Donnerstag, 25. April 2024

Casinobetreiber Galaxy wird beschuldigt, Mitarbeiter in Macau über Social Media auszuspionieren

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In den Galaxy-Casinos in Macau sollen Mitarbeiter im Netz überwacht worden sein. (Bild: banyantree.com)

In Macau verdichten sich die Meldungen, der Glücksspielriese Galaxy Entertainment, einer der bedeutenden Lizenznehmer im weltweit größten Glücksspielmarkt, überwache die Aktivitäten seiner Mitarbeiter in Facebook und anderen sozialen Netzwerken. Um den Ruf des Unternehmens nach einer Welle von Beschwerden seitens der Angestellten zu retten, sollen gefälschte Kommentare und Inhalte im Internet platziert worden sein.

Zu diesem Zweck soll Galaxy eine Zusammenarbeit mit YouFind vereinbart haben, einem Rund-um-Dienstleister für Marketingbetreuung aus Hongkong. Dies berichtet die South China Morning Post (SCMP), die größte englischsprachige Tageszeitung Hong Kongs. Sie gehört der einflussreichen Alibaba Group von Jack Ma.

Die SCMP ist als Hongkonger Betrieb unabhängig von der Zensur aus Peking und gilt als renommiertes Medium. Die Zeitung beruft sich bei ihrem jüngsten Bericht über die Vorgänge bei Galaxy auf Dokumente, die von unbekannter Stelle in Umlauf gebracht worden sein sollen.

Taifun ist Auslöser für mutmaßliche Überwachungsaktion

Macau nach dem Taifun Hato

Macau nach dem Taifun (Bild: scmp.com)

Auslöser für die mutmaßliche Zusammenarbeit von Galaxy und YouFind sei laut der South China Morning Post der Taifun Hato, der im August 2017 auf die Casinos von Macau traf.

Der Wirbelsturm richtete große Schäden in Südchina, Hongkong und Macau an und forderte 26 Menschenleben. Hunderte weitere Personen wurden verletzt und es entstanden Sachschäden in Höhe von fast 1 Milliarde Euro. Bei der Katastrophe handelte es sich um den stärksten und verheerendsten Taifun seit Jahrzehnten in der Region. Von allen Küstengebieten wurde Macau am schlimmsten getroffen.

Infolge der Katastrophe konnten viele Casinomitarbeiter in Macau gar nicht oder nur verspätet zur Arbeit erscheinen. Dennoch sei von ihnen erwartet worden, pünktlich zum Dienst anwesend zu sein, andernfalls sei mit Gehaltskürzungen gedroht worden. Der Unmut über dieses Management und die schlechten Arbeitsbedingungen äußerte sich schließlich in negativen Kommentaren in den sozialen Netzwerken.

Negativ-Kommentare sollen ersetzt werden

Im Rahmen der Schadensbegrenzung und um das Image der Galaxy Group wieder aufzupolieren, soll der Casinobetreiber mit YouFind vereinbart haben, Online-Aktivitäten von Mitarbeitern zu überwachen und negative Berichterstattung durch positive Kommentare in Facebook-Gruppen und andere sozialen Medien auszugleichen. Zu diesem Zweck sollen Fake-Profile genutzt worden sein. Galaxy-Mitarbeiter, die anonym bleiben wollen, äußerten sich gegenüber die CSMP bereits zu dem Fall und sagten:

„Viele Nutzer hier wissen nicht genau, wie sie ihre Posts nur für Freunde sichtbar machen können. Ich bin sehr verärgert darüber, dass mein Arbeitgeber meine privaten Unterhaltungen mitliest und negative Äußerungen über Galaxy hinter meinem Rücken ausfindig machen kann. Klatsch und Tratsch ist normal und das Gleiche gilt auch für die freie Meinungsäußerung. Es sollte verboten sein, dass wir von unserem Arbeitgeber ausspioniert werden und dass unsere Meinungen und Ansichten verkehrt und gefälscht werden.“

Ein Kollege pflichtete ihm bei uns erklärte gegenüber der SCMP:

„Nach seinem Verhalten während Hato macht sich Galaxy Sorgen um seinen Ruf. Aber das ist zu viel […] und ich finde, es schränkt mich in meiner Privatsphäre und meiner freien Meinungsäußerung ein. Meine Aussagen dürfen nicht von erfundenen Online-Profilen torpediert werden.“

Überwachungs- und Kontrollvorgänge müssen per Gesetz gegenüber dem Personal kommuniziert und angekündigt werden. Dies habe im Fall von Galaxy jedoch nicht stattgefunden, so die Angestellten und Gewerkschaften. Die Vereinbarung mit geltenden Datenschutzrichtlinien ist noch nicht abschließend geklärt.

Experten für Online-Sicherheit schätzen die Lage als schwierig ein. So sei die Image-Analyse in den sozialen Netzwerken eine gängige Praxis. Auch könne über Stellungnahmen Position zu bestimmten Vorwürfen bezogen werden. Wenn zu diesem Zweck jedoch Dritte angeheuert würden, die sich als unabhängig ausgeben, dann stelle dies ein Problem dar.

Behörden ermitteln, Galaxy negiert unrechtmäßiges Vorgehen

Der Fall soll bereits geprüft werden, so Hongkongs Datenschutzbeauftragter Stephen Wong Kai-yi. Galaxy betont, man habe sich in dieser Sache nichts zuschulden kommen lassen und sich stets an geltende Gesetze gehalten. In einem ersten Statement von Galaxy heißt es, eine Kooperation mit YouFind gäbe es zwar, diese diene jedoch ausschließlich dem Ausbau und der Verbesserung der Social Media Präsenz des Unternehmens:

„In Einklang mit absolut gebräuchlichen und internationalen Branchenverhaltensregeln hat die Galaxy Entertainment Group externe Dienstleister für den Bereich Social Media Marketing verpflichtet. Auf diese Weise soll die Präsenz der Gruppe in den sozialen Medien analysiert und verbessert werden. Galaxy hat und wird den unrechtmäßigen Einsatz von Social Media nicht zulassen. Wir kommen aktiv unserer Sozialverantwortung nach und stellen zu jedem Zeitpunkt sicher, dass unser Verhalten den Gesetzen von Hongkong und Macau entspricht.“

Einer unbekannten Quelle zufolge soll es sich bei der Zusammenarbeit mit YouFind jedoch um einen hochsensiblen Vertrag gehandelt haben, um den in der Vergangenheit ein großes Geheimnis gemacht wurde. YouFind hat sich trotz vermehrten Versuchen der Kontaktaufnahme noch nicht geäußert.