Donnerstag, 28. März 2024

Lotto in Deutschland leidet unter strengen Werberichtlinien

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Traditionelles Lotto hat in Deutschland einen schweren Stand. (Bild: Getty)

Das deutsche Lotteriewesen sieht sich zunehmend von nicht in Deutschland lizenzierter Konkurrenz bedroht. Das Ungleichgewicht zwischen dem regulierten Lotto- und Totoblock der 16 Bundesländer und ausländischen Online Portalen treibt die staatlichen Lotterien in Deutschland immer weiter in die roten Zahlen. Hessens Finanzminister, Thomas Schäfer (CDU), der gleichzeitig Aufsichtsratschef von Lotto Hessen ist, kritisierte jetzt den Umstand, dass die staatlichen Lottoveranstalter strengen Werbeauflagen unterlägen, während Online Anbieter aus dem Ausland sich über das geltende Recht hinwegsetzten.

Die unsichere Rechtslage in Deutschland im Bereich Glücksspielregulierung ist nicht nur dem deutschen Lotto- und Totoblock ein Dorn im Auge. Fachleute, Experten und Wissenschaftler fordern bereits seit Jahren eine umfassende Regulierung für den deutschen Online Markt, zuletzt auf dem 15. Glücksspielsymposium an der Universität Hohenheim. Bisher ist es der Politik jedoch nicht gelungen, eine tragfähige Lösung zu finden.

Werberichtlinien benachteiligen staatliches Lotto

Finanzminister Thomas Schäfer aus Hessen

Finanzminister Thomas Schäfer (Bild: finanzen.hessen.de)

In den letzten 15 Jahren haben die staatlichen Lotterien einen Rückgang von rund 15 % Spielerbeteiligung verzeichnet. Ein wichtiger Punkt, der dazu beiträgt, dass sich das traditionelles Lotto auf Talfahrt befindet, sind die Werberichtlinien. Der deutsche Lottoblock muss sich an bestimmte Werbevorgaben halten, die im Glücksspielstaatvertrag vorgeschrieben sind. Das Gleiche gilt für Sportwetten, Spielhallen und lizenzierte Online Casinos, für die jeweils unterschiedliche, nach ihrem Suchtpotenzial bemessene, Vorgaben und Einschränkungen gelten. Jedes Bundesland erlässt dabei seine eigenen Werberichtlinien. So ist beispielsweise in § 5 Abs. 3 des sächsischen Gesetzes das Werbeverbot für bestimmte Vertriebswege geregelt:

§ 5 Abs. 3 GlüStV regelt das grundsätzliche Werbeverbot für die Vertriebswege Internet, Fernsehen und Telekommunikationsanlagen. Danach ist Werbung für öffentliche Glücksspiele in diesen drei Medien grundsätzlich verboten.

Dabei können für Lotterien in einigen Bundesländern jedoch Ausnahmen von diesem generellen Verbot gemacht werden. Doch selbst dann unterliegen diese wieder neuen Einschränkungen, wie anhand des sächsischen Beispiels für die ebenfalls ausnahmenbefugten Sportwetten deutlich wird:

„Selbst wenn eine Ausnahme für Werbung für Sportwetten im Fernsehen ereilt wurde, darf diese Werbung aber nicht unmittelbar vor oder während der Live-Übertragung von Sportereignissen auf dieses Sportereignis erfolgen (§ 5 Abs. 3 Satz 3 GlüStV). Dies gilt auch für die Werbung in Spielzeitpausen einer Live-Übertragung oder in Werbeunterbrechungen bei Live-Berichterstattungen.“

Lotto Hessen und sein Vorstand Thomas Schäfer sehen in diesen strengen Auflagen für die staatlich lizenzierten Lotterieveranstalter einen großen Nachteil gegenüber der Konkurrenz. So sollen nicht in Deutschland lizenzierte Internetanbieter ein enormes Werbebudget ausschöpfen. Dieses fällt im Verhältnis zu den Werbeausgaben des deutschen Lotto- und Totoblocks sehr hoch aus.

Lotto Baden-Württemberg ebenfalls in Bedrängnis

Nicht nur in Hessen nimmt der Protest Form an, auch in Baden-Württemberg wehrt sich die staatliche Lotterie gegen die Konkurrenz aus dem Ausland. Lottochef Georg Wacker pflichtet seinen Kollegen aus Hessen bei und sieht ebenfalls das Werbeverbot als ausschlaggebenden Nachteil gegenüber ausländischen Online Anbietern:

„Bei einer Liberalisierung der Angebote müssten wir uns einer übermächtigen Konkurrenz stellen. Wir können bei den Werbeausgaben niemals mithalten mit den Privaten, die nur warten, dass die Schlagbäume hochgehen.“

Laut Georg Wacker beläuft sich das Budget aller 16 Bundesländer auf 78 Millionen Euro. Der deutsche Werbemarkt für Glücksspiel insgesamt verfügt hingegen über ein Volumen von 525 Millionen. Der Lottochef prangert dabei besonders den Investitionsanstieg bei illegalen Anbietern an. Auch im Bereich Sponsoring seien die Staatlichen ins Hintertreffen geraten. Potenzielle Kunden orientierten sich zudem zunehmend am Online Markt, der den traditionellen Anbietern jedoch fast immer unzugänglich ist. Um dem Niedergang des deutschen Lottos vorzubeugen, fordert Georg Wacker die Stärkung des staatlichen Lottomonopols.

Geo-Lotterie in Baden-Württemberg vor dem Aus

Lottochef Georg Wacker aus Baden-Württemberg

Lottochef Georg Wacker (Bild: lotto-bw.de)

Die 2017 neu eingeführte Geo-Lotterie Logeo von Lotto Baden-Württemberg hat sich als Flop herausgestellt. Bei garantierten 120.000 Euro Gewinnauszahlung jede Woche werden im Schnitt weniger als 100.000 Euro gesetzt. Bei Logeo handelt es sich um ein innovatives Konzept, bei dem Spieler mit den Koordinaten ihrer Adresse teilnehmen. Gewinnt ein Spieler, so werden seine geographischen Nachbarn am Gewinn beteiligt.

In anderen Ländern erfreut sich dieses Prinzip großer Beliebtheit. Doch in Deutschland sorgten der hohe Erklärungsbedarf und eine verpflichtende Kundenkarte oft für Probleme. Ob Logeo gerettet oder eingestellt wird, soll am 16. April entschieden werden.