-2s jedoch das Full House, das ihm den Sieg bescherte.

Auch wenn Runner-up Attenborough 6 Mio. USD gewonnen hatte, war ihm die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Er habe lange über seine letzte Hand nachdenken müssen, sagte er zu Jeff Platt, dem Kommentator der WSOP:

Ich habe es definitiv nicht verdient, 6 Mio. USD zu gewinnen. Ich habe mich mitreißen lassen und das ist wirklich schade. So ein großer Fehler am Ende. Aber es ist ok, ich bin super stolz.

Ein neuer Poker-Weltmeister wurde letzte Nacht gekrönt. Nach seinem spektakulären Sieg wolle der Norweger nun etwas tiefer in die High Roller-Szene vordringen und mehr 25.000-Dollar-Turniere spielen. Aber er wolle auch einige vernünftige Investitionen tätigen.